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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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gegeben. Und nun hast du Molke und Kalkpulver und Wollfett und Johannisöl. Wozu?« »Ach, ich weiß nicht recht«, erwiderte Rapp unbestimmt. »Ich habe da eine Idee, vielleicht sogar eine Hoffnung. Wenn ich darüber spreche, fürchte ich, wird nichts daraus.« »Bist du abergläubisch?«
    »Um ehrlich zu sein, ja. Obwohl es zweifelsfrei eine wissenschaftlich durch nichts zu rechtfertigende Eigenschaft ist.« »Ich bin auch abergläubisch, aber nur manchmal.« Mine verglich zwei blaue Leinenstücke, um zu sehen, welches den farblich passenderen Flicken abgeben würde. »Heut Mittag war ich's, als der Scharlatan in deiner Apotheke auftauchte. Erst wollt ich sowieso nicht glauben, dass er's ist, denn ich dacht, du wärst's, aber dann hat er gesprochen, und die Sache war klar. Und dann hab ich gedacht, wenn er mich jetzt duzt, geht alles daneben, und wenn nicht, klappt es. Und dann hat er mich wie eine Dame angesprochen, und ich war beruhigt.« Mine entschied sich für das dunklere Blau und setzte den Flicken an. »Hab ihn ganz schön schwitzen lassen, den falschen Propheten, auch als ich ihn gefragt hab, was er für die Medikamente will. Er weiß ja von den Preisen nix. Ach, herrje, du kriegst noch das Geld aus der Melissen-Schublade!« Mine sprang auf und griff in die Tasche ihres Kleids.
    »Nein.« Rapp war ebenfalls aufgestanden. »Behalte das Geld, bitte. Es ist nur recht und billig, wenn du es nimmst, Schließlich wohne ich hier. Betrachte es, äh, als meinen Obolus zu den täglichen Kosten.« »Aber es ist so viel.«
    »Nein, eigentlich ist es noch viel zu wenig. Aber vielleicht kann ich dir bald mehr geben.«
    Sie setzte sich wieder und blickte ihn prüfend an. »Hat das was mit deiner Idee, mit deiner Hoffnung zu tun?« »Ja.« Es tat Rapp Leid, so einsilbig sein zu müssen, aber er wollte wirklich nicht darüber reden. »Kann ich dir nicht bei irgendetwas helfen? Ich komme mir so nutzlos vor.« Sie wunderte sich. »Wirklich?« »Ja, wirklich. Warum fragst du?«
    »So einen Satz hab ich noch nie von einem Mann gehört. Die meisten lassen sich bedienen wie die Paschas. Mein Vater war der Schlimmste von allen, er ...« Mine unterbrach sich. »Wenn du was machen willst, hol Kohlen von unten und guck nach dem Ofen, und dann kannst du dir von Opas Speck eine Scheibe fürs Einreiben abschneiden. Aus dem Rest machst du kleine Würfel. Ich hab Fixfööt gesagt, er soll heut Abend Pilze vom Markt mitbringen. Die sind jetzt billig und machen sich mit dem Speck hübsch in der Pfanne. Willst du Bier zum Abendbrot? Dann geb ich dir von deinem Geld.« »Es ist nicht mein Geld! Es ist deines«, beharrte Rapp. »Ich will kein Bier, und ich hole jetzt die Kohlen.« Mine schaute ihm hinterher. Ein Lächeln umspielte ihren Mund.
    »Junge, Junge, das war gut!« Fixfööt unterdrückte einen Rülpser und lehnte sich zurück. »Bin pickepackevoll.« Auch Rapp spürte ein angenehmes Sättigungsgefühl. Die Pilze, gebraten in dem durchwachsenen Speck, hatten köstlich gemundet. Dennoch schaute er drein, als hätte er in saure Äpfel beißen müssen.
    »Hat's dir nicht geschmeckt, Teo?«, fragte Mine besorgt. Sie hatte die Waschschüssel aus dem Nebenraum geholt und spülte nun die Teller ab.
    »Doch, doch«, beeilte Rapp sich zu versichern. »Es sind nur die vielen Gedanken, die mir im Kopf herumgehen. Ich stelle mir vor, die Halunken kommen heute Nacht wieder und setzen das fort, was sie gestern begonnen haben. Wie kann ich den Diebstahl verhindern? Darüber grüble ich die ganze Zeit, aber mir will nichts einfallen.«
    Fixfööt, der mittlerweile die Teller abtrocknete, überlegte laut: »Am besten wär's, die Langfinger kämen gar nicht erst rein. Wie kann man das schaffen?«
    Rapp zuckte mit den Schultern. »Fest steht, letzte Nacht sind sie ins Haus gekommen. Da das Schloss keinerlei Beschädigungen aufweist, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder war die Tür offen oder der Imitator hat die Halunken reingelassen. Schließlich hat er den Schlüssel, der in meinem Gehrock steckte.«
    »Oder er hat schon'n Zweitschlüssel machen lassen.« »Nein, das glaube ich nicht. Dafür war ja kaum Zeit bisher. Nehmen wir also an, er hat ihnen aufgemacht, dann muss er allerdings danach gegangen sein, denn wir fanden die drei Kerle allein vor.«
    »Stimmt«, bestätigte Fixfööt. »Und wenn sie geklaut hätten, wie sie's eigentlich wollten, wäre hinterher die Tür ...« «... offen geblieben!«, ergänzte Rapp voller Schrecken. »Aber

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