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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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wollen. Beim Schuster erwarten sie den Schuster, beim Seifensieder den Seifensieder und beim Apotheker den Apotheker, und wenn der so aussieht wie du, dann ist er's eben. Nee, ich glaub, da muss viel passieren, bis die Leute spitzkriegen, dass der Kerl ein Betrüger ist.«
    Isi rief: »Der sah genauso aus wie du, Teo, genauso!« Sie schob sich zwischen Teo und Mine und ergriff deren Hände. »Kommt, wir gehen nach Hause zu Opa, und ich erzähl Mine, was ich alles oben gesehen habe. Da waren Totenköpfe von ganz vielen Tieren und Waffen und Speere und ein ausgestopfter Zwerg und ein Seehund und tausend Schnecken und Muscheln und Krokodile an der Decke ...«
    Gemeinsam schritten sie aus, und wer die drei nicht kannte, der hätte meinen mögen, es handele sich um eine junge Familie. < Nach einer Weile, als Isis Redestrom versiegt war, fragte Mine: »Scheint noch alles von deinem Thesaurus da zu sein, was, Teo?«
    »Ja«, antwortete Rapp. »Gottlob fehlt wohl nichts.« Er dachte daran, dass die beiden Halunken, die Fixfööt und ihn in der letzten Nacht verfolgt hatten, wahrscheinlich nicht zur Apotheke zurückgekehrt waren. Sonst wäre wohl etwas gestohlen worden. Hatte die Nachtwache sie geschnappt? Oder waren die Kerle doch zurückgegangen, hatten ihren Kumpanen aufgelesen und sich anschließend aus dem Staub gemacht, weil sie für dieses Mal bedient waren? Im ersten Fall durfte er darauf zählen, dass ein nächtlicher Besuch sich nicht so schnell wiederholte, im zweiten aber ... »Fein. Das freut mich.«
    »Ah, bitte? Entschuldige. Ich habe gerade nicht zugehört.« »Es freut mich, dass nix fehlt.« »Ach so, ja.«
    Wieder gingen sie ein Stück. Rapps Gedanken drehten sich abermals um den falschen Apotheker. Wer mochte der Unbekannte sein? Wer kam für eine solche Doppelgängerrolle in Frage? Ein Schauspieler? Vielleicht, aber woher hatte dieser dann seine, wenn auch geringen, pharmazeutischen Kenntnisse? Oder war es ein Apotheker, der sich perfekt verstellen konnte? Kaum. Rapp führte sich die wenigen Kollegen, die er vom Sehen her kannte, vor Augen und schüttelte unwillkürlich den Kopf. Keiner von ihnen konnte es sein. Niemand sah auch nur annähernd so aus wie er. Niemand schien schauspielerische Fähigkeiten zu haben. Und keiner hatte sammlerische Ambitionen. Da war er ganz sicher. Er war der einzige Thesaurus-Besitzer weit und breit.
    Auch der Imitator war kein Sammler, grübelte Rapp weiter, während Isi an seiner Hand zerrte. Anderenfalls wäre er in der letzten Nacht beim Raubversuch dabei gewesen. Der Mann musste einen anderen Grund haben, warum er das Spiel mitmachte. Aber welchen?
    Rapp versuchte, sich die Lebensumstände des Unbekannten vorzustellen. Wenn der Mann einem Tagewerk nachging, wieso fand er dann die Zeit, stundenlang in einer Apotheke zu stehen? Fiel das nicht auf? Hatte der Kerl keine Familie, die nach ihm fragte? Und überhaupt: Wovon lebte er? War er Fischer? Handwerker? Kaufmann? Seemann? Soldat? Konnten ein Handwerker oder ein Fischer oder die anderen Genannten überhaupt Interesse an einem Thesaurus haben? Das war die große Frage.
    Die noch größere Frage war, wie er seine Schätze schützen konnte, denn dass die Diebe irgendwann zurückkommen würden, stand für ihn fest. Nun, ein erster Schritt mochten die Arzneien sein, die Mine ihm besorgt hatte. Die Hoffnung, dass sie ihm in einer ganz bestimmten Weise helfen konnten, war sehr unbestimmt, aber immerhin bestand sie, und er würde alles tun, damit sie sich erfüllte.
    »Appelkoken ut de Koken, wullt du mol'n Stück versöken, denn griep to, denn griep to ...«
    Wie der Gesang verhieß, waren sie am Pferdemarkt angelangt, wo die Koken-Marie noch immer mit ihrem Bauchladen stand. Isi sprang auf sie zu und rief: »Was singst du denn noch, Koken-Marie, hast ja gar nichts mehr zum Verkaufen! Nur noch so'n olles Krümelstück.«
    Sie hakte sich bei der drallen Frau unter und drängte sie nach Hause. »Wie viel hat man dir denn heut gegeben? Lass mal zählen. Oh, das sind ja mehr als zwei Schillinge, alle Achtung, da wird sich deine Mutter freuen. Hat sie denn noch genug zum Backen in der Küche? Ich guck nachher mal nach. Komm, wir spielen >Drei-Schritte-gehen-drei-Schritte-hinken-drei-Schritte-hopsen< ... und los!«
    Rapp und Mine folgten den beiden, und Rapp, der amüsiert die Bewegungen des ungleichen Paars betrachtete, fragte: »Was hat es eigentlich mit der Koken-Marie auf sich?«
    »Sie ist ein armes Ding«, antwortete Mine, die

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