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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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sie jedoch übereinander standen, konnte er den Inhalt nicht sehen. »Es scheint so, als hättet Ihr letzte Nacht den Umzug nicht geschafft.« Rapp bejahte und hoffte, Schwiers würde nicht weiterforschen. Schildkrötenpanzer und Straußeneier ließen sich schwerlich als Möbelstücke bezeichnen. Doch der Wachtposten hatte genug gesehen. Er trat zurück an den Straßenrand, wo sein Kamerad sich die ganze Zeit frierend die Beine vertreten hatte, und sagte knapp: »Passieren!«
    Rapp fiel ein Mühlstein vom Herzen. Rasch gingen er und seine Freunde weiter. Sie waren schon fast außer Sicht, da rief Schwiers ihnen hinterher: »Und einen schönen Gruß auch an den Herrn Doktor!«
    Sie legten die Strecke nur noch einmal zurück in dieser Nacht, unbehelligt und ohne jegliche Störung. Das Zurückstehlen des Thesaurus erschien ihnen so einfach, dass es fast schon lächerlich war. Rapp fragte sich wiederholt, warum er es nicht schon längst getan hatte, doch zu seiner Beruhigung konnte er sich sagen, dass es vorher einfach nicht möglich gewesen war -schon allein deshalb, weil er keinen Aufbewahrungsort für seine Schätze gekannt hatte.
    Er fragte sich auch, ob es nicht besser sei, den Thesaurus direkt ' ins Apothekenhaus zu bringen - und gab sich selbst die Antwort: Es machte keinen Sinn, denn damit würde er dem Imitator nur die Möglichkeit geben, die Kostbarkeiten erneut stehlen zu lassen. Wer war der Imitator nur? Dieser Scharlatan, dieser Schein-Apotheker? Rapp konnte es nicht herausfinden, ihm waren die Hände gebunden. Aber vielleicht würde der Mann sich eines Tages selbst entlarven? Das war Rapps große Hoffnung.
    In den frühen Morgenstunden, nachdem sie das Kroogmann'sche Haus absperrt und die Karren zurückgebracht hatten, trennten sie sich. Klaas wollte noch einmal dem Liekedeeler einen Besuch abstatten, und Rapp und Fixfööt strebten Opas Hof zu. Der Thesaurus war zurückgeholt. Zwar noch nicht in die eigenen vier Wände, aber zurückgeholt. Rapp war glücklich. Er wusste nicht, wie alles weitergehen würde. Aber er war glücklich. Und er hatte Mine.
    Es war Dienstag, ein Tag, nachdem Ladiges mit seinen Assistenten das Apothekenhaus durchsucht hatte, und der Imitator hatte denkbar schlechte Laune. Gegen Mittag, der Gehilfe Hauser war gerade losgelaufen, um in der nahe gelegenen Garküche einen Mittagsbissen zu holen, waren sie gekommen: die beiden Männer, deren hartes Deutsch er so schlecht verstand. Sie hatten ihm gesagt, dass der Speicher am Kehrwieder aufgebrochen und der Thesaurus gestohlen worden war. Und sie hatten kein Hehl daraus gemacht, dass sie die Hilfe des Imitators beim Wiederbeschaffen der Stücke erwarteten. Er hatte geantwortet, dass sein Einsatz nur begrenzt sein könne, rein zeitlich schon, und dass er durch seinen Aufenthalt außerhalb Hamburgs bereits Verluste genug habe hinnehmen müssen.
    Sie hatten nur mit den Schultern gezuckt und ihn aus stechenden Augen angestarrt.
    Er hatte versucht, seine Angst zu verbergen, und gefragt, was aus Meinardus Schlich geworden sei und warum dieser nicht, wie vorher abgesprochen, tot unter der Lesemaschine gelegen habe. Abermals hatten sie mit den Schultern gezuckt. Schließlich hatte der eine »HeroflflH« gerufen und gemeint, die drei Diebe hätten ihre Leiche wohl anderswo verscharrt oder in den Hafen geworfen. Wahrscheinlich seien sie es auch, die den Thesaurus gestohlen hätten, denn sie seien die Einzigen gewesen, die den Aufbewahrungsplatz gekannt hätten, natürlich außer ihnen und einigen wenigen aus dem Hammerhai. Wahrscheinlich würden sie nun das Diebesgut verkaufen wollen. Die drei würden zur Rechenschaft gezogen werden, genauso wie er, wenn er nicht mehr zum Gelingen der Aufgabe beitrage ...
    »Da bin ich wieder.« Molinus Hauser hielt eine Kanne mit warmer Grütze und zwei Bücklinge hoch. »Haltet Ihr mit?« »Nein, iss nur selbst, ich habe keinen Hunger.« Dem Imitator war der Appetit gründlich vergangen. Was konnte er nur tun, um die Thesaurusstücke zurückzubekommen? Ihm fiel nichts ein, außer sich am Hafen umzuhören. Es gab da immer ein paar Herumtreiber, die für eine Münze oder zwei die Ohren aufsperrten. Er spürte selbst, dass dieser Weg nicht sehr Erfolg versprechend war, aber was sollte er machen. Ob die drei Diebe, die für ihn gearbeitet hatten, den Thesaurus wirklich nochmals geraubt hatten? Diesmal für sich selbst? Er wusste es nicht. Missmutig beobachtete er Hauser, dem es gut zu schmecken schien.
    Nach einer

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