Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
Vom Netzwerk:
es nicht so sein, aber versuch es wenigstens. Und dann sollen ein paar von den Zechern herauskommen und helfen, den Verletzten hineinzutragen.« »Ja, Teo.« Fixfööt war schon unterwegs.
    Rapp untersuchte den Seemann und merkte plötzlich, wie ein heller Lichtschein auf dessen Kopf und Oberkörper fiel. »Wat is los ? Ik will keen Schereree mit de Nachtwach hebben.« »Bist du der Wirt vom Liekedeler?«, fragte Rapp. » Jo . «
    »Ist ein Arzt unter deinen Gästen?« »Nö. Ik will keen Schereree.«
    »Lass den Mann in die Schänke tragen, dann sieht keiner, was sich hier draußen abgespielt hat.«
    In diesem Augenblick kam Fixfööt heraus, mehrere Zecher im Schlepptau. »Ist kein Dokter dabei, Teo«, sagte er. »Ich weiß. Der Wirt hat es mir schon erzählt.« Rapp achtete darauf, dass der Körper des Seemanns richtig hochgehoben wurde, und betrat nach den Trägern die Schänke. Er nahm sich keine Zeit, die kümmerliche Ausstattung des Ladens zu betrachten, sondern widmete sich sofort wieder seinem Patienten. »Legt ihn dort der Länge nach auf den Tisch. So ist es recht. Und nun tretet zurück, damit ich mehr sehen kann. Wirt, halte mal die Lampe hoch.«
    Der Wirt tat wie ihm geheißen, dabei ständig »Ik will keen Schereree« vor sich hin murmelnd. Aber Rapp beachtete ihn einfach nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Seemann, dessen Brustkorb sich schwach hob und senkte. »Wie steht's?«, fragte Fixfööt.
    »Er hat einen Schock. Die Verletzungen betreffen gottlob keine Organe. Ich fürchte aber, der zweite Stich hat die Pulsader aufgeschlitzt. Wahrscheinlich aus einer Abwehrbewegung des Mannes heraus. Auf jeden Fall blutet die Wunde stark. Die zweite in der Schulter ist nicht so schlimm. Ich brauche dringend sauberes Verbandzeug. Und eine gute Heilsalbe, dazu Pflaster und Kompressen.« Rapp senkte seine Stimme, damit keiner außer dem Rotschopf ihn hören konnte. »Du musst mir alles aus meiner Apotheke holen. Gottlob ist sie ja nicht abgeschlossen. Lauf, so schnell dich deine Beine tragen! Nein, halt, du weißt ja gar nicht, wo du alles findest ...« Rasch erklärte er dem Jüngling, was dieser wissen musste. Dann lief Fixfööt davon.
    »Leute, so tretet doch zurück.« Rapp, der seinen Daumen die ganze Zeit auf das Handgelenk des Verletzten gepresst hatte, fiel es schwer, das sprudelnde Blut zu stoppen. Er überlegte, wie am besten vorzugehen sei, und staunte gleichzeitig über sich selbst. Nur drei Tage war es her, dass er sich in einer ähnlichen Situation befunden hatte, aber damals hatte er viel hektischer reagiert als heute. Nun, vielleicht lag es daran, dass er heute lediglich Zuschauer gewesen war. »Wir müssen den Arm abbinden«, sagte er mehr zu sich selbst als zu den Zechern. Und dann laut: »Hat jemand ein altes Hemd, von dem er einen Streifen entbehren kann?«
    Als die Männer daraufhin nur in ihre Bierkrüge starrten, verzichtete er darauf, seine Frage zu wiederholen. »Wirt, löse mich mal ab und drücke hier auf den Puls.« Als der Mann seiner Anweisung gefolgt war, zog Rapp das braune Leinenhemd von Mines Vater aus und riss einen dicken Streifen ab. Die Zecher verfolgten sein Tun, als hätten sie derlei noch nie gesehen. Rapp hatte keine Zeit, sich über die Stumpfheit der Männer zu ärgern, und zog einen festen Kreuzknoten um den Oberarm des Seemanns. Dann befahl er dem Wirt, den Daumen von der Wunde zu nehmen. Zu seiner Erleichterung war die Blutung fast vollends zum Stillstand gekommen. Nun konnte er die zweite Verletzung versorgen, einen Stich, der weit weniger blutete. Während er den Rest des Streifens in drei Lagen faltete und ihn als eine Art Kompresse benutzte, lief der Kampf noch einmal vor seinem geistigen Auge ab. Was hatte dieser Mann nur für Bärenkräfte! Aber nicht nur das: Einmal gereizt, hatte er sie auch wie ein Berserker eingesetzt. Woran lag das? Vielleicht an der Untätigkeit, zu der die Janmaaten an Land verdammt waren.
    Hatte Fixfööt nicht erzählt, dass der Wind seit Wochen aus West blies und die Matrosen im Hafen festhielt wie die Füchse im Bau? Am Tage, da mochte es noch gehen. Da gab es den normalen Dienst. Da galt es, das Schiff in Stand zu halten, Rost zu klopfen, Segel zu flicken, Planken zu pönen und vielerlei mehr. Aber nachts, was sollten die Männer des Nachts machen, wenn
    sie nicht gerade schliefen oder Wache schieben mussten? Sie ergaben sich dem Trunk. Und Trunk und Raufen waren ein und dasselbe.
    »Kannst du mich hören?« Rapp schlug dem

Weitere Kostenlose Bücher