Tod im Dünengras
schmutzigen Schuhe
aufmerksam machen.
Felix sprang seiner GroÃmutter entgegen. »Endlich, Nonna!
Wo warst du so lange?«
»Das weiÃt du doch, Felice! Bei der Chorprobe!«
»Diese blöde Singerei! Caro ist auch noch nicht da.«
Erik jedoch schlenderte bereits in der Küche zwischen Kühlschrank
und Herd herum, öffnete mal diese Dose, schaute mal unter jenen Deckel und
schien sich ernsthaft zu überlegen, ob er sich selbst ums Abendessen kümmern
musste.
Carlotta riss sich die Jacke herunter, warf sie über einen Garderobenhaken
und fiel mit einem Schwall von Worten in die Küche ein, damit Erik keine Zeit
hatte, sie zu fragen, wo sie so lange gewesen war. Wenn sie darauf achtete,
dass er nichts von ihrer Rotweinfahne bemerkte, würde sie ihn nicht belügen
müssen.
Vorsichtshalber redete sie lang und breit davon, dass die Proben
immer länger dauerten, je näher der Wettbewerb rückte, bewunderte die tapfere
Vera, die trotz des tragischen Trauerfalls in der Familie mit den Proben
weitermachte, warf ein, dass Carolin noch mit ihrem Ragazzo zusammen sei, und
zog, während sie redete, Felixâ Hose in die Höhe und drehte den Schirm seines
Käppis nach vorne. Dass er seine Kleidung augenblicklich wieder in den Zustand
versetzte, den er selbst für cool hielt, nahm sie nicht zur Kenntnis, denn im
nächsten Augenblick steckte sie schon den Kopf in den Kühlschrank und suchte
den Ricotta und die Eier für die Frittata alla menta heraus. Während Mamma
Carlotta ein paar Pfefferminzblätter zerpflückte, erzählte sie, dass auch
Giovanna beim Wettsingen mitmachen würde, und merkte, dass es ihr gelungen war,
Erik auf andere Gedanken zu bringen. Sie würde nicht zugeben müssen, dass sie
die Chorprobe in Käptens Kajüte beschlossen hatte.
»Giovanna kommt übrigens schon morgen früh«, warf Erik ein. »Sie hat
vor ein paar Minuten angerufen. Aus dem Nachtzug nach München. Von dort hilft
ihr Enzo Meurer weiter.«
Mamma Carlotta verrührte die Eier mit dem Ricotta, dass es nur so
spritzte. »Sie hat noch Kontakt zu ihm?«
»Anscheinend.« Erik fand diese Tatsache nicht halb so aufregend wie
seine Schwiegermutter. Gemächlich stand er auf und holte seine Pfeife, ohne auf
die Empörung seines Sohnes zu achten, der sich neuerdings mit seiner Schwester
solidarisch erklärte und zum radikalen Nikotingegner geworden war. Erik war
sehr dankbar, dass Mamma Carlotta in diesem Punkt weitaus toleranter war als
seine Kinder. »Jedenfalls will er dafür sorgen, dass einer seiner Bekannten
Giovanna mitnimmt nach Sylt. Mit einem Privatflugzeug.«
»Privatflugzeug!« Das war eins dieser Wörter, die Mamma Carlotta zum
Schweigen brachten. Jedenfalls für kurze Zeit.
Lange genug immerhin, dass Erik weiterreden konnte, ohne
unterbrochen zu werden. »Sie wird anrufen, wenn sie gelandet ist. Und ich werde
sie dann vom Flughafen abholen. Ich habe auch schon im Strandhotel angerufen,
damit sie gleich nach ihrer Ankunft ihr Zimmer beziehen kann.«
Carlotta warf den Schneebesen zur Seite. »Giovanna soll in ein Hotel
ziehen?«
Erik lieà erstaunt die Pfeife sinken. »Sie muss natürlich nicht
selbst bezahlen. Sie wird dort auf Staatskosten wohnen.«
Mamma Carlotta setzte sich zu Erik an den Tisch, obwohl Felix sein
Bestes tat, sie mit flehenden Gesten wieder an den Herd zu locken. »Giovanna
ist ein Familienmitglied!«
»Ein entferntes«, korrigierte Erik. »Noch dazu lediglich
angeheiratet«, ergänzte er, weil er in den letzten Tagen, immer dann, wenn von
Francesco die Rede gewesen war, immer wieder gehört hatte, wie gut es sei, dass
in seinen Adern nicht das gleiche Blut flieÃe wie in Carlottas.
Aber diesmal schien das anders zu sein. »Sie wird selbstverständlich
hier im Haus wohnen.«
»Aber wir haben kein freies Zimmer für sie.«
»Wozu steht in meinem Zimmer ein Sofa? Dort werde ich schlafen, und
Giovanna bekommt mein Bett. Kopfkissen, Bettdecke und frische Bettwäsche werdet
ihr ja wohl haben, oder?«
Mamma Carlotta machte Anstalten, auf der Stelle sämtliche
Vorbereitungen zu treffen, die für das Erscheinen des Gastes notwendig waren,
wurde aber von Felix daran gehindert. »Erst das Omelette, Nonna, bitte!«
»Dâaccordo!« Mamma Carlotta würzte das Ricotta-Ei-Gemisch mit Salz
und Pfeffer, gab die Pfefferminzblättchen
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