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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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weiß es nicht genau. Ich nehme an, ja.« Rapp griff sich den Vogel und stellte ihn wieder an seinen Platz. »Kommt, ich zeige euch jetzt ein Mikroskop«, sagte er und hoffte, Isi würde ihn bei seinen Erklärungen nicht ständig mit Fragen unterbrechen. Andererseits, das musste er einräumen, war dies nur ein Zeichen ihres Wissensdurstes, und den wollte er auf keinen Fall unterbinden.
    »Seht her, das ist ein solcher Apparat.« Rapp hielt ein Ding hoch, das auf den ersten Blick nicht viel anders aussah als ein dünnes, längliches Holzbrettchen. Wer näher hinschaute, bemerkte jedoch im oberen Bereich ein winziges Loch mit einer Glaslinse darin. Davor befand sich das spitze Ende einer Gewindeschraube, die in Höhe und Abstand verstellbar war. Auf die Spitze der Schraube kam der zu betrachtende Gegenstand, anschließend wurde die Feineinstellung beim Hindurchblicken vorgenommen.
    »Kann ich mal durchgucken?«, fragte Isi. Rapp gab ihr das Gerät.
    »Oooch, da ist ja nix, nur so was Ähnliches wie 'ne blaue Fingerkuppe.«
    Rapp lachte. »Da kannst du mal sehen, wie stark das Mikroskop vergrößert. Deine >Fingerkuppe< ist nichts anderes als die Spitze der Schraube. Warte, gleich erkennst du mehr.« Er nahm aus einem Schaukasten eine Fliege und spießte sie auf die Spitze der Schraube. »Nun?«
    Isi schwieg und starrte angestrengt durch die Linse. Schließlich platzte sie heraus: »Mensch, Teo, die Fliege hat Augen wie ... wie zwei kleine Siebe! Aber sonst kann ich nicht viel sehen.« »Lass mich auch mal.« Mine nahm Isi das Vergrößerungsgerät ab und schaute nun ihrerseits hindurch. »Stimmt«, sagte sie dann, »wie ein Sieb. Und die Beine sind haarig. Ich wusst gar nicht, dass eine Fliege so interessant sein kann. Es musste Mikroskope mit Licht geben, dann könnt man noch mehr sehen. Licht ist immer wichtig.«
    »Das wusste sicher auch Antoni van Leeuwenhoek, als er vor dreißig Jahren diesen Apparat erdachte«, entgegnete Rapp, »aber ich denke, er war zunächst froh, die Erfindung überhaupt gemacht zu haben. Dafür gebührt ihm aller Respekt, denn er war kein Wissenschaftler, sondern beschäftigte sich nur zum Spaß mit der Glasschleiferei. Ich hatte die Ehre, ihn in meiner Holland-Zeit kennen zu lernen. Bei der Gelegenheit überließ er mir auch diesen von ihm selbst gebauten Apparat. Im Gegenzug gab ich ihm ein paar Exemplare meiner südamerikanischen Kerbtiere zur näheren Beobachtung. Kommt mal ans Fenster, dann könnt ihr sicher ein paar Einzelheiten mehr erkennen.«
    Sie schauten und diskutierten noch eine Weile, bis Rapp meinte, er wolle für heute Schluss machen, im Übrigen habe er noch auf dem Pferdemarkt ein paar Einkäufe zu erledigen. Auf die neugierigen Fragen seiner Besucherinnen hin schwieg er jedoch geheimnisvoll.
    Geraume Zeit später, die meisten Buden und Stände auf dem Markt waren schon abgebaut, erwarb Rapp unter anderem ein großes Stück köstlicher Kaninchenpastete, einen Laib frisches Brot und herrlich duftende goldgelbe Butter. »Auf dem Weg zu Opas Hof kommen wir an einem Weinhändler vorbei. Dort werde ich für uns noch zwei Flaschen Rotspon kaufen«, verkündete er.
    »Aber Teo, wieso denn? Wozu das alles?«, fragte Mine kopfschüttelnd. »Ich wollt doch die Kohlsuppe noch mal warm machen, du sagst doch selbst, dass sie dann am besten schmeckt. Gibt's denn was zu feiern?«
    »Natürlich, Liebste«, antwortete er leichthin, »ich habe heute drei Hamburgische Mark eingenommen, ein stattliches Sümmchen, und deshalb wird einmal richtig getafelt.« Er erzählte ihr, wie und wofür er der Witwe Kruse das viele Geld abgeknöpft hatte, und dass diese eine unverbesserliche eingebildete Kranke sei, die selber Schuld habe, wenn man sie dafür schröpfe. Dann erklärte er ihr, dass die Kruse Isis Stiefmutter sei und die Kleine keinen Vater mehr habe. Er konnte dies alles ohne Sorge sagen, denn Isi war zur Koken-Marie gelaufen, die einsam und stumm in einiger Entfernung stand, um ihr nach Hause zu helfen. »Oh, Teo, die arme Isi, jetzt versteh ich auch, warum sie immer so gern bei uns ist. Ich denk, es ist besser, wir reden nicht mehr drüber, denn da kommt sie schon wieder, mit der Kuchenfrau im Schlepptau.«
    Wie immer schaute die Koken-Marie durch alle hindurch, aber Rapp ließ sich dadurch nicht abschrecken. Er warf ein paar Münzen in ihren Bauchladen und sagte: »Du wirst dich nicht mehr erinnern, Koken-Marie, aber es ist noch gar nicht so lange her, da hast du mir mit einem Stück

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