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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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Informationen über Charlotte Neudecker einzuholen. Außerdem interessierte sie sich als ehemalige Krankenschwester für diese Sammlung ganz besonders, worüber Beaufort die Nase rümpfte. Er konnte auf den Anblick von Leichenteilen in Formalin gut verzichten. Noch mehr störte ihn, dass Anne auch seinen Doktorvater und die Direktorin der UB in den Kreis der Verdächtigen miteinbezog. Schließlich sei es gut möglich, argumentierte sie, dass Schifferlis Geheimnis etwas mit der Bibliothek zu tun haben könnte. Und Harsdörffers später Anruf gestern auf dem iPhone des Schweizers war zumindest suspekt, das musste auch Beaufort zugeben.
    Weil immer mehr Stammgäste eintrafen, die die beiden ins Gespräch zogen, war an eine weitere Erörterung des Falles nicht mehr zu denken. Als der laue Sommerabend schonlängst in eine Sommernacht übergegangen war und über ihnen die Sterne am wolkenlosen Himmel leuchteten, schaute Anne noch einmal in ihr elektronisches Postfach und teilte ihrem Freund mit, dass Professor Corrodi gerade geantwortet habe. Er erwartete sie schon morgen Vormittag um 11.00 Uhr im Observatorium. Dass gerade dieser Sammlungsleiter sich als Erster gemeldet hatte, erstaunte Beaufort nicht. Schließlich waren Astronomen schon von Berufs wegen Nachtmenschen.

4. Parade – Freitag, 15. Juli
    Anne parkte ihren gelben Golf unterhalb der Bamberger Sternwarte am E.T.A. Hoffmann-Gymnasium direkt vor einem blauen Dixi-Klo. So schön ist Franken! , stand darauf in fetten schwarzen Lettern geschrieben.
    Beaufort deutete auf die Aufschrift: »An dem Slogan müssen die aber noch ein bisschen feilen.«
    Seine Freundin schmunzelte. »Bei Rock im Park hab ich mal eine ganze Reihe solcher Plumpsklos gesehen, die einen noch schrägeren Werbespruch hatten: Ihr Geschäft ist unser täglich Brot .«
    »Du willst mich veräppeln.«
    »Ich schwöre dir, dass es wahr ist«, beteuerte Anne und schaute sich um. Zu ihren Füßen lag die Bamberger Altstadt mit dem großen Dom. »Mit Ausnahme dieses hässlichen Klohäuschens ist es hier aber wirklich schön«, stellte sie fest. »Eine richtige Stadtrandidylle.«
    Sie spazierten die Sternwartstraße hinauf und blieben vor einer roten Backsteinvilla aus der Gründerzeit stehen. Auf dem weitläufigen, parkähnlichen Gelände erhoben sich im Hintergrund die beiden Observatoriumstürme mit ihren charakteristischen graugrünen Kuppeln. Dr. Remeis-Sternwarte. Astronomisches Institut der Universität Erlangen-Nürnberg , lasen sie auf einem Bronzeschild neben dem Eingangsportal.
    »Kaum zu glauben, dass in so einem schönen alten Gebäude moderne Naturwissenschaft betrieben wird«, fand Anne.
    »Lassen Sie sich vom äußeren Schein nicht trügen. Astronomie kann man nahezu überall betreiben, wo man einen leistungsstarken Computer zur Verfügung hat«, sagte eine freundliche Stimme hinter ihnen. Sie gehörte zu einem älteren Mann, der aussah, als sei er hundert Jahre zu spät aufdie Welt gekommen. Er war mittelgroß, von kräftiger Statur, trug einen hellen Sommeranzug mit einem weißen Hemd, einen cremefarbenen Panamahut auf dem Kopf und stützte sich auf einen Spazierstock aus Ebenholz mit Elfenbeinintarsien. Der graue Spitzbart und die randlose Brille vollendeten den Retro-Eindruck. »Sie sind die Dame vom Bayerischen Rundfunk, nehme ich an. Mein Name ist Gotthilf Corrodi. Ich leite die Sternwarte.« Er lüpfte höflich seinen Hut.
    »Anne Kamlin«, stellte sie sich vor, »und das ist mein Kollege Frank Beaufort.« Wie hätte sie seine Anwesenheit sonst erklären sollen, wenn nicht mit dieser kleinen Notlüge. »Verraten Sie mir, Professor, warum das Observatorium zur Uni Erlangen gehört und nicht zur Uni Bamberg?«
    »Gern. Die Sternwarte wurde 1889 von dem reichen Amateurastronomen Karl Remeis gegründet. Aber nach zwei Weltkriegen und zwei Währungsreformen war das Stiftungskapital irgendwann perdu, und alles ging in kommunale Hände über. Doch die Stadt Bamberg hatte auch kaum Geld übrig, um den Betrieb hier zu gewährleisten. Deshalb sind wir 1962 gern unter das Dach der Erlanger Universität geschlüpft. Die Bamberger Hochschule kam dafür niemals infrage, denn die hat überhaupt keine Naturwissenschaftliche Fakultät.«
    »Das weiß in Erlangen kaum ein Mensch. Ich wette, selbst die meisten Professoren nicht.«
    »Dann können Sie im Rundfunk ja dazu beitragen, es etwas bekannter zu machen.« Der Professor lächelte.
    Sie folgten Corrodi ins Gebäude, stiegen durch ein gediegenes

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