Tod im Apotherkerhaus
nach dem vermissten Kollegen Schlich scheint mir viel wichtiger, und angesichts der angespannten Personallage ...«
»Das Diebesgut wurde noch nicht zurückgebracht«, antwortete Rapp für den Imitator. »Was? Noch nicht? Wieso nicht?«
Der Scharlatan hob bedauernd die Hände. »Ich wollte mich ja darum kümmern, Meister Ladiges, zumal Euer Kollege Schlich es mir anempfahl, aber wie es der Zufall wollte, musste ich einen Tag später dringlich nach auswärts verreisen. Eine Reihe gut beleumdeter Bürger kann das bezeugen. Erst heute Morgen bin ich zurückgekehrt.«
»Aha.« Ladiges' Gesicht wurde immer länger. »Das heißt also, dieser Thesaudings da ist immer noch am Hafen, und den Kollegen Schlich habt Ihr auch nicht mehr gesehen?« »Richtig, so Leid es mir tut. Doch mein Gehilfe Hauser war die ganze Zeit hier. Er hatte die Vertretung.«
Ladiges wandte sich Rapp zu. »Ist das so?« »Jawohl, das ist so.«
»Und warum habt Ihr dann nicht diesen The... The... na, Ihr wisst schon, warum also habt Ihr den nicht zurückgeholt?« »Wie hätte ich das können? Ich musste doch den ganzen Tag hier in der Offizin sein.«
»Ach so, ja.« Gegen Rapps Argument war wenig einzuwenden. »Habt Ihr denn den Kollegen Schlich nach dem letzten Montag noch einmal gesehen?« »Nein«, log Rapp. »Habt Ihr etwas gehört?« »Nein.«
»Ist Euch etwas verdächtig vorgekommen?« »Nein.«
»Tja ...« Ladiges grübelte nach weiteren Fragen. Da ihm keine einfielen, stieß er seinem Nachbarn in die Seite. »He, Rammer, sag doch auch mal was!«
»Was?« Rammer, der halb eingeschlafen war, schreckte auf. »Ach, nichts.« Ladiges' Stimme klang resigniert. Rammer war wohl ein hoffnungsloser Fall. Er nahm einen neuen Anlauf: »Herr Apotheker, so weit scheint alles seine Ordnung zu haben. Ich muss Euch dennoch bitten, mit einer Hausdurchsuchung einverstanden zu sein.«
Der Imitator verschränkte wieder die Arme. »Warum? Habt Ihr eine entsprechende Order?«
»Tja, nun.« Ladiges wand sich ein wenig. »Ich will Euch nichts vormachen, Herr Apotheker, es gibt Ermittlungen, die sind offiziell, und andere, die sind halb offiziell, sie beruhen sozusagen auf einem Wink, den wir bekommen, und ...« »Schon gut«, gab sich der Imitator großzügig, »waltet Eures Amtes.« Rapp dachte: Tu doch nicht so, du Schwindler, du weißt doch von diesem »Wink«! Bestimmt hast du ihn selbst veranlasst, ebenso wie den Mord an Meinardus Schlich. Nur schade für dich, dass die Leiche nicht mehr oben unter der Lesemaschine liegt, so kannst du mir nichts mehr in die Schuhe schieben.
Wie er vermutet hatte, stieg Ladiges mit seinen Mannen zielstrebig in den zweiten Stock, wo er sich nicht lange umsah, sondern gleich nach der Lesemaschine fragte. Die Tatsache, dass er »Lesemaschine« sagte und damit ein Wort benutzte, das er bisher mit Sicherheit nicht kannte, wertete Rapp als weiteren Beweis für das Intrigenspiel des Imitators. Nachdem die Büttel den Apparat einer eingehenden Betrachtung unterzogen, aber nichts gefunden hatten, wobei Ladiges mehrmals den Kopf schüttelte, Rammer etwas wacher wirkte und Göck hin und wieder Unverständliches nuschelte, widmeten sie sich den anderen Teilen des Hauses. Offenbar glaubten sie selbst nicht mehr daran, Hinweise auf den Verbleib ihres Kollegen zu finden, denn ihre Untersuchung fiel recht flüchtig aus. Als Ladiges einen letzten Blick unter die Treppe warf, verrutschte ihm die Kappe, was ihn veranlasste, sie abzunehmen. Danach verabschiedete er sich mit den Worten: »An diesem Ort haben wir keine Anhaltspunkte finden können, aber es kann sein, dass wir noch einmal wiederkommen, Herr Apotheker. Noch geben wir die Suche nicht auf. Was nun Euren The... nun, Eure Sammlung betrifft, so werden wir versuchen, den Besitzer des Speichers ausfindig zu machen. Vermutlich steckt er mit den Dieben unter einer Decke. Lasst die Sammlung ruhig morgen schon zurückholen, sagen wir, am Nachmittag, und gebt mir rechtzeitig Bescheid, dann stelle ich einen Mann ab, damit alles seine Richtigkeit hat.«
Der Imitator gab sich zerknirscht. »Morgen, sagt Ihr, Meister Ladiges? Oh, ich weiß nicht, ob ich das schaffe, nachdem in der letzten Woche hier doch einiges liegen geblieben ist. Aber ich will es versuchen.«
»Tut das. Einen schönen Tag wünsch ich noch.« Ladiges, gefolgt von seinen Männern, stapfte barhäuptig in den Regen hinaus.
Weil ihm nichts anderes einfiel, sagte Rapp: »Ich versichere Euch, dass
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