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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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sein?«
    »Wir haben über zwanzigtausend Münzen und Medaillen. Wer soll die alle durchgehen? Dazu wäre eine wochenlange Inventur notwendig. Aber ich habe Ihnen ja bereits erklärt: Der Tresor ist absolut sicher. Selbst ein Feuer oder ein Flugzeugabsturz würde dem Raum kaum etwas anhaben können.« Harsdörffer war die Anspannung trotzdem anzumerken. Noch hatte er selbst nicht Platz genommen, sondern war während des kurzen Dialogs in dem kleinen Büro auf- und abgegangen.
    »Wie steht es mit dem Lesesaal? Ist da etwas gestohlen worden? Immerhin herrscht dort Publikumsverkehr. Und ein gewiefter Bücherdieb findet vielleicht die Möglichkeit, doch etwas rauszuschmuggeln.«
    »Es fehlen tatsächlich zwei wertvolle Bücher aus den Regalen. Eine alte Bibel und peinlicherweise der Heister«, räumte Harsdörffer zerknirscht ein.
    »Der Heister?«
    »Lorenz Heister hat 1718 das erste deutsche Grundlagenwerk der Chirurgie geschrieben. Er war damals ein hochberühmter Mediziner, der an der Universität in Altdorf lehrte. Ihnen brauche ich ja nicht zu erklären, dass das fast zweihundert Jahre lang Nürnbergs Hochschulstandort war, bis Franken dem Königreich Bayern zugeschlagen wurde. Der bayerische König ließ die Universität in Altdorf 1809 schließen, doch unsere Hochschule hat fast die gesamte Bibliothek übernehmen können. Darunter auch diesen Heister. Es war sein persönliches Arbeitsexemplar mit zahlreichen eigenhändigen Anmerkungen. Praktisch ein Unikat.«
    Beaufort wiegte bedächtig den Kopf. »Das Buch dürfte einiges wert sein. Ich nehme an, als Lehrbuch enthält es auch Kupferstiche? An so etwas sind Bücherdiebe ja häufig interessiert. Die werden dann einfach rausgeschnitten und einzeln verkauft.«
    »Ja, aber es ist nicht gerade die Art von dekorativen alten Stichen, die man sich an die Wand hängt. Es sei denn, man hat eine Vorliebe dafür zu sehen, wie Zehen mit Hammer und Meißel amputiert werden und dergleichen mehr.« Harsdörffer schnaubte.
    »Da schüttelt es einen ja schon beim bloßen Gedanken daran. Ist das Buch in letzter Zeit ausgeliehen worden? An einen Mediziner vielleicht? Das wäre immerhin eine Spur.«
    »Ausleihen im Sinne von Mit-nach-Hause-Nehmen ist hier ja sowieso nicht möglich. Man darf die alten Bücher nur im Lesesaal benutzen. Aber das ist ja gerade das Verwunderliche: Der Heister ist zuletzt vor acht Jahren herausgegeben worden. Ich habe keine Ahnung, wer ein solches Interesse daran hatte, dass er es hat mitgehen lassen. Und erst recht nicht, wie er es angestellt hat. Unsere Sicherheitsvorkehrungen hier sind außerordentlich hoch, wie Sie sich denken können.«
    »Aber trotzdem wurde es gestohlen. Irgendwie muss das ja gelungen sein. Wie schützen Sie die Bücher konkret?«
    »Kommen Sie mit an die Tür. Dann zeige ich es Ihnen von dort aus. Ich kann schlecht im Lesesaal darüber sprechen, solange noch Benutzer da sind.«
    Beaufort erhob sich, und der Professor öffnete die Bürotür. Gemeinsam blieben sie in der Türschwelle stehen und blickten in den langgezogenen Raum mit prallgefüllten Buchregalen. An der Vorderseite, gleich neben der Eingangstür, arbeitete die Bibliotheksmitarbeiterin, die Beaufort eingelassen hatte, an einem PC, doch schaute sie immer wieder auf, um die beiden Benutzer im Auge zu behalten. Am Ende des Saals, im Rücken der beiden, saß ebenfalls ein Mitarbeiter der Abteilung auf Beobachtungsposten. Es war mucksmäuschenstill, nur ab und zu hörte man das Umblättern in einem Buch, das Kratzen eines Bleistifts auf Papier, das Knacken eines Stuhls oder das leise Klackern der Computertastatur.
    Harsdörffer begann seine Erläuterungen flüsternd, weshalb Beaufort sich zu ihm hinabbeugen musste, um ihn besser zu verstehen. »Dieser Raum ist alarmgesichert. Auch hier gibt es nur drei Schlüssel und drei Leute, die die Zahlenkombination kennen. Sollte jemand versuchen, von außen durch die Fenster oder die Tür einzudringen, löst das sofort Alarm bei der Polizei aus – wir haben eine Direktschaltung eingerichtet. Es ist hier also völlig unmöglich einzubrechen. Noch bevor man richtig drin ist, holt einen die Polizei schon wieder heraus.« »Und was tun Sie gegen Bücher liebende Besucher, die ganz legal durch die Tür kommen und der Überzeugung sind, dass das kleine Brevier oder der hübsche Kupferstich in ihren Händen besser aufgehoben ist, als hier im Archiv zu vermodern?« Auch Frank sprach leise.
    »Sie wollen mich doch nicht etwa provozieren, mein

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