Tod im Dünengras
nicht in Eriks Ermittlungsarbeit
einmischen?«, fragte Carlotta so entrüstet, als wäre ihr selbst etwas
Derartiges nie in den Sinn gekommen.
»Ich denke nicht an Einmischung, sondern an Hilfe«, erwiderte
Giovanna. »Aber keine Sorge, Erik wird nicht erfahren, dass du Stammgast bei
diesem schrecklichen Menschen bist.«
Mamma Carlotta sah Giovanna nicht an, während sie aufs Fahrrad
stieg. »Wenn du Erik erzählst, dass du Tove Griess für einen Mörder hältst,
gibst du zu, dass Francesco ein Schutzgelderpresser war.«
Sie beglückwünschte sich zu diesem Geistesblitz, als sie Giovannas
nachdenkliches Gesicht sah. Die lieà das Fahrrad rollen, während sie grübelte,
und dachte erst ans Weitertreten, als sie umzukippen drohte.
»Allora«, sagte sie schlieÃlich. »Sagen wir Erik zunächst mal nichts.
Aber wir sollten den Wirt nicht aus den Augen lassen. Dâaccordo?«
Carlotta antwortete nicht. Kerzengerade saà sie auf dem Sattel und
fuhr Giovanna voraus. Mochte die an ihrem durchgedrückten Rücken die Antwort
ablesen, die sie hören wollte.
Susanna Larsens Zimmer war überheizt. Das schien ihr
selbst aufzufallen, als Erik und Sören eingetreten waren. Sie öffnete das
Fenster einen Spalt, dann lehnte sie sich an die Fensterbank, als ginge sie
davon aus, dass das Gespräch nicht lange dauern würde. Diesmal bot sie den
beiden Beamten nichts an, nicht einmal einen Platz.
Sie war hübsch zurechtgemacht, Erik vermutete, dass sie etwas
vorhatte. Eine enge helle Hose trug sie, darüber einen knapp geschnittenen
braunen Rolli und einen breiten Gürtel. Die Haare hatte sie im Nacken
zusammengebunden, zwei dünne Strähnen lösten sich über der Stirn. Sogar Erik,
der nichts von Haarmoden verstand, merkte, dass das beabsichtigt war.
»Was wollen Sie noch von mir?«, fragte sie ungehalten. »Ich habe
Ihnen doch schon alles von Francesco erzählt.«
»Diesmal geht es um Sie«, sagte Erik und nahm Platz, ohne auf eine
Aufforderung zu warten.
Sie setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel und blickte ihn
erwartungsvoll an. Sören, der sich auf einem wackeligen Hocker in Susannas Nähe
niederlieÃ, beachtete sie gar nicht.
»Wo waren Sie in der Nacht, als Francesco erschlagen wurde?« Erik
sah Susanna freundlich an. »Also in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch?«,
erkundigte sich Erik. »Zwischen Mitternacht und ein Uhr?«
Susanna starrte ihn an. »Was soll das?«
»Würden Sie mir bitte antworten!«
»Hatten Sie vielleicht noch Dienst?«, half Sören nach.
Susanna schüttelte den Kopf. »Dienstag war nicht viel los. Gegen elf
hatte ich Feierabend.«
»Und was haben Sie dann gemacht?«
»Ich bin ins Bett gegangen. Was sonst?«
»Vermutlich allein, oder ⦠gibt es jemanden, der das bestätigen
kann?«
Susanna Larsen stand auf. Sie war blass geworden, ihre Augen waren
unruhig. »Verdächtigen Sie mich etwa?«
»Francesco Corrado hat ein paar Stunden vor seinem Tod eine SMS bekommen. Anscheinend von einer Frau,
die sich mit ihm am Strand treffen wollte.«
»Und da denken Sie an mich?« Susanna lachte spöttisch, aber Erik
sah, dass ihre Lippen zitterten. »Ich habe Ihnen gesagt, wie ich zu Francesco
stand. Niemals hätte ich mich mit ihm am Strand getroffen. Schon gar nicht
nachts! Dann hätte er ja geglaubt, ich wäre scharf auf ihn.«
»Würden Sie so freundlich sein, mir Ihr Handy zu zeigen?«
Sören sah seinen Chef scharf an, als hätte er sich gern an die Stirn
getippt. Natürlich war auch Erik klar, dass er auf diesem Handy nichts finden
würde, was seinen Verdacht bestätigte. Wer sein Mordopfer per SMS an den Tatort bestellte, löschte die
Nachricht selbstverständlich später wieder. Doch wenn sie begriff, dass sie
unter Verdacht stand, würde sie vielleicht nervös reagieren. Und wer nervös
war, machte Fehler.
Susanna ging zum Fernseher, neben dem ihr Handy lag. Verächtlich sah
sie Erik an, als sie es ihm reichte. »Sie werden nichts finden.«
Erik sah den SMS-Speicher
durch, währenddessen fragte er: »Liegt das Handy immer dort?« Er nickte zum
Fernseher.
»Mal hier, mal da. Wenn ich unterwegs bin, nehme ich es natürlich
mit.«
»Wo war das Handy in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch?«
»Was weià ich! Jedenfalls hier in meinem
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