Tod im Dünengras
Apartment!«
Als Erik aufblickte, erschrak er. Susanna Larsen war jetzt sehr
blass. Sie atmete konzentriert, dann drehte sie sich um und stürzte aus dem
Zimmer. Während Erik und Sören sich schweigend ansahen, hörten sie Susanna
Larsen im Badezimmer würgen.
SchlieÃlich sagte Erik: »Entweder sind ihr meine Fragen auf den
Magen geschlagen, oder sie ist schwanger.«
Es dauerte lange, bis Susanna zurückkam. Und als sie wieder
erschien, sah sie aus, als hätte sie darauf gehofft, die beiden Polizeibeamten
wären in der Zwischenzeit gegangen. »Ich glaube, ich habe mir einen Virus
eingefangen«, erklärte sie. »Mir ist schon seit ein paar Tagen übel.«
»Wir lassen Sie gleich allein«, gab Erik zurück. »Nur eine Frage noch ⦠wenn
Sie es nicht waren, die Francesco per SMS
zum Strand bestellt hat, wer könnte es dann gewesen sein?«
Susanna zuckte mit den Schultern und sah aus dem Fenster wie ein
gelangweiltes Schulkind.
»Sie wissen von keiner anderen Frau, mit der er Kontakt hatte?«
Susanna schüttelte den Kopf.
»Da er Sie unbedingt heiraten wollte, wäre ein Rendezvous mit einer
anderen Frau merkwürdig. Mitten in der Nacht am einsamen Strand.«
»Er kann sich doch auch mit einem Mann getroffen haben«, gab Susanna
zurück.
»Warum sollte er das getan haben?«
»Keine Ahnung!« Susanna antwortete so heftig, dass Erik
zusammenzuckte. »Wenn Sie das wissen wollen, müssen Sie eben versuchen, es
herauszufinden! Ich kann Ihnen da nicht helfen!«
Erik nickte, als hätte Susanna Larsen diese Worte in freundlichem
Tonfall vorgebracht. »Wenn Francesco sich auf ein Treffen nachts am Strand
einlässt, dürfte ihm die Person, die ihn dazu auffordert, gut bekannt sein.«
»Oder sie hat ihm etwas versprochen«, warf Sören ein, »was Francesco
unbedingt haben wollte.«
»Dann aber stellte sich heraus, dass er in eine Falle getappt war«,
führte Erik weiter aus. »Es hat sich also jemand mit ihm getroffen, der ihn so
sehr hasste, dass er ihn töten wollte. Andererseits aber jemand, dem Francesco
vertraute. Können Sie sich das erklären?«
Susanna Larsen konnte es nicht. Und sie wollte es auch nicht. Sie
wollte, dass die beiden Polizisten gingen, damit sie ihre Ruhe hatte. Das sagte
sie zwar nicht, aber ihre Körpersprache verriet es.
Erik kapitulierte und erhob sich. »Danke, Frau Larsen. Und ⦠gute
Besserung.«
Susanna blieb sitzen, als sie sich verabschiedeten. Es schien ihr
tatsächlich nicht gutzugehen. Sie machte einen so kraftlosen Eindruck, dass
Erik sie mit einer Handbewegung am Aufstehen hinderte. »Wir finden schon allein
raus.«
Bevor Erik die Treppe hinabstieg, warf er einen langen Blick zu der
Zimmertür, hinter der er am Vortag Carolins Stimme vernommen hatte. Diesmal
drang kein Laut heraus. Carolin war in der Schule, und ihr Freund arbeitete
vermutlich unten im Restaurant.
Sören wartete am Fuà der Treppe auf ihn. Er sah enttäuscht als, als
er sagte: »Ich glaube, Angelina Jolie ist charmanter als Susanna Larsen.«
Erik traute sich in dieser Hinsicht kein Urteil zu, doch er hielt es
für klug, Sören in seiner Auffassung zu bestätigen. »Charmant würde ich Susanna
Larsen auch nicht nennen. Und was halten Sie von ihrer Glaubwürdigkeit?«
Sören zuckte die Achseln. »Vielleicht sollten wir mal mit ihrem Chef
reden.«
Ein paar Minuten später standen sie vor der Tür, die in die Wohnung
von Arne und Vera Ingwersen führte. Erik wollte gerade den Klingelknopf
betätigen, da wurde die Tür von innen geöffnet. Vor ihnen stand ein Mann, der
Erik bekannt vorkam. Ein auffallend schöner Mann, sorgfältig gekleidet und
frisiert. Er wollte die Wohnung gerade verlassen und wäre beinahe mit Erik
zusammengestoÃen. »Huch! Nun habe ich mich aber erschrocken!«
Hinter ihm erschien Arne Ingwersen. »Wollen Sie zu mir?«
Erik nickte und lächelte ihm flüchtig zu. Dann plötzlich fiel ihm
ein, woher er Arne Ingwersens Besucher kannte. Willem Jäger war es, der
Besitzer der Keitumer Tanzschule, in der auch der Inselchor probte. Lucia hatte
ihn vor Jahren einmal zu einem Tanzkurs überredet, aber angesichts der
mühelosen Eleganz des Tanzlehrers war Erik schnell die Motivation abhanden
gekommen. Er hatte sich sogar geweigert, am Abschlussball teilzunehmen, weil
Lucia ihm
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