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Tod im Dünengras

Tod im Dünengras

Titel: Tod im Dünengras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Empörung war so groß, dass
sogar Carolin eine ungewöhnlich temperamentvolle Reaktion an den Tag legte. Sie
knallte das Omelette auf ihren Teller, dass es über den Rand rutschte, und die
Pfanne auf den Herd zurück, dass Erik um das Ceranfeld fürchtete. Wie zu
erwarten fand sie jedoch schnell wieder zu ihrer Ausgeglichenheit zurück. Und
während Felix noch über die Gemeinheit schimpfte, ihn an einer so interessanten
Unternehmung nicht teilhaben zur lassen, fragte Carolin: »Gibt es einen Grund,
warum über diesen dritten Mord niemand etwas weiß? Und warum sogar die Nonna
geschwiegen hat? Nicht einmal in der Zeitung hat etwas gestanden.«
    So glücklich Erik darüber war, dass seine Tochter das Wort an ihn
richtete, so unglücklich war er über ihre Frage. Durfte er von seiner Angst
erzählen? Von der Mafia, die für ein paar Tage eine Bedrohung gewesen war?
Eigentlich gab es sie jetzt nicht mehr, diese Bedrohung, also hätte er ruhig
darüber sprechen können, aber tief in ihm steckte noch immer die kleine Sorge,
dass das Ganze vielleicht doch noch nicht ausgestanden sei. Vermutlich brauchte
er noch ein paar Tage, um daran glauben zu können, dass auf Sylt alles so
bleiben würde, wie es war. Möglich auch, dass er sein Vertrauen in dem Moment
zurückgewinnen würde, wenn der Mord an Francesco aufgeklärt war.
    Zum Glück beendete Mamma Carlotta soeben ihr Telefongespräch. Und
während sie über Adriano Girottis Hochzeitstag berichtete, der von Federicas
vorzüglichem Kastaniendessert gekrönt worden war, nahm sie gleichzeitig die
Warnung in Eriks Blick wahr: Kein Wort von der Mafia! Und sie schaffte es,
während sie darüber redete, dass der Commissario in zwanzig Ehejahren keinen
einzigen Hochzeitstag vergessen hatte, Erik auf gleiche Weise zu beruhigen:
›Keine Sorge, dieses Wort wird nicht über meine Lippen kommen.‹
    Â»Stell dir vor, Enrico, diese beiden Kerle sind verhaftet worden!
Diese … diese …«
    Ehe ihr das verräterische Wort »Geldeintreiber« über die Lippen
kommen konnte, ergänzte Erik: »Giulio Alviso und Lorenzo Follini.«
    Â»Esatto! Aber sie haben leider noch nicht gestanden.« Carlotta
lächelte in die staunenden Gesichter ihrer Enkelkinder. »Euer Vater hat mich
gebeten, als … come si dice?«
    Â»Dolmetscherin.«
    Â»Sì, als Dolmetscherin zu arbeiten! Ist das nicht toll?«
    Erik sorgte dafür, dass Carlottas strahlender Stolz nicht von den
Fakten wegführte, die ihn sehr interessierten. »Was hat Girotti noch gesagt?«
    Prompt setzte Mamma Carlotta die Miene auf, von der sie glaubte,
dass sie zu einer staatlich vereidigten Dolmetscherin passte. »Im Fall Henner
Jesse kommen sie weiter, sagt Girotti. Zunächst haben die beiden Kerle alles
abgestritten, aber nun fangen sie an, sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben.
Der eine will den armen Gastwirt nur gestoßen haben und behauptet, der andere
hätte zugeschlagen. Der andere aber sagt, es wäre genau umgekehrt gewesen.
Girotti meint, wenn sie die beiden noch eine Weile verhören, wissen sie, wer
von den beiden für Jesses Tod verantwortlich ist.«
    Â»Und was ist mit Utta Ingwersen? Und mit Francesco?«
    Â»Damit wollen sie nichts zu tun haben.«
    Â»Kein Wunder«, brummte Erik. »Das waren eiskalt geplante Morde. Bei
Henner Jesse geht es vielleicht nur um schwere Körperverletzung mit
Todesfolge.«
    Â»Girotti hält es für möglich, dass die beiden wirklich nichts damit
zu tun haben. Er sagt, er hätte so ein Gefühl. Und sein Gefühl täuscht ihn nur
selten.«
    Â»Er meint den Fall Francesco Corrado«, sagte Erik und nickte. »Im
Fall Utta Ingwersen ist alles so eindeutig wie bei Jesse. Geklärt werden muss
nur, wer von den beiden zugeschlagen hat.«
    Mamma Carlotta genoss es, dass die Kinder ihr mit offenem Mund
zuhörten. »Außerdem haben die beiden ausgesagt, dass Francesco zwei, drei
Stunden vor seinem Tod eine SMS
bekommen hat.« Stolz lächelte sie erst Carolin und Felix, dann Erik an. »Ich
weiß, was das ist. Das sind kurze Mitteilungen, die ins Handy getippt werden.«
    Â»Bravo!«, sagte Erik, der die Mitteilungsfreude seiner
Schwiegermutter erhalten wollte.
    Â»Aber angeblich hatten die beiden keine Ahnung, was in der SMS stand«, fuhr Mamma Carlotta fort, »und
von wem sie gekommen war. Sie

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