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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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überhaupt, nur an Rapp erinnert. Oder? Vielleicht hatte der Scharlatan die Pfeife doch in seiner eigenen Kleidung zurückgegeben, weil er sicher sein konnte, die fälligen Fragen würden gar nicht erst gestellt werden. Das allerdings setzte voraus, dass die Antwort bekannt war. Und bedeutete: Giovanni Agosta, und wahrscheinlich auch seine Brüder, steckten mit dem Imitator unter einer Decke. War das überhaupt vorstellbar? Rapp schalt sich ob seiner krausen Gedanken. Er hatte sich wieder einmal verrannt. Ihm fielen eine Menge Fragen ein, die er sich aber alle verkneifen musste, wollte er weiterhin als einfacher Gehilfe auftreten. Schließlich sagte er: »Das ist aber eine bemerkenswerte Pfeife, eine solche habe ich im Leben erst ein einziges Mal gesehen. Der Apotheker Teodorus Rapp, bei dem ich arbeite, trug sie in seiner Rocktasche.«
    »Der Apotheker Teodorus Rapp, mio amico?« Giovanni schien langsam etwas zu dämmern. Er wischte sich einen Rest Ei aus dem Mundwinkel und fragte: »Er, äh, hat eine rote Rock, rosso, si?, mit schwarze Knöpfe, si?« »Ja, ganz recht.«
    »O, mamma mia, jetzt ich weiß! Er hat mir gesagt Uhrzeit und gegeben Tropfen für, äh, calmante. Ein freundlicher Mann!« Giovanni sprang temperamentvoll auf und breitete die Arme aus. »Jetzt ich weiß wieder alles! Es war der Abend, wir haben gespielt musica da camera bei diese Lüttkopps, si?« »Ich glaube, ja. Der Herr Apotheker war ganz erstaunt, als er die Pfeife später in seiner Tasche fand, er sagte, es sei nicht die seine«, log Rapp und dachte, jetzt kommt es darauf an: »Wann hat er sie dir denn zurückgegeben?«
    »Er mir zurückgegeben?« Giovannis Gefühlsausbruch endete. Er setzte sich wieder neben seine Brüder, die ununterbrochen weitergegessen hatten.
    »Ja, du hast sie doch wieder.« Rapp hielt den Atem an. Gleich würde er klüger sein, vielleicht sogar den Namen des Imitators erfahren. Und dann ...
    Die Quappe hob den Finger. »No, no, amico. Es ist gewesen anders. Nach der musica da camera ich habe gemerkt, dass meine Pfeife ist futsch, ich wollte rauchen, aber Pfeife war futsch. Dann ich habe gesucht den Apotheker, aber der Apotheker war auch futsch, schon weg. Ich konnte nicht rauchen. Es war, äh, terribile!«
    »Du hättest sie dir einfach wiederholen können, du wusstest doch, dass der Apotheker Rapp heißt?« Die Frage machte Sinn, denn Giovanni war in der ganzen Zeit nicht zur Deichstraße gekommen.
    »Ich brauchte nicht, ich habe sie ja bekommen wieder.« »Dann hat der Apotheker Rapp dir die Pfeife also doch zurückgegeben?« »St, äh, no!«
    »Was denn nun?« Rapp konnte seine Ungeduld kaum noch verbergen.
    Giovanni zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Es war so, mio amico: Luigi, Pietro und ich haben gemacht noch mehr musica da camera bei andere Herrschaften, verstehen, si? Ein paar Tage später es war, ich glaube in das Haus von dem Kaufmann Johannes Findteisen, da haben wir gespielt, und als wir waren fertig, ich habe die Pfeife gefunden neben meine, äh, Noten. Sie lag da, ich war glücklich!«
    Rapp musste sich einen Augenblick fassen. Auf diese einfache Möglichkeit war er überhaupt nicht gekommen. Der Imitator hatte offensichtlich einen weiteren Kammermusikabend besucht und das Rauchinstrument an einen Ort gelegt, von dem er wusste, dass Giovanni es dort auf jeden Fall finden würde.
    »Hast du denn an dem Abend den Apotheker unter den Zuhörern entdeckt? Er muss ja da gewesen sein.« »No, mio amico, das ist es ja, ich habe gesucht ihn, aber nicht gesehen. Und Luigi und Pietro auch nicht.« Die Brüder nickten einträchtig. »Strano, non e vero?« »Ah-hm ... nun«, murmelte Rapp gedankenvoll. Die Quappe wischte mit einem Stück Brot ihren Teller aus.
    »Warum willst du wissen das alles? Wie geht's dem Apotheker Rapp, mio amico?«
    »Ach« - Rapp winkte ab - »du hast Recht, Giovanni, es ist nicht so wichtig, ich fragte nur, weil die Pfeife ein so schönes Exemplar ist. Dem Apotheker geht es übrigens gut. Ich fürchte, ich muss nun gehen. Solltet ihr heute Abend spielen, wünsche ich euch viel Erfolg. Alles Gute!« »Grazie, mio amico, so ist es. Arrivederci.«
    Etwas später, es war bereits zehneinviertel Uhr, schritt Rapp alles andere als glücklich zu seinem Apothekenhaus. Er hatte gehofft, Gottwald anzutreffen, aber der Doktor war nicht da gewesen, schlimmer noch: Er war gestern nicht zurückgekehrt in das Haus seines Gastgebers. Wenn man der Kööksch Anni glaubte, war dem Bürgermeister

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