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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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und die beiden Frauen aufeinander einredeten, als wollten sie sich in
einer halben Stunde alles erzählen, was in zwanzig Jahren geschehen war.
    Â»Sie haben recht, Sören. Wir müssen den Kerl mit den großen Füßen
finden.«
    Eine Stunde später sah Frau Kemmertöns sorgenvoll den
Süder Wung entlang. Sie hatte ja gleich vermutet, dass die enge Hose und die
hohen Absätze nicht fürs Fahrradfahren geeignet waren. Von dem kurzen Jäckchen
ganz zu schweigen, das für den kalten Seewind völlig unpassend war. Wenn sie
geahnt hätte, dass der italienische Gast zum letzten Mal als Schulkind Rad
gefahren war, hätte sie ihr gutes Hollandrad nicht zur Verfügung gestellt.
Tatsächlich kreischte Giovanna bei jeder Unebenheit auf, kam ins Schlingern,
wenn sie einer Regenpfütze ausweichen wollte, und fragte erst, nachdem sie in
die Westerlandstraße geschliddert war, wie bei so einem Zweirad eigentlich das
Bremsen funktionierte. Im Hochkamp allerdings, der breit und schnurgerade war,
gewann sie merklich an Sicherheit, und es gelang ihr, vor Käptens Kajüte die
Rücktrittbremse zu benutzen und abzusteigen, ohne von ihren hohen Absätzen zu
kippen.
    Sie betrachtete die Imbiss-Stube mit hochgezogenen Augenbrauen. »Die
sieht ja noch schlimmer aus, als du sie beschrieben hast.«
    Zum Glück hatte Carlotta sich in ihrer Erinnerung nicht getäuscht.
Giovanna war immer noch so loyal wie früher und hatte das Schicksal des armen
Francesco für eine Weile vergessen, als sie zu hören bekam, welche
abenteuerlichen Freundschaften Mamma Carlotta auf Sylt geschlossen hatte. Dass
Erik davon nichts erfahren durfte, leuchtete ihr sofort ein, und sie erklärte
sogar rundheraus, dass sie nicht die geringsten Probleme damit hätte, ihm
notfalls auch ins Gesicht zu lügen.
    Â»Männer wollen es ja nicht anders«, erklärte sie mit dem hochmütigen
Blick der erfahrenen Frau.
    Carlotta beschloss, diese Behauptung nicht zu hinterfragen, da sie
ihr sehr gelegen kam. Sie war zufrieden, als Giovanna ihr jegliche
Unterstützung zusicherte, und wollte dieses Wohlgefühl nicht durch lästige
Fragen stören. Und gegen die Bedingung hatte Carlotta auch nichts einzuwenden:
Giovanna wollte Käptens Kajüte und den Wirt unbedingt kennenlernen und
ausprobieren, ob der Rotwein aus Montepulciano dort wirklich genauso gut
schmeckte wie in der Heimat.
    Dass sie mit dieser Frage in die Imbiss-Stube einfiel, zeugte von
wenig Fingerspitzengefühl. Tove war schon beleidigt, noch ehe Giovanna ein
Urteil über seinen Rotwein gefällt hatte. Fragend sah er zunächst auf Giovannas
Stilettos und dann in Mamma Carlottas Gesicht.
    Â»Das ist Giovanna, eine Verwandte von mir«, stellte Carlotta sie
strahlend vor.
    Doch wenn sie gehofft hatte, dass Toves Miene sich erhellen würde,
hatte sie sich getäuscht. Tove war nachtragend. Wer einmal seinem Rotwein
misstraut hatte, konnte ihn später noch so sehr loben, er würde nie einen
bekommen, der aufs Haus ging. Mamma Carlotta war froh, dass Giovanna nicht
auffiel, wie ungerecht Tove eingeschenkt hatte. Während ihr eigenes Glas
randvoll war, hatte der Rotweinstand in Giovannas Glas nicht einmal die
Eichmarke erreicht.
    Zum Glück erschien kurz darauf eine halbe Schulklasse, die für
Umsatz sorgte. Tove konnte sein gesamtes Bratwurstsortiment zu Currywürsten
verarbeiten und schaufelte die Pommes frites in großen Mengen ins Fett. Damit
war er derart beschäftigt, dass er dem Gespräch der beiden Frauen nicht folgen
konnte. So hatte Mamma Carlotta Zeit, Giovanna die Sache mit den großen Schuhen
zu erklären.
    Â»Erik muss sie unbedingt bekommen«, sagte sie eindringlich. »Wegen
der Spuren. Du ahnst ja nicht, was die Spurensicherung alles entdeckt, was für
unsereins gar nicht sichtbar ist«, ergänzte sie fachmännisch. »Wenn Erik die
Schuhe untersuchen lässt, weiß er anschließend, ob der, der sie getragen hat,
Fußpilz hatte wie Tante Flavia oder Schweißfüße wie der alte Donato aus Pienza
oder X-Beine wie mein Dino, Gott hab
ihn selig.«
    Giovanna war beeindruckt. »Und dann braucht er nur nach Leuten mit
Schweißfüßen, Fußpilz und X-Beinen zu
suchen.«
    Â»Esatto!« Mamma Carlotta war hocherfreut. Dass Giovanna derart
einsichtig war, machte die Sache wirklich einfach. So war es leicht, ihr
außerdem zu erklären, dass im Zusammenhang

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