Tod im Dünengras
ist â¦Â« Er sprach den Satz nicht
zu Ende, sondern fuhr fort: »Und auf den Mafioso war er richtig wütend, das
können Sie mir glauben. Jawoll!«
Carlotta glaubte ihm aufs Wort. »Allora, Fietje, jetzt sagen Sie
mal: Warum haben Sie die Schuhe wirklich mitgenommen?«
Fietje zog die Mütze in die Stirn und setzte sich wieder auf den
Schreibtisch. Das dauerte so lange, dass Mamma Carlotta versuchte, selbst die
Antwort auf ihre Frage zu finden. »Glauben Sie etwa, Tove gehören diese
Schuhe?«
Fietje nickte. »Ich dachte, ich gebe sie ihm besser zurück.«
»Sie hätten die Schuhe zur Polizei bringen müssen.«
Aber Fietje schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, Signora! Zur
Polizei gehe ich nicht freiwillig.« Ein Grinsen ging über sein Gesicht. »Muss
ich ja auch nicht. Notfalls kommt sie zu mir, jawoll.«
Carlotta betrachtete ihn eine Weile, was Fietje augenscheinlich
nicht behagte. Wieder einmal stellte sie fest, dass Fietje Tiensch ein gut
geschnittenes Gesicht und schöne helle Augen hatte. Das Gesicht verbarg er
unter einem wild wuchernden Bart und seine Augen unter zusammengezogenen
Brauen. Aber Mamma Carlotta war trotzdem davon überzeugt, dass Fietje einmal
ein attraktiver Mann gewesen war. Zu gerne hätte sie mehr von seinem Schicksal
erfahren, hätte gern gewusst, was ihn aus der Gesellschaft entfernt hatte,
sodass er dieses Leben aus zweiter Hand führte und das Leben anderer zu seinem
eigenen machte.
»Haben Sie meinem Schwiegersohn die Wahrheit gesagt«, fragte sie
leise, »als er Sie fragte, ob Sie in der Mordnacht etwas bemerkt haben?«
Fietje zuckte die Achseln, als hätte er die Hoffnung, Mamma Carlotta
würde sich damit zufriedengeben.
»Haben Sie jemanden gesehen? Die beiden Kerle, die bei Tove das
Schutzgeld abgeholt haben?«
»Nö, die waren ja in Kampen. Die ganze Nacht.«
»Sind Sie sicher?«
»Ich habe sie gegen acht ins Gogärtchen gehen sehen, und morgens um
vier waren sie immer noch da.«
»Und sonst?« Seit klar war, warum Fietje die groÃen Turnschuhe in
Käptens Kajüte abgeliefert hatte, wurde Mamma Carlotta den Verdacht nicht los,
dass er viel mehr wusste, als er zugab. »Sie brauchen keine Angst zu haben,
dass ich meinem Schwiegersohn etwas verrate. Er weià ja gar nicht, dass wir uns
kennen.«
»Und er soll es auch nicht erfahren, nicht wahr?«
»Es heiÃt, der Tote hätte eine SMS
bekommen. Wissen Sie, was das ist?«
Fietje nickte. »Na klar!«
»Anscheinend hat eine Frau diese SMS
geschrieben. Eine, die sich nachts mit ihm am Strand treffen wollte.«
Wieder nickte Fietje. »Kann wohl angehen.«
»Dann haben Sie vielleicht die hübsche junge Kellnerin aus der Muschel
II am Strand gesehen?«
»Nicht am Strand. Sie war mit dem Fahrrad unterwegs. Sah aber so
aus, als wollte sie zur Buhne 16.«
»Ganz allein? Mitten in der Nacht?«
»Tja, die ist genauso drauf wie Sie«, grinste Fietje.
»War sie wirklich allein? Oder wurde sie vielleicht von Vera
Ingwersen beobachtet? Sie haben gesagt, die wäre schon häufig hinter ihrer
Kellnerin hergeschlichen.«
»Diesmal habe ich sie nicht gesehen. Wenn Sie mich fragen, Signora ⦠diese
junge Kellnerin hat noch was ganz anderes auf dem Kerbholz, als ihrem Chef
schöne Augen zu machen.«
Jetzt hielt es Mamma Carlotta nicht mehr auf dem Stuhl. »Glauben
Sie?«, fragte sie aufgeregt, »dass sie einen Mord begangen hat?«
Fietje wartete mit einer Antwort, bis sie sich wieder gesetzt hatte.
»Sie hat jedenfalls was zu verbergen«, sagte er dann. »Ich habe sie auch in der
Nähe der Muschel I in Westerland
schon oft beobachtet. Und immer legte sie groÃen Wert darauf, nicht erkannt zu
werden.«
»Vielleicht trifft sie sich mit Arne Ingwersen in Westerland«, überlegte
Mamma Carlotta.
»In der Nähe seines Vaters? Ganz sicher nicht.«
»Warum haben Sie meinem Schwiegersohn eigentlich nichts davon
gesagt, dass Sie die hübsche Kellnerin in der Nacht gesehen haben?«, fragte
Mamma Carlotta.
»Ich will mit der Polizei nichts zu tun haben. Hinterher werde ich
dann zu einer Gegenüberstellung gebeten. Oder ich muss ein Protokoll
unterschreiben. Und wahrscheinlich muss ich mich sogar fragen lassen, warum ich
überhaupt nachts unterwegs war. Nö, Signora, das ist nichts für mich.« Er holte
die Flasche
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