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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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musste er doch den Rücktransport noch vor seiner Abreise in die Wege geleitet haben. Alles andere macht keinen Sinn. Ich bin sicher, da ist etwas faul. Wenn ich nur wüsste, was.«
    Mine sagte: »Warum holst du dir die Sachen nicht selbst vom Anker-Speicher, Teo? Da kann der Scharlatan doch nix gegen haben, wenn er wieder da ist? Ich denk, er muss sogar so tun, als würd er sich freuen. Und loben muss er dich auch, weil du ja so'n tüchtiger Hilfsmann bist.« Sie nahm ein Stück übrig gebliebene Pastete und deckte es mit einem Teller ab. Isi sollte es morgen bekommen.
    Rapp starrte sie an. Dann schlug er sich mit der Hand vor die Stirn. »Mine! Wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen? Was du sagst, ist absolut einleuchtend. Aber, Moment... ich habe ja gar keinen Wagen.«
    »Wenn's weiter nix ist.« Fixfööt trank aus. »Den könnt ich wohl besorgen.« »Du?«
    Fixfööt grinste. »Klar. Da ist ein Fuhrmann, den ich kenn. Der transportiert mit seinen Leuten Fässer von den Zuckerbäckern, und deshalb hat er fünf oder sechs Krahnzieherkarren. Der schuldet mir noch'n Gefallen.«
    »Und wann könntest du einen solchen Karren bekommen?« Rapp versuchte, seine Aufregung zu verbergen. Der Rotschopf überlegte. »Morgen nicht, da braucht er seine Wagen selbst, weil ja Sonnabend ist. Aber Sonntag, da ging's. Wir könnten hingehen und zwei holen. Ist ja wohl klar, dass ich mitkomm.«
    »Du bist ein guter Freund. So machen wir's!« Rapp spann eifrig den Gedanken fort: »Wenn es dir recht ist, gleich am Vormittag.«
    Fixfööt runzelte die Stirn. »Meinst du, es war richtig, die Sachen am helllichten Tag zu holen? Ich denk, zwei Wagen mit so komischen Dingen wie Schubladen und Schildkrötenpanzern und Alligatoren, die würden auffallen. Und ich wette, wir müssten 'ne Menge Fragen beantworten, wenn die Büttel uns über'n Weg laufen.«
    Rapp winkte ab. »Nein, nein, du hast mich falsch verstanden. Ich will die Karren morgens in die Deichstraße schaffen, damit sie am Abend in jedem Fall schon vor Ort sind. Nachmittags werde ich mich noch einmal meinem Thesaurus widmen und alle Vorkehrungen für die Rückführung der Exponate treffen. Anschließend fahren wir dann zum Anker-Speicher und holen die geraubten Stücke.« Der Flinkbeinige nickte. »Aber lass uns nicht so spät los, Teo, wir müssen bestimmt vier- oder fünfmal fahren, auch wenn wir zwei Karren haben.«
    »Einverstanden.« Rapps gute Laune kehrte zurück. »Eine halbe Flasche Wein haben wir noch, die wird jetzt geleert!« »Aber Liebster ...«
    »Doch, auch du, Mine, nimmst noch ein Tröpfchen! Denn jetzt trinken wir auf den Rücktransport meines Thesaurus. Möge alles unbeschadet wieder dorthin gelangen, von wo es gekommen ist!« Rapp schenkte ein. »Prosit!« »Prosit, Teo!«
    »Oh, Liebster, ich weiß wirklich nicht ... nun, also gut: prosit!«
    Am Sonntagmittag, nach einem guten Mahl, legte Rapp sich -ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten — für eine Weile zur Ruhe, denn der Sonnabend war ein Tag voller Hektik gewesen. Halb Hamburg schien plötzlich von Husten, Schnupfen, Heiserkeit befallen zu sein, und die Kranken hatten sich die Klinke seines Hauses in die Hand gegeben. Alle Hände voll zu tun hatte er gehabt, um die zahllosen Wünsche nach Fiebertees und Gurgelwässern, nach Heublumensäcken und Kampfersalben, nach Hustensäften und Nasenspülungen zu erfüllen. Am Abend hatte er nicht einmal mehr Lust verspürt, Mine, die wie jeden Tag treu gekommen war, die weiteren Geheimnisse seines Thesaurus zu erklären.
    Der Sonntagvormittag hatte ebenfalls keine besinnlichen Stunden für ihn bereitgehalten, musste er doch, zusammen mit Fixfööt, die beiden Karren zur Deichstraße bringen. Doch nun schlief er, eingelullt von Mines Summen und der friedlichen Atmosphäre in der Mansarde. Er schlief lange und fest, denn Mine dachte nicht daran, ihn aufzuwecken. Sie hatte sich mit einem Büchlein aus Rapps Bibliothek ans Fenster gesetzt und las darin, genauer gesagt, sie bemühte sich darum, denn Lesen war nicht ihre Stärke. Das kleine Werk stammte von einer Nonne des Ordens der Franziskanerinnen, ihr Name war Maria von Wildungen. Sie hatte all ihr Wissen über die Klosterheilkunde in dem Büchlein zusammengefasst, nicht nur mit einfachen Worten, sondern auch mit vielen schönen, farbigen Illustrationen. Geordnet waren die Blätter nach dem Alphabet, beginnend bei Anis und Arnika und endend bei der Zwiebel. Die Texte waren kurz und aufschlussreich, und Mine

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