Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
Vom Netzwerk:
während Eurer Abwesenheit nichts liegen geblieben ist, Herr Apotheker.«
    »Ja, ja, ich weiß. Ich wollte die Büttel nur loswerden.« Der Imitator setzte sich auf den einzigen Stuhl in der Offizin. »Wenn es Euch recht ist, helfe ich gern beim Zurückholen der Thesaurus-Stücke. Ich könnte einen Fuhrmann beauftragen und den Transport beaufsichtigen.«
    Der Scharlatan winkte ab. »Langsam, langsam, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Um den Rücktransport kümmere ich mich schon selbst. Trotzdem, vielen Dank, Hauser.«
    Rapp hätte am liebsten gefragt, wann der falsche Herr Apotheker denn gedenke, die Stücke endlich wiederzubeschaffen, aber er konnte sich selbst die Antwort geben: gar nicht. Der Imitator dachte nicht daran. Jetzt, wo auch Ladiges und seine Assistenten wussten, wo die Kostbarkeiten gelagert wurden, hatte er nur noch die Möglichkeit, den Thesaurus in ein anderes Versteck zu bringen. Daran hatte Rapp nicht gedacht, als er vorhin so genussvoll die Adresse ausplauderte. Und je länger er überlegte, desto klarer wurde ihm, dass dem Imitator dazu nicht viel Zeit blieb, wollte er Ladiges nicht misstrauisch machen. Wenn der Büttel dann irgendwann feststellte, dass der Anker-Speicher leer geräumt war, konnte der Scharlatan scheinheilig den neuerlich Bestohlenen spielen.
    Doch was bedeutete das alles für ihn, Rapp? Nicht mehr und nicht weniger, als dass er dem Imitator und seinen Komplizen zuvorkommen musste. Am besten schon in der kommenden Nacht. Wagen mussten her, Helfer, ein Versteck, mein Gott, wie sollte das alles nur so schnell gehen? Rapp tat so, als überprüfe er den Inhalt der Kräuterschubladen, während er heftig grübelte. Dann blickte er auf und sagte: »Der gebrechliche Doktor Langbehn hat ausrichten lassen, jemand möge ihm Arznei gegen seine Conjunctivitis vorbeibringen. Der Junge, der ihm sonst hilft, ist krank.«
    Der Imitator schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Wahrscheinlich stellte er ähnliche Überlegungen an wie sein Gehilfe. Rapp konnte nur hoffen, dass der Scharlatan wirklich nach auswärts gereist war und die Kontaktaufnahme zu seinen Helfershelfern nicht schon heute passieren würde. »Wie? Was?« Rapp wiederholte seine Notlüge. »Ja, ja, geh nur ...«
    »Ich beeile mich.« Rapp ergriff das erstbeste Medizinfläschchen und hastete nach draußen. Er wollte Fixfööt suchen.
    Rapp hatte wirklich treue Freunde. Als es ihm gelungen war, den Rotschopf in der Stadt aufzutreiben, war anschließend alles wie von selbst gegangen. Der Flinkbeinige hatte dafür gesorgt, dass der Fuhrmann noch am selben Abend seine Karren ein zweites Mal zur Verfügung stellte, Klaas hatte Bescheid bekommen, er möge den Abend ausnahmsweise nicht im Liekedeeler verbringen, und Opa hatte ein Vorhängeschloss mit Schlüssel und eine schwere Hebelzange zum Knacken der Speichertür bereitgestellt. Sogar das Problem mit dem Versteck war gelöst worden. Rapp selbst hatte die Idee gehabt. Ihm war eingefallen, dass Kroogmann's Gerberei nicht nur aus dem Hof bestand, sondern auch aus einem verlassenen Holzhaus, in dem der Alte gewohnt hatte.
    Und genau dorthin brachten sie jetzt die Kostbarkeiten. Es war bereits ihre dritte Fuhre, obwohl es ein weiter Weg war vom Kehrwieder um den ganzen Binnenhafen herum bis hin zum Brauerknechtsgraben. Vor ihnen tauchte gerade wieder die Schaartorbrücke auf, als ihnen plötzlich zwei Gestalten den Weg versperrten.
    »Süll ik, Teo?« Klaas, der keiner Prügelei aus dem Weg ging, wollte sich der beiden schon annehmen, als Rapp die Männer erkannte. Es war Schwiers in Begleitung seines Kameraden. »Nein, Klaas, warte.« Rapp ging auf den Wachtposten zu. »Erkennt Ihr mich nicht?«
    Schwiers hielt die Laterne hoch. »Musste ich das?« Rapp unterdrückte seinen Ärger. Wo hatte der Mann am gestrigen Abend nur seine Augen gehabt? »Ich bin der Gehilfe von Doktor de Castro, Eurem Lebensretter. Erinnert Ihr Euch jetzt?«
    Langsam dämmerte es dem Posten. »Ach ja, natürlich. Der Herr Doktor zog ja um. Und was macht Ihr heute Nacht schon wieder hier, wenn ich fragen darf?« Schwiers begann mit der Laterne die Karren abzuleuchten. »Wo ist der Doktor überhaupt?«
    »Bei einem Patienten. Eine Krankheit fragt nicht, wann sie ausbrechen soll.«
    Schwiers nickte gnädig, das hatte er am eigenen Leibe erfahren. Er lüftete eine der Abdeckplanen. Mehrere breite Einzelschubladen, die Behältnisse Hunderter von Gastropoden und Conchylien, wurden sichtbar. Da

Weitere Kostenlose Bücher