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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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mit den Schuhen weder Toves noch
Fietjes Name fallen durfte. »Ich habe es versprochen.«
    Es bedurfte noch einiger weiterer Erklärungen, aber als Giovanna
hörte, dass es sich bei Fietje Tiensch um einen inselbekannten Spanner
handelte, der ständig fürchten musste, seinen Job als Strandwärter zu
verlieren, sah sie ein, dass ihm ein Besuch auf dem Polizeirevier nicht
zuzumuten war. Außerdem stellte sich heraus, dass Giovanna ein Herz für
Außenseiter hatte und schon deswegen Fietje keine Schwierigkeiten machen
wollte. Toves Rolle in dieser Angelegenheit überging Carlotta großzügig, denn
Giovannas Verständnis für Außenseiter würde nicht so weit gehen, dass sie einen
Mann schützte, der mit dem Tod ihres Neffen etwas zu tun haben konnte.
    Als Tove seine jugendliche Kundschaft abgefertigt hatte und die
Jungen und Mädchen gut versorgt abgezogen waren, hatte Giovanna zu dem Thema
zurückgefunden, das ihr begreiflicherweise am Herzen lag: »Der arme Francesco!
Wer hätte gedacht, dass er mal so enden wird! Dabei war er doch im Grunde ein
guter Junge.«
    Mamma Carlotta war überrascht. »Guter Junge? Reden wir von dem
Francesco, der tot in der Pathologie liegt?«
    Giovanna wollte keinen Zweifel in ihr Herz lassen. »Was dein
Schwiegersohn über ihn sagt, kann unmöglich wahr sein. Das Geld, das er seinen
Großeltern überwiesen hat, soll aus Schutzgelderpressungen stammen? No, no! Es
war so reizend von ihm, dass er Nonna und Nonno ein paar hundert Euro geschickt
hat. Und demnächst sollten sie noch mehr bekommen.«
    Â»Noch reizender wäre es gewesen, er hätte ihnen ihr Erspartes gar
nicht erst geklaut.« Eigentlich handelte auch Mamma Carlotta strikt nach dem
Gebot, dass über Tote nicht schlecht geredet werden durfte, aber aus einem
schwarzen Schaf wurde nun mal kein Unschuldslamm, nur weil es in der Pathologie
gelandet war. »Dass er ihnen das Geld zurückzahlt, ist nicht reizend, sondern
das Mindeste, was man erwarten konnte.«
    Â»Aber er wollte heiraten, eine Familie gründen«, rief Giovanna, als
wäre das Beweis genug, dass Francesco seine letzten Streifzüge auf den Pfaden
der Tugend gemacht hatte. »Maria hatte schon mit dem Pfarrer gesprochen. Der
wollte Francesco die Beichte abnehmen, sobald er wieder in Chiusi war, und dann
wäre alles in Ordnung gewesen. Basta!«
    Beunruhigt stellte Mamma Carlotta fest, dass Toves Blick starr
wurde, während er einen Schritt auf Giovanna zumachte und dabei unheilvoll mit
der Grillzange klapperte.
    Giovanna jedoch bemerkte die Gefahr nicht. Ohne auf Carlottas
Bemühungen zu achten, dem Gespräch eine andere Richtung zu geben, suchte und
fand sie viele Gründe, warum nicht sein konnte, was nicht sein durfte. Wie
würde ihre Familie dastehen, wenn sich herumsprach, was Francesco angelastet
wurde? Ganz Chiusi würde mit dem Finger auf sie zeigen. Maria würde man das Flittchen
eines Mafia-Bosses nennen, obwohl sie keine Ahnung von Antonio Capras
Machenschaften gehabt hatte. Bisher war ihr das Mitleid aller für den
missratenen Sohn sicher gewesen, nun würde sie Verachtung zu spüren bekommen.
Sogar die armen Großeltern wären nicht mehr die bedauernswerten Alten, denen
der Enkel übel mitgespielt hatte, sondern von nun an womöglich schuld daran,
dass aus dem Jungen nichts geworden war. Und erst Meurer-Entertainment! »Enzo
wird mir womöglich die Vertretung in Italien entziehen, wenn er glaubt, dass
ich etwas mit der Mafia zu tun habe.«
    Nun hatte Tove genug gehört. »Sie kennen den Kerl?«, fuhr er
Giovanna an, die erschrocken zusammenzuckte. »Sie sind mit dem Schwein
verwandt, das mich erpresst hat?«
    Giovanna atmete tief ein, und tatsächlich war Tove kurzfristig von
dem abgelenkt, was sich im Ausschnitt ihrer Bluse ereignete. Aber dieser
Augenblick ging schnell vorüber, Giovannas Dekolleté verlor schlagartig an
Attraktivität, als sie sagte: »Wie reden Sie von meinem Neffen?«
    An Toves Schläfe schwoll eine Ader an, die in einem
besorgniserregenden Rhythmus zu pochen begann. »Ich bin notfalls bereit, ihn
auch einen guten Jungen zu nennen, wenn Sie mir das Geld zurückgeben, das er
mir abgepresst hat.«
    Giovanna aber fand, dass der übel beleumundete Wirt einer
schmuddeligen Imbiss-Stube ihr nichts anhaben konnte. »Selber schuld, wenn Sie
auf so was reinfallen! Francesco hat einen Scherz

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