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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Hatten sie sich unten an den Kajen nach links oder nach rechts gewandt? Er musste sie unbedingt einholen, bevor sich diese Frage stellte!
    Da kam eine Gestalt in sein Blickfeld. Gottlob, es war Fixfööt. Der Rotschopf stand am Butenkajen Ecke Hohe Brücke und zeigte nach links in Richtung Cremon-Halbinsel. Dahin also hatte die Bande sich orientiert! Rapp schloss zu seinem Freund auf und fragte außer Atem: »Ist in der Zwischenzeit irgendetwas passiert?«
    »Nein, nein, alles in Ordnung. Möchte nur wissen, wie weit die noch wollen, doch nicht etwa um den ganzen Binnenhafen rum?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Rapp wusste es genauso wenig. »Sollten wir nicht mehr Abstand halten?« »Nein, wir sind mindestens hundert Schritte hinter denen«, antwortete der Flinkbeinige. »Das langt. Aber wir können ja zur Sicherheit beim Gehen 'n büschen schlingern. Wenn sich dann einer von den Halunken umdreht, denkt er, wir sind besoffen.«
    »Und deshalb harmlos«, nickte Rapp, der schon Anstalten machte, den Vorschlag in die Tat umzusetzen. Allerdings fiel ihm das schwerer als erwartet, weil er die Male im Leben, bei denen er zu viel gezecht hatte, an einer Hand abzählen konnte. Wenig später machten die Banditen vor ihnen Halt. Rapp und Fixfööt schlössen vorsichtig auf und hielten dann ebenfalls an. Was war da los? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Die Tür zum Liekedeler, einer der vielen Hafenschänken, war aufgesprungen und hatte einen groß gewachsenen Seemann ausgespien, dem es keine Mühe bereitete, das auszuführen, was die beiden Freunde nachzuahmen bemüht waren. Mit anderen Worten: Er war voll wie ein Fleet.
    »Dunnerkiel nochmalto«, lallte er. »Hupps, wat bün ik duun, hoho, sprüttenvull bün ik! Kiek an, wat is dat? Hupps, 'n Koor mit twee swatte Titten dorop? Kann nich angohn! Doch, hoho, wohrhaftig, twee swatte Titten! Un so grote! Hö, Jungs, lot mi mol anfoten, so grote Dingers heff ik nie nich tasten.« Im fahlen Licht der Außenlaterne sahen Rapp und Fixfööt, wie die Halunken den Seemann abdrängen wollten, aber dieser, beflügelt von der Hartnäckigkeit des Betrunkenen, gab nicht auf, sondern verstärkte seine Bemühungen noch. »Scheet in Wind!« Einer der Halunken stieß den Seemann so grob zurück, dass dieser sich unfreiwillig auf den Hosenboden setzte. Wer jetzt erwartet hatte, dass die Sache damit erledigt sei, sah sich getäuscht, denn der Sturz schien den großen Mann schlagartig ernüchtert zu haben. Mit einer Behändigkeit, die ihm niemand zugetraut hätte, war er wieder auf den Beinen und griff den Halunken an. Er packte ihn mit der Faust am Kragen und schob ihn scheinbar mühelos an der Karrenwand hoch. Den zweiten Kerl, der seinem Kumpan zu Hilfe kommen wollte, wischte er wie eine lästige Fliege beiseite. Dann wandte er sich wieder dem Ersten zu und versetzte ihm einen gewaltigen Hieb. Der Geschlagene schrie auf. Der zweite Halunke hatte sich unterdessen aufgerappelt und sprang den Riesen von hinten an. Der kam ins Wanken und ließ sich, als er merkte, dass er das Gleichgewicht nicht wiederfinden würde, einfach auf den Rücken fallen. Sein mächtiger Körper begrub den Angreifer, dem nichts anderes übrig blieb, als loszulassen. Der Seemann kam wieder frei. Zwei der feigen Burschen hatte er damit unschädlich gemacht, doch als er sich erheben wollte, war es zu spät. Der dritte Halunke hatte nur auf diesen Augenblick gewartet und stieß blitzschnell mit seinem Messer zu. Ein-, zweimal. Der Seemann stöhnte auf, griff mit den Händen ins Leere und sackte dann hilflos zurück. Der ungleiche Kampf war zu Ende. Keuchend standen die Halunken da, sicherten wie Ratten in alle Richtungen und beeilten sich, mit dem Karren in der Dunkelheit zu verschwinden. Rapp, der die Schandbuben fast schon überwältigt gesehen hatte und in Gedanken bereits den Wagen zu seiner Apotheke zurückschob, schreckte hoch wie aus einem bösen Traum. Er wollte den Dieben folgen, entschied sich dann aber anders. Die Menschlichkeit gebot, sich zuerst um den Verletzten zu kümmern.
    »Ich hol sie leicht ein. Soll ich hinterher?«, fragte Fixfööt an seiner Seite.
    »Ja... nein. Warte.« Rapps Gedanken rasten. »Beib besser hier.« »Aber deine Sachen, Teo! Die sind futsch, wenn ich nicht hinterherlauf.«
    Rapp hatte sich unterdessen schon über den Niedergestochenen gebeugt. »Das muss jetzt warten. Geh in die Schänke und frag den Wirt, ob ein Arzt oder Bader unter seinen Gästen ist. Wahrscheinlich wird

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