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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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er seine Kappe abnahm und gleich danach wieder aufsetzte, nur um sie sich wenig später abermals vom Kopf zu ziehen. Eine Gedankenlosigkeit, die er sich endlich einmal abgewöhnen musste! Was sollten nur seine Männer von ihm denken! Nun, wenn er sich recht besann, war es ihm ziemlich egal. Er war der Vorgesetzte, und was er sagte, wurde gemacht. Plötzlich fühlte er einen Stoß in der Seite, Göck zu seiner Linken hatte ihm den Knuff verpasst. Was war los? Ladiges spähte durch den winzigen Bretterspalt vor sich und erkannte vier Gestalten, die zwei Karren heranzogen. Der Größe und der Statur nach glaubte er zwei von ihnen schon im Hammerhai gesehen zu haben, ein dritter, hochaufgeschossener Mann kam ihm ebenfalls bekannt vor. Der Vierte im Bunde sagte ihm nichts, er wirkte eher unscheinbar. »Pass auf«, raunte der Büttel zu Göck hinüber. Er senkte dabei die Stimme, soweit sein Bass dies überhaupt zuließ. »Wie besprochen greifen wir erst zu, wenn alle im Haus sind. War ja gelacht, wenn wir das Pack nicht schnappen.« »Jo, jo. So isses.«
    Die anderen murmelten ebenfalls etwas Zustimmendes. Ladiges nickte. Er hätte sich auch gewundert, wenn es nicht so gewesen wäre. Wieder und wieder hatte er mit ihnen die einzelnen Schritte durchgekaut, bis er sicher war, dass jeder seine Aufgabe bis ins Kleinste kannte.
    Er wartete ungeduldig, bis die Karren vor dem Haus standen und die Männer im Eingang verschwunden waren. Diesmal hatte Göck seine Sache gut gemacht. Ob das bei ihm allerdings immer der Fall war, stand dahin. Gleiches galt für Rammer, die Trantüte. Wahrscheinlich waren beide in den vergangenen Nächten nicht immer auf ihrem Posten gewesen, aber das ließ sich schwerlich beweisen, wollte man es nicht ständig selbst kontrollieren.
    Mittlerweile, so des Büttels Einschätzung, waren zwei oder drei Minuten vergangen. Die Räuberbande musste oben im zweiten Stock angelangt sein. Zeit, sie auf frischer Tat zu ertappen! »Los geht's, Männer«, knurrte er, und sprang auf. So schnell es seine schwere Gestalt zuließ, hetzte er über die Straße, gefolgt von seinen vier Gehilfen. Schon wollte er durch die Tür in die Offizin eindringen, da verharrte er. Im letzten Moment war ihm das Glöckchen eingefallen. Das laut bimmelnde Glöckchen! Wenn es in Aktion trat, würde es die Halunken warnen! Ladiges bedeutete seinen Mannen, sie sollten warten, und schob unendlich vorsichtig die Tür auf. Gleichzeitig tastete er mit der Hand nach dem bronzenen Signalgerät. Aaah, da war es. Er drückte es nach oben und öffnete die Tür darunter hindurch. Geschafft! Er verschnaufte und zog den großen Mörser geräuschlos heran, bis er auf der Schwelle stand. So sorgte er einerseits dafür, dass die Tür nicht zuschlagen konnte, andererseits hatte er ein Hindernis aufgebaut für den Fall, dass ihnen doch einer der Langfinger entwischte.
    Über ihm rumorte es. Stimmen erklangen. Was hatte das zu bedeuten? Langfinger pflegten ihre Tätigkeit lautlos zu verrichten. Rasch entzündete Ladiges eine mitgebrachte Laterne. »Wir stürmen den Raum zu viert, du, Göck, du, Schwiers, und du, Saggau, ihr haltet euch dicht hinter mir. Rammer, du bleibst hier beim Mörser und rückst und rührst dich nicht, für alle Fälle.« Ohne ein weiteres Wort stürmte Ladiges die Holzstiege hinauf, dabei nicht geringen Lärm verursachend, aber das war ihm jetzt egal. Er wusste aus Erfahrung, dass ihn, einmal in Fahrt, so • schnell niemand aufhielt. Er war ein Rammbock, der jede Gegenwehr zermalmte. Oben angelangt, blickte er wild um sich, mit der einen Hand die Laterne abstellend, in der anderen seinen Knüppel schwingend. »Halt, im Namen der Stadt!«, donnerte er. »Ergebt euch! Keine Bewegung!« Letzteres hätte er gar nicht befehlen müssen, denn die Halunken standen in der Tat wie die Ölgötzen da, gerade so, als hätte jemand die Zeit angehalten. Der Lange war wohl gerade im Begriff gewesen, einen Meereshund von der Decke abzuhängen, drohte nun aber mit einem schweren Knochen in der Hand, der Unscheinbare drückte sich im Hintergrund herum, und am Tisch standen die beiden Kerle, die Ladiges bekannt vorkamen. Einer von ihnen, schwarzhaarig wie der andere, hielt eine Klinge in der Hand; sein Kumpan einen Schaukasten mit Seesternen, Seeigeln und Dornenkronen. Aber er hielt ihn nicht allein, ein fünfter Mann half ihm dabei, und dieser fünfte Mann war Teodoras Rapp.
    Ladiges blinzelte. Täuschte er sich, oder wollte der Apotheker tatsächlich

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