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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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erstorben war und sie ihrer Chefin den Vorschlag unterbreitet hatte, doch Herrn Meierdiese Aufgabe zu übertragen, wenn sonst niemand Zeit dafür habe. Sie werde sich sofort persönlich darum kümmern, hatte sie noch ergänzt. Im Altbau der UB angekommen, hatte Dr. Krüger-Fernandez Beaufort in den Sozialraum gelotst und ihn gebeten, hier auf seinen Führer zu warten, der jeden Moment eintreffen müsse.
    »Gefällt Ihnen das Gedicht?«, fragte eine freundliche Stimme hinter ihm.
    Der immer noch amüsierte Beaufort drehte sich zur Tür und blickte in die eifrigen Augen eines schlaksigen jungen Mannes, der nicht allzu vertrauenerweckend aussah. Er hatte mehrere Piercings in Nase und Oberlippe und eine Tätowierung am Hals. Mehr war wegen des grauen Arbeitskittels nicht zu erkennen, doch Beaufort vermutete, dass sich am Körper noch weitere dieser »Verzierungen« aus Metall und Farbe in seiner Haut finden würden. Es hatte eben jede Jugendgeneration ihre eigenen schockierenden ästhetischen Rituale, um sich von den Älteren abzugrenzen.
    »So viel Selbstironie hätte ich unter Archivaren nicht erwartet«, antwortete Beaufort auf die Frage.
    »Das Gedicht habe ich da hingepinnt. Nicht alle hier finden das lustig. Sind Sie der Mann, den ich durch die Katakomben führen soll?«
    »Der bin ich. Frank Beaufort ist mein Name.«
    »Ich bin Michael Meier, alle nennen mich Mike. Sorry, dass ich Ihnen nicht die Hand gebe, aber ich hab gerade das Zeitungsarchiv aufgeräumt. Da gibt es staubige Ecken, in denen ist bestimmt seit hundert Jahren keiner mehr gewesen. Ich muss mich erst mal waschen.«
    Mike zog seinen Kittel aus, unter dem er Bermudashorts und ein T-Shirt trug, und trat ans Waschbecken. Während er sich den Schmutz abspülte, konnte Beaufort sich davon überzeugen, dass er mit seiner Vermutung recht gehabt hatte. Die Arme des Mannes waren vollständig tätowiert, und unter demT-Shirt deuteten charakteristische Erhebungen an, dass auch die Brustwarzen gepierct sein mussten.
    »Sie sehen nicht gerade wie ein typischer Bibliothekar aus«, stellte er fest.
    »Bin ich auch nicht.« Jetzt reichte er Beaufort die Hand. »Ich arbeite als Hilfskraft hier. Eigentlich studiere ich vergleichende Literaturwissenschaft, Amerikanistik und Übersetzungswissenschaft.«
    »Wollen Sie mal Übersetzer werden und amerikanische Romane ins Deutsche übertragen?«
    »Ich glaube nicht. Die sollten einem besser mal vor Beginn des Studiums erzählen, wie schlecht das Übersetzen bezahlt wird. Dann wär’s auch nicht so voll in den Seminaren. Außerdem muss ich nach sechs Semestern feststellen, dass Übersetzungswissenschaft für Übersetzer ungefähr genauso wichtig ist wie Ornithologie für Vögel.«
    Das war das Nette an einer Universität. Man hatte es überwiegend mit geistreichen Köpfen zu tun, selbst dort, wo man es ihnen nicht auf den ersten Blick ansah, dachte Beaufort.
    Mike rasselte mit einem dicken Schlüsselbund. »Was wollen Sie sich anschauen? Ich weiß zwar nicht wieso, aber die Chefin hat gesagt, ich soll mich ganz nach Ihren Wünschen richten.«
    »Dann führen Sie mich doch bitte zuerst in das Magazin, wo die Bücher des 18. Jahrhunderts aufbewahrt werden.«
    »Da gibt es mehrere. Aber die meisten der Schmöker stehen hier im Altbau.«
    Beaufort folgte seinem ungewöhnlichen Cicerone, dessen Coolness und schnodderiger Humor ihn amüsierten, durch Gänge und Türen zu einem altertümlichen Fahrstuhl, mit dem sie zwei Stockwerke hinauffuhren und in eine geräumige Halle gelangten. Die war voller gusseiserner Jugendstilregale, in denen Tausende alter Bücher standen. Beaufort erkundete den Raum mit Mike im Schlepptau. Große Fenster in der Außenfassade und zu einem Innenhof, der anscheinendselten betreten wurde, wie das wuchernde Unkraut vermuten ließ, brachten so viel Licht ins Magazin, dass die Scheiben teilweise mit Stores verhängt oder mit Pappkarton verklebt waren, um die Bücher vor Sonneneinstrahlung zu schützen.
    »Ein schöner Raum ist das. Ich mag die historische Patina«, stellte Beaufort fest, »aber die Lichtschutzmaßnahmen hier kommen mir doch etwas provisorisch vor.«
    »Das täuscht. Der Lichteintrag hier wird streng kontrolliert. Und drüben im Neubau, wo es ganz schön tief in die Erde runtergeht, liegen die Bücher in den Magazinen sogar komplett im Dunkeln.«
    »Die möchte ich gleich noch anschauen. Verraten Sie mir zuerst, wer zu diesen Räumen hier alles Zugang hat?«
    »In die Magazine dürfen nur

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