Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
Vom Netzwerk:
sollte ich den Ring darin entmaterialisieren. « »Vielleicht.«
    »Oder ich werfe ihn auf dem Rückweg von der Schaartorbrücke.« »Meint Ihr?« »Ja.«
    »Es wäre schade drum. Aber es muss wohl sein. Ob der Tote Frau und Kinder hatte?« »Ich weiß es nicht, Herr Doktor.«
    »Ich wünschte, es wäre nicht so. Es ist immer grausam, einen Menschen zu verlieren.« »Ja, ganz gewiss.« »Grausam, ganz grausam.«
    Rapp gab sich einen Ruck und sagte: »Die Unterhaltung bringt uns nicht weiter, Herr Doktor, Ihr wisst es genauso gut wie ich. Seid versichert, mir fällt es ebenso schwer, den Körper der Zerstörung auszuliefern, aber wie sagtet Ihr selbst? >Tun wir, was getan werden muss.< Aus dem Leichnam des Meinardus Schlich mag werden, was die Chemie will, doch seine Seele ist unsterblich. Ich denke, das sagt auch Eure Religion.« Der Physikus nickte unmerklich. »Ja, das sagt sie. Nun denn, es hilft nichts. Fasst mit an.«
    Sie stemmten den schmächtigen Körper wie ein Paket hoch und ließen ihn Zoll für Zoll in das chemische Bad gleiten. Sie taten es behutsam und langsam, denn sie wollten um jeden Preis vermeiden, dass die Flusssäure spritzte und ihnen Haut oder Kleider zerfraß. Als die sterblichen Überreste von Meinardus
    Schlich mit einem leisen Glucksen komplett verschwunden waren und nur noch ein paar Luftblasen aus der Flüssigkeit emporstiegen, warf Rapp den Stofffetzen von des Büttels Mantel hinterher.
    »Leb wohl in einer anderen Welt«, flüsterte er. De Castro begann zu beten, und Rapp tat es ihm gleich. Jeder sprach zu seinem Schöpfer, der doch Ein und Derselbe war und ihnen gleichermaßen die Einhaltung der Zehn Gebote auferlegt hatte.
    »Es ist ein Frevel, den ich begangen habe«, sagte de Castro, »ein Frevel, denn dieser Leib wird niemals in geweihter Erde ruhen; ich habe Schuld auf mich geladen, doch möge die Schuld auch auf all jene fallen, die diesen Mann gemeuchelt haben.« »Amen«, bekräftige Rapp. »Ich denke, mein Christengott würde Eure Worte genauso gutheißen.«
    »Würde er das?« Über das Gesicht des Physikus huschte ein Lächeln. »Ich glaube fast, Ihr habt Recht.« »Ah-hm ... ich bringe dann den Wagen zurück zur Apotheke, lade die Sachen aus und schaffe ihn anschließend zum Fuhrmann.«
    »Ich komme mit. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass Ihr der Wache nochmals begegnet, und noch unwahrscheinlicher ist es, dass Schwiers erneut wissen will, was unter dem Laken steckt, aber sicher ist sicher. Wenn ich dabei bin, wird er seinem >Lebensretter< gegenüber keine Faxen machen.« Und so geschah es. Die weitere Unternehmung verlief ohne jegliche Zwischenfälle. Endlich, weit nach Mitternacht, hatten sie den Karren zum Fuhrmann zurückgeschafft. Alles war erledigt. Sie hätten sich voneinander verabschieden können, doch sie taten es nicht. Stattdessen standen sie einander stumm gegenüber. Rapp fielen tausend Worte des Dankes ein, doch er verwarf sie alle. Worte konnten nicht annähernd das ausdrücken, was er empfand. So hob er nur hilflos die Hände. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen ...«
    De Castro lächelte. »Dann sagt einfach nichts.« Er trat vor und umarmte Rapp. »Ihr hört von mir, Herr Apotheker. Gebt Acht auf Euch.«
    »Ja«, murmelte Rapp, »ja, danket Ihr auch auf Euch, Herr Doktor, Ihr auch auf Euch.«
    Mine schlief gottlob, als er gegen drei Uhr morgens neben ihr Bett trat. Ihr Gesicht war so friedvoll und entspannt, dass er es einfach nicht übers Herz brachte, sie zu wecken. Also bewegte er sich wie auf rohen Eiern, doch wie immer, wenn man etwas ganz besonders gut machen will, gelingt es nicht. Rapp bildete da keine Ausnahme. Er stieß mit dem Fuß gegen ihren Holzschuh, und prompt gab es ein infernalisches Gepolter. Mine blinzelte.
    »Ich bin's, Liebste, entschuldige, schlafe nur weiter«, wisperte er.
    Zu seiner grenzenlosen Erleichterung schien sie ihn kaum gehört zu haben, sie seufzte nur ein bisschen und drehte sich auf die andere Seite. Rasch zog er seine Kleider aus und legte sich neben sie. Wie zart ihr Haar unter der Nachthaube duftete! Und wie gut sich ihr weicher, vom Schlaf warmer Körper anfühlte! Er entspannte sich. Die Nacht hatte zwar nicht den gewünschten Erfolg gebracht, doch war er mit dem Ergebnis nicht unzufrieden. Man hatte ihm einen Mord in die Schuhe schieben wollen, und das war mit Hilfe des Physikus verhindert worden. Eine Leiche gab es nicht mehr. Der Imitator und seine Komplizen wussten es nur noch nicht. Wahrscheinlich konnten

Weitere Kostenlose Bücher