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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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er fühlte sich wohl und er liebte seine Arbeit. Genau wie Mine, die bei ihrer Flickerei stets summte. Er war so vertieft, dass er die Männerstimmen unten in der Offizin zunächst überhörte.
    Rapp spitzte die Ohren. Worte konnte er nicht unterscheiden, aber dem Klang nach handelte es sich um Ladiges und seine Mannen. Was war da los? Gab es neue Erkenntnisse? Er musste hinunter!
    »... zwei waren Brüder«, sagte der Büttel gerade zum Imitator, als Rapp auf der Bildfläche erschien. »Der Große Hans und der Kleine Hans wurden sie genannt, obwohl der Kleine höchstens einen Zoll kürzer war. Der Dritte des Diebsgesindels hieß Beule, sicher ein Spitzname, aber sein richtiger Name war nicht herauszufinden, obwohl wir auf den dicken Stoffers eingeredet haben wie auf einen kranken Gaul. Ja, es ist schon ein übles Gelichter, das sich im Hammerhai herumdrückt, Herr Apotheker.«
    Göck nuschelte etwas Zustimmendes. Rammer wirkte womöglich noch verschlafener als sonst, weil er mit seinem Kollegen jede Nacht das Apothekenhaus beobachten musste. »Nun, ja«, redete Ladiges weiter, »jedenfalls waren die Häns-Brüder und auch Beule keine Waisenknaben. Diebereien im Hafen, Betrügereien auf Märkten, Prügeleien und Saufereien in Schänken, dazu immer schnell mit dem Messer zur Hand, so kannte man sie. Das Ärgerliche war nur, dass sie sich selten auf frischer Tat ertappen ließen, und, wie gesagt, im Hammerbai, wo die Nichtsnutze verkehrten, redet man gegen eine Wand, wenn man rekognoszieren will.«
    Der Imitator nickte. »Gewiss, gewiss. Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, Meister Ladiges?«
    Der Büttel zog seine Kappe aus der Tasche, prüfte, wo hinten und vorne war, und setzte sie dann richtig herum auf. »Vielleicht, Herr Apotheker. Doch gestattet mir zunächst die Frage, ob Ihr zum Verschwinden unseres Kollegen Meinardus Schlich etwas gehört habt.« »Nein, nichts. Leider.«
    »Nun, das hatte ich schon befürchtet. Offen gesagt, tappen auch wir da völlig im Dunkeln. Wenn die drei The... Thesaurus-Diebe noch leben würden, wären wir vielleicht klüger. Aber sie tun es nicht, und die Erkenntnis, dass der Raub Eurer Sammlung der Dreh- und Angelpunkt bei diesem Fall ist, hilft uns auch nicht weiter.«
    Der Scharlatan fragte: »Ich nehme an, Ihr habt keine Hinweise zu dem neuen Versteck meines Thesaurus?« »Nein, haben wir nicht. Ich bin zwar überzeugt, dass der dicke Stoffers viel mehr weiß, als er vorgibt, aber ich kann ihn nicht zum Reden zwingen. Glaubt mir, am liebsten würde ich ihn zur Fronerei schleppen und dort nach Strich und Faden ausquetschen - wie einen Apfel beim Mosten -, aber ich darf es nicht. Solange der Mann seine Steuern zahlt und sich sonst nichts zuschulden kommen lässt, habe ich nichts gegen ihn in der Hand. Es ist zum Verrücktwerden. Doch zurück zu Eurer Frage, ob Ihr etwas für mich tun könnt.«
    »Ja, bitte?« Der Imitator kniff die Augen zusammen. Rapp sah, dass er auf der Hut war.
    »Es ist ein weiterer Mord geschehen, Herr Apotheker.« Der Scharlatan erbleichte. Rapp spürte, dass es ihm gleichfalls so erging. Der Cyprinus war tot! Wer sonst konnte es sein! Der Imitator, dieser Teufel in Menschengestalt, hatte ihn meucheln lassen! Es kostete Rapp unerhörte Kraft, nicht vorzuspringen und auf den Hundsfott einzuschlagen.
    Der Büttel nahm die Mütze ab und steckte sie in die Tasche. »Es handelt sich um Doktor Christof Gottwald, einen Gelehrten aus Danzig, der mit seiner Frau bei Bürgermeister Matfeld logierte. Ihr kanntet doch Gottwald?« »Nun, ja, äh, natürlich.« »Erzählt mir von ihm.«
    »Was soll ich sagen? Entschuldigt meine Verwirrung, das ist ja entsetzlich! Ja, ich kannte ihn. Er sammelte Schnecken und Muscheln und so etwas.«
    »Fällt Euch sonst nichts ein?«
    »Äh, doch, natürlich, er war ein Gelehrter, von kleinem Wuchs ...«
    »Warum erwähnt Ihr nicht seinen Besuch in Eurer Apotheke? Es ist erst zwei Tage her, dass er bei Euch war. So jedenfalls lautet die Behauptung seiner Frau. Sie erzählte mir, ihr Mann hätte einen alten Freund, den Apotheker Teodorus Rapp, besuchen und ihm ein paar seltene Schnecken schenken wollen. Also: War Gottwald hier?« »Aber ja, das war er.«
    »Und?« Ladiges beugte sich vor. Vielleicht spürte er, dass der Imitator mehr wusste, als er zugeben wollte. Doch er sollte enttäuscht werden. Und ebenso Rapp. Der Hundsfott hatte sich eisern in der Gewalt.
    »Er wollte mich besuchen, wir, äh, standen in ständigem Schriftverkehr,

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