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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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gingen davon aus, dass Francesco sich mit einer
Frau treffen wollte.« Sie wandte sich an Erik. »Hast du schon in Francescos
Handy nachgeguckt?«
    Â»Das ist verschwunden«, gab Erik zurück. Dann stellte sich heraus,
dass ihm und seiner Schwiegermutter gleichzeitig derselbe Gedanke gekommen war.
Mamma Carlotta war es, die ihn aussprach: »Susala?«
    Erik warf Carolin einen Blick zu, die aber nicht auf diesen Namen
reagierte. Zum Glück! Anscheinend hatte sie den Kosenamen Susanna Larsens noch
nie gehört.
    Ausgiebig strich er sich seinen Schnauzer glatt, dann schüttelte er
den Kopf. »Die Spuren, die wir gefunden haben, passen nicht zu ihr. Der Täter
hat sehr große Füße.«
    Im Haus war alles still. Erik war früh zu Bett gegangen,
das Licht in seinem Schlafzimmer bald gelöscht worden. Auch bei den Kindern war
schnell Ruhe eingekehrt. Mamma Carlotta saß auf der Bettkante und lauschte.
Mindestens zehn Minuten, das hatte sie sich vorgenommen! Wenn danach kein Laut
mehr aus einem der Zimmer drang, konnte sie es wagen.
    Als die zehn Minuten verstrichen waren, schlüpfte sie in ihre dicke
Jacke, zog den Reißverschluss bis zum Kinn und sah an sich hinab. War sie
richtig gekleidet für eine Herbstnacht auf Sylt? Für den Wind, die Kälte und
die Dunkelheit? Sie lächelte, als sie daran dachte, wie abenteuerlich es sich
angefühlt hatte, zum ersten Mal eine Hose anzuziehen. In ihrem Dorf trug keine
der zahllosen Witwen jemals etwas anderes als ein dunkles Kleid und dazu im
Winter, der einem kühlen Sommertag auf Sylt ähnelte, eine schwarze Strickjacke.
Doch zum Glück hatte Carlotta eine modisch bewanderte Schwägerin, die sogar
schon bis zum Gardasee gekommen war. Der war es zu verdanken gewesen, dass
Mamma Carlotta das Wagnis eingegangen war, eine praktische Hose zu kaufen, mit
der man am Meer nicht fror und Fahrrad fahren konnte, ohne auf einen
flatternden Rock aufpassen zu müssen.
    Mamma Carlotta schlich die Treppe hinab. Zehn Minuten später
überquerte sie mit dem Fahrrad die Westerlandstraße und wunderte sich darüber,
wie viele Touristen nach Mitternacht noch unterwegs waren. Im Hochkamp jedoch
herrschte Stille. Hinter den meisten Fenstern war es dunkel, nur ein paar
Straßenlaternen sorgten für ausreichend Helligkeit auf dem Weg. Der Wind raste
ihr nun entgegen. Eiskalt war er und so heftig, als wäre er vom hellen Tag
gemäßigt worden und machte jetzt, da es dunkel war, was er wollte. Carlotta
musste ihre ganze Kraft aufbieten, um vorwärtszukommen. Sie dachte sogar daran,
vom Rad abzusteigen und es den Rest des Weges zu schieben. Aber als Käptens
Kajüte in Sicht kam, entschloss sie sich, auch die letzten Meter per Fahrrad
zurückzulegen.
    Die Imbiss-Stube lag im Dunkeln, in ihrer Umgebung war alles ruhig.
Mamma Carlotta sicherte nach allen Seiten, während sie ihr Fahrrad um das
kleine Gebäude herumschob. Es vor der Tür stehen zu lassen, erschien ihr zu
gefährlich. Niemand durfte den Verdacht bekommen, dass jemand in Käptens Kajüte
eindrang, der sich Hoffnungen auf die alkoholischen Vorräte oder gar die
Tageskasse machte.
    Sie lehnte das Fahrrad an die Hauswand, direkt neben das
Küchenfester. Dann drückte sie mit dem Handballen gegen den Fensterrahmen.
Tatsächlich! Das Fenster war nicht verriegelt. Es gab nach und öffnete sich.
Carlotta blickte sich nach einem Gegenstand um, der ihr helfen konnte, das
Fensterbrett zu erklimmen. Ein paar Meter weiter sah sie leere Getränkekisten
stehen. Damit war es kein Problem, auf den Fenstersims zu klettern und in die
Küche zu springen. Springen? Nein, sie war eine Mamma von Mitte fünfzig, sie
musste sorgfältig mit ihren Gelenken umgehen. Vorsichtig ließ sie sich auf dem
Sims nieder und tastete sich dann mit den Fußspitzen zu Boden. Erst, als sie
wusste, dass er höchstens noch zehn Zentimeter entfernt war, ließ sie sich
fallen. Dass sie dabei an den fettigen Ölkanister stieß, auf dem sie ein paar
Stunden vorher noch gehockt hatte, spielte keine Rolle. Sie konnte nun darauf
vertrauen, dass sie hier von niemandem gehört wurde.
    Vorsichtig tastete sie sich voran. Der Karton mit den Dosensuppen
stand noch am selben Platz. Unter ihren Fingerspitzen spürte sie bald die
Sohlen der Turnschuhe, die Fietje für Tove aus einem Papierkorb gefischt hatte.
Aus einem Papierkorb auf dem Parkplatz der Buhne 16!
    Sie

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