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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Apfelkuchen das Leben gerettet. Damals hatte ich kein Geld. Heute ist das anders.«
    »Appelkoken ut de Koken, wullt du mol'n Stück versöken, denn ...«
    »Ja, ja, ist gut, nun komm man«, sagte Isi und drehte die Frau in die Richtung, in der es zu Opas Hof ging. Rapp und Mine folgten lächelnd.
    Auf Opas Hof hatten die Kieselsteinwerfer schon ihr Spiel eingestellt, obwohl es noch nicht ganz dunkel war. Der Platz war verwaist, bis auf Opa, der wie immer an seiner Lieblingsstelle hinter dem Misthaufen saß, und einen hünenhaften Mann, der sich aufs Angeregteste mit dem Greis unterhielt: Klaas von der Seeschwalbe.
    »Hö, Teo, das is Klaas, er wollt nach dir gucken, aber du warst ja nich da, un da hab ich mit ihm 'n büschen klönsnackt. Wo geiht di dat?«
    »Goot, Opa, goot. Hö, Klaas, wo geiht di dat?« »Fien, Teo. Allerwegen fien. De Verband is af. Ik wullt nur seg-gen, ik heff nix rutkreegen, gor nix. Weetst Bescheed, wat ik meen?«
    »Jo, Klaas, weet ik. Aber das hatte ich mir schon fast gedacht.« Rapp verfiel wieder ins Hochdeutsche, da er sich im Plattdeutschen noch keinesfalls sattelfest fühlte. »Willst du mit uns essen, Klaas? Oh, entschuldige, du bist doch einverstanden, Mine?«
    »Klar, bin ich. Ich hab ja schon einiges von ihm und seinen Taten gehört, nicht?« Sie blickte den Hünen schelmisch an, und dieser wurde prompt verlegen. »Jo, hm ... jo.«
    »Nee, Kinners, kommt nich in die Tüte«, protestierte Opa, »Klaas tut bei mir essen, ich hab 'ne Buddel Schnaps un Speck von der Sau, das langt für'n Seemann, nich, Klaas?« Der Hüne grinste. »Den Speck kannst wegloten.«
    Rapp griff in seine Tasche. »Ist auch recht, nebenbei: Ich habe hier noch etwas für dich, Opa.« Er gab dem Greis ein kleines, in Schmuckpapier eingewickeltes Päckchen. »Was is das, mien Jung?« »Mach's auf.«
    Der Alte nestelte am Papier. »Dünnerslag ok! Das is ja Toback!«
    Rapp schmunzelte. »Ja, Opa, echter Mascarol aus Sevilla, das Feinste, was die Spanier an Kautoback fabrizieren. Probier doch mal.«
    »Meinst du, mien Jung?« Der Greis war unschlüssig. »Hab noch nie nich so was Teures gepriemt. Na, eh er schlecht wird.« Er biss ein großes Stück ab, kaute die Fasern mit den wenigen verbliebenen Zähnen gründlich durch und setzte endlich den üblichen Strahl in den Misthaufen. »Mannomann, der is gut, danke, Teo, vielleicht is er 'n büschen mild, aber gut is er, bannig gut. Wofür, Teo, wofür denn bloß?«
    »Weil du mir doch den Zweitschlüssel gemacht hast, Opa. Dat is mien Dank, verstehst du?«
    »Oh, Mann, nu mach mal nich so'n Wind, bloots wegen den blöden Slötel! Na, bis morgen, Kinners, Klaas un ich nehmen jetzt 'n Kleinen zur Brust, in meiner guten Stube, nich, Seemann?«
    Augenblicke später standen Rapp und Mine allein auf dem Hof, denn Isi hatte die Koken-Marie zu Mutter Hille hinaufgebracht und schien noch dort zu bleiben.
    »Gehen wir, Liebste«, meinte Rapp, »ich bin gespannt, wie dir der Rotspon schmeckt.«
    »Oh, Teo, ich trink aber nur'n kleinen Schluck, sonst bin ich gleich duun!«
    Er lachte: »Wenn du duun bist, bist du bestimmt noch hübscher!«
    Rapp behielt Recht. Das leichte Rot auf Mines Wangen, das der Wein dorthin gezaubert hatte, stand ihr ausgezeichnet. Er wollte ihr noch einmal nachschenken, doch sie lehnte energisch ab.
    »Nee, nun ist Schluss, ich trink nix mehr«, sagte sie, »sonst hab ich morgen früh 'n Brummküsel.«
    Fixfööt, der beim Essen kräftig mitgehalten hatte, grinste. »Das wollen wir ja nicht, was, Teo? Da nehmen wir lieber einen für dich mit.«
    »So ist es.« Rapp fühlte sich leicht beschwingt, zumal er auch an diesem Abend davon ausgehen durfte, dass sein Thesaurus nicht weiter dezimiert werden würde. Es machte keinen Sinn, etwas zu stehlen, das anschließend wieder zurückgekarrt werden musste. »Spülen wir die Pastete hinunter, und genießen wir den Abend!«
    Er und Fixfööt stießen noch einmal an, und der Flinkbeinige nahm einen kräftigen Schluck. »Eigentlich trink ich lieber Bier, aber der Rote hier ist wirklich gut, Teo. Haben die Halunken denn nun endlich deine Schätze zurückgebracht?« Rapps Stimmung, eben noch voller Harmonie, bekam einen Dämpfer. Er setzte das Glas ab. »Nein, noch immer nicht. Und ich frage mich, woran das liegt. Der Imitator sagte Dienstagmorgen, er müsse verreisen, aber er würde dafür sorgen, dass der Thesaurus zurückkäme. Heute haben wir schon Freitag, und nichts ist geschehen. Wenn er Wort gehalten hätte,

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