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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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gemacht, und Sie haben es
nicht gemerkt.« Nun erlaubte sie sich sogar ein kleines arrogantes Lächeln. »Wie
kann man einem jungen Mann wie Francesco Geld geben? Er hat in seinem Job gut
verdient. Der hatte es nicht nötig, einen Imbissbudenbesitzer zu erpressen.«
    Nun warf Tove die Grillzange weg und griff nach dem scharfen Messer,
mit dem er die Bratwürste zerteilte. »Raus hier!«, sagte er gefährlich leise.
»In meinem Restaurant ist kein Platz für Leute wie Sie.« Und dann wiederholte
er lauter und noch weitaus gefährlicher: »Raus!«
    Aber erst als er das Messer hob, schien Giovanna ihm abzunehmen,
dass er es ernst meinte, während Mamma Carlotta noch immer versuchte, ihn mit
beschwichtigenden Gesten zu mäßigen. »Giovanna meint das nicht so, Tove. Sie
hat gerade ihren toten Neffen identifiziert. Können Sie sich vorstellen, was
das bedeutet? Sie ist erschüttert, sie kann nicht glauben, was sie gesehen hat …«
    Â»Wenn sie gemerkt hat«, unterbrach Tove, »dass ihr Neffe ein
Dreckskerl war, kann sie wiederkommen. Und wenn sie mir die Kohle auf die Theke
legt, die der Kerl mir abgeknöpft hat, kriegt sie einen Wein auf Kosten des
Hauses. Vielleicht!«
    Giovanna war es mittlerweile gelungen, vom Barhocker zu steigen,
ohne die Nähte ihrer Hose überzustrapazieren. Nun stand sie sicher auf ihren
Stilettos und raffte ihre Jacke vor die Brust, die sie zuvor auf den
Nachbarhocker gelegt hatte.
    Â»Auf Kosten dieser Bruchbude?«, fragte sie hochnäsig zurück, denn
sie war eine Frau, die auch in Augenblicken größter Angst das gut geschminkte
Gesicht wahrte. »No! Grazie!« Sie griff in die Tasche ihres knappen Jäckchens,
in dem erstaunlicherweise Platz für ein paar Münzen war, und warf sie auf die
Theke. »Ich bin bessere Weine in besseren Häusern gewöhnt.«
    Als Tove jedoch mit gezücktem Messer um die Theke herumkam, begann
ihre Maske zu bröckeln. Den Satz, mit dem sie als Siegerin vom Platz gehen
wollte, brachte sie nur mit wankender Stimme heraus. Und vorsichtshalber
bewegte sie sich schon in Richtung Tür, während sie fragte: »Weiß
Hauptkommissar Wolf eigentlich, dass Sie ein Motiv hatten, Francesco umzubringen?
Ich werde ihm wohl einen Hinweis geben müssen. Schließlich ist er ein
Verwandter von mir und …«
    Erschrocken brach sie ab, als Tove ihr zur Tür folgte, fürchterlich
anzusehen mit seinem hoch erhobenen Messer und der rotbefleckten Schürze. Sogar
Mamma Carlotta bekam es mit der Angst zu tun, obwohl sie genau wusste, dass die
roten Spritzer vom Ketchup herrührten.
    Â»Attenzione, Tove!«, beschwor sie ihn leise, wich aber genau wie
Giovanna zurück und ließ das Messer nicht aus den Augen. »Machen Sie sich nicht
unglücklich! Giovanna hat es nicht so gemeint.«
    Â»Das hat der Smutje auch gesagt«, knurrte Tove zurück, »bevor er mit
durchschnittener Kehle über Bord fiel.«
    Â»Stronzo! Malvagio! Vecchio ladrone!«, schrie Giovanna, als sie die
Freiheit und Sicherheit des Hochkamps erreicht hatte, wo sie jederzeit um Hilfe
rufen und mit Hilfe rechnen konnte. »Ladro sfigato!«
    Tove sah Mamma Carlotta abschätzig an. »Wenn diese Frau mit Ihnen
verwandt ist, dann sind Sie also auch mit dem Kerl verwandt, der jetzt tot in
der Pathologie liegt. Zum Glück!«
    Â»Versündigen Sie sich nicht!«, rief Carlotta empört. »Außerdem
handelt es sich nur um angeheiratete Verwandtschaft.«
    Â»Auch die ist in Käptens Kajüte nicht gern gesehen«, schloss Tove
und schob Mamma Carlotta durch die Tür. Donnernd fiel sie hinter ihr ins
Schloss.
    Giovanna zupfte sich mit zitternden Händen ihre Kleidung zurecht.
»Ich muss deinem Schwiegersohn recht geben, Carlotta«, sagte sie mit bebender
Stimme. »Dieser Mann ist kein Umgang für dich.« Sie beugte sich vor und flüsterte:
»Soll ich dir sagen, was ich sogar glaube? Dieser Kerl hat unseren armen
Francesco auf dem Gewissen.«
    Mamma Carlotta hätte sich eher die Zunge abgebissen, als zuzugeben,
dass dieser Gedanke sie ebenfalls quälte. Statt zu antworten, drehte sie so lange
den Schlüssel im Schloss ihres Fahrrades, bis Giovanna keine Antwort mehr von
ihr erwartete.
    Â»Wir sollten der Sache auf den Grund gehen«, sagte Giovanna, während
sie Frau Kemmertöns’ Fahrrad auf die Straße schob.
    Â»Du willst dich doch

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