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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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das Verschwinden des kleinen Wissenschaftlers unangenehm. Hatte das etwas zu bedeuten? Nein, wohl nicht. Es war normal, dass ein Hausherr sich um seinen Gast sorgte.
    Ob Gottwald schon tot war? Rapp hoffte aus ganzem Herzen, dass es nicht so sein möge. Er hatte den zierlichen Gelehrten nur ein paar Minuten erlebt, ihn aber trotz der kurzen Zeit menschlich schätzen gelernt. Nicht jeder hätte so mutig und offen seine Meinung gesagt. Rapp stand noch genau der empörte Gesichtsausdruck vor Augen, mit dem der Cyprinus dem Imitator seine Erkenntnis entgegengeschleudert hatte: »Ihr mögt Apotheker sein, Herr, ein Wissenschaftler seid Ihr nicht. Den Teodorus Rapp, den ich suchte, habe ich hier nicht gefunden.« Gottwald hatte nur ein paar Minuten gebraucht, um den Imitator als Nicht-Wissenschaftler zu entlarven, und er, Rapp, stocherte noch immer mit der Stange im Nebel herum. Noch immer wusste er nichts über die wahre Identität des Scharlatans. Nun gut, vielleicht ein wenig mehr als nichts. Er hatte herausgefunden, dass der Imitator zu einem Kammermusikabend gegangen war, um dem Musiker Giovanni Agosta die Pfeife zurückzugeben. Nein, das stimmte so nicht. Vielmehr war anzunehmen, dass der Scharlatan eine Einladung zu einem solchen Abend erhalten und bei dieser Gelegenheit das Rauchinstrument zurückgegeben hatte. Und es schien auch festzustehen, dass der Imitator an jenem Abend nicht als Imitator, also in Rapps Kleidung aufgetreten war, sondern in seiner eigenen. Anderenfalls hätte Giovanni ihn entdeckt. Rapp schnaubte unzufrieden und eilte weiter. Die Ausbeute seiner Grübeleien war dürftig. Er musste annehmen, dass der Imitator der besseren Gesellschaft Hamburgs angehörte, sonst wäre er nicht zu Johannes Findteisen eingeladen worden, und er konnte ausschließen, dass die Agosta-Brüder mit ihm unter einer Decke steckten. Die Quappen waren harmlos. Sie versuchten, sich einen Namen zu machen, indem sie in den herrschaftlichen Häusern Hamburgs aufspielten, mehr nicht. Sicher, der Imitator kannte sie, wahrscheinlich von einem ihrer Auftritte, aber sie kannten ihn nicht, und er wollte, dass dies so blieb, sonst hätte er die Pfeife nicht neben die Noten gelegt. Ja, die Agosta-Brüder waren harmlos.
    Ein anderer Gedanke kam Rapp. Wenn der Imitator Kammermusikabende besuchte, würde er womöglich auch heute Abend bei Bürgermeister Matfeld eingeladen sein. Ebenso, wie er es vielleicht bei Lüttkopps und anderen schon gewesen war? War er ein Musikliebhaber? Spielte er ein Instrument? War er ein bekannter Künstler?
    Rapp ging die wenigen Personen durch, die er auf diesem Gebiet kannte, und merkte, er kam so nicht weiter. Dann, plötzlich, fiel ihm etwas ein: Er konnte versuchen, dem Musikabend bei Matfeld beizuwohnen und dabei Ausschau nach dem Scharlatan zu halten. Doch nein, das konnte er nicht. Er hatte keine Einladung, und überdies war er Molinus Hauser, ein kleiner Apothekergehilfe.
    Er biss die Zähne zusammen. Es war zum Verzweifeln. Wer, in drei Teufels Namen, war der Imitator?

 
    Kapitel sechzehn,
    in welchem Doktor Fernäo de Castro eine wüste Nacht
    im Hammerhai verbringt, ohne sich auch nur im Geringsten
    zu amüsieren.
     
    A m nächsten Tag, es war Sonnabend, der fünfte Dezember, befand Rapp sich ganz oben auf dem Dachboden des Apothekenhauses und ordnete seine zweihundert-siebenundfünfzig Kräutersorten um, eine längst überfällige Tätigkeit, denn die Drogen waren empfindlich gegen Feuchtigkeit und Zugluft. Der Imitator war unten in der Offizin geblieben, wo er wie üblich auf dem Stuhl saß und lustlos auf die Deichstraße hinausstarrte. Es war ihm zunächst nicht recht gewesen, dass Rapp ihn vorübergehend verließ, da er in dieser Zeit die eintretenden Kunden bedienen musste, aber Rapp hatte ebenso höflich wie bestimmt deutlich gemacht, dass die Arbeit auf dem Boden keinen längeren Aufschub duldete. Wie herrlich doch die Kräuter dufteten! Die großen Büschel der gelben Schafgarbe sollten demnächst klein gehackt werden, aber zunächst mussten sie noch mehr durchtrocknen. Gleiches galt für das Zinnkraut und den Roten Sonnenhut. Andere Drogen wiederum waren bereits arid genug, bei ihnen musste nur darauf geachtet werden, dass sie nicht unbeabsichtigt wieder feucht wurden. Rapp hängte sie um. Weißdorn, Nieswurz, Wolfstrapp, Sanddorn, Johanniskraut und eine Menge anderer Pflanzen harrten ebenfalls noch ihrer Behandlung.
    Rapp pfiff eine Melodie vor sich hin, mehr schlecht als recht, aber

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