Tod im Ebbelwei-Express (German Edition)
andere war ohne Belang. Ob eine Skulptur nun sofort einen Käufer fand oder nicht, interessierte sie nicht im geringsten. Sie hing nicht an ihren Kunstwerken, jederzeit konnte sie ein neues erschaffen. Trotzdem freute es Maria natürlich, daß ihr Freund soviel Vertrauen in sie setzte, daß er deswegen sogar unter die Verleger ging.
„Sag mal, Schatz, bist du wirklich so ruhig oder tust du nur so?“
Nolens volens mußte Herr Schweitzer lachen, denn das Angenehme an ihrer Beziehung war von Anfang darauf begründet, sich einander nichts vormachen zu müssen. War der eine mal schlecht drauf, was eh sehr selten vorkam, konnte er dies ohne Rücksicht auf den anderen ausleben, der Partner ließ ihn dann in Ruhe oder kümmerte sich um ihn, je nach dem, was derjenige mit dem schlechten Tag wünschte. Da dies wie gesagt nicht allzu häufig vorkam, ergaben sich dadurch auch keinerlei Probleme.
„Ich versteh’s selbst nicht so genau“, antwortete Herr Schweitzer. „Vielleicht liegt’s an deiner Anwesenheit.“
Abermaliges Geknutsche.
„Dir geht’s also gut?“
„Ja, kann man so sagen.“
„Das ist schön.“
„Eigentlich mache ich mir mehr Sorgen um Berthas Nervenkostüm, immerhin ist sie es, die direkt mit den Mafiosi zu tun hat. Ich bin ja bloß der Schaffner.“
„Simon, Simon, Simon, jetzt bist du bald fünfzig und verstehst die Frauen immer noch nicht.“
„Doch schon“, druckste Herr Schweitzer herum, „aber Bertha …“
„… ist auch eine Frau. Obwohl schon älter, ist sie immer noch eine Frau.“
„Jetzt bin ich aber gespannt.“
„Wenn wir Weiber uns was vorgenommen haben, dann ziehen wir das auch konsequent durch. Erinnerst du dich noch, wie ich dich damals abgeschleppt habe?“
„Nein, ich hab dich abgeschleppt.“
„Denkst du.“
„Ich weiß doch noch, was ich getan habe.“
„Siehst du, auch das gehört dazu, die Mannsbilder immer schön im Glauben lassen, sie wären diejenigen, welche.“
„Aber wenn dem tatsächlich so sein sollte, warum hast du dann zugelassen, daß ich dermaßen in die Sache verwickelt werde?“ fragte Herr Schweitzer, nun doch sehr erpicht darauf, Neues vom Männlein-Weiblein-Thema zu erfahren.
„Die Frage, lieber Simon, ist falsch gestellt. Was wäre passiert, wenn du dich da rausgehalten hättest?“
„Und was wäre passiert?“
Maria kniff Herrn Schweitzer in die Wange. „Mein kleiner Simon wäre total unzufrieden mit sich gewesen und ich hätt’s ausbaden müssen.“
„Ich bin nicht klein.“
„Beweis mir das bitte.“ Lasziv entledigte sich Maria ihres T-Shirts. „Kleiner.“
Herr Schweitzer hatte, man mag es kaum glauben, gut geschlafen. Fünf Minuten vor dem Wecker erwachte er und rieb sich die Augen. Maria lag entspannt neben ihm. Ihre Beine lugten unter der Decke hervor. Er deckte sie zu. Positive Schwingungen erfüllten sein Zimmer. Er drückte die Wecktaste herunter und schlich auf den Flur. Lauras Tür stand sperrangelweit offen, was bedeutete, sie war gestern nacht wieder auf der Piste gewesen. Ob erfolgreich oder nicht, ließ sich daraus nicht deuten, oft kam sie auch erst morgens aus der Disco zurück. Am liebsten würde Herr Schweitzer ihr einen Adonis backen, wenn er nur wüßte, auf welche äußerlichen Merkmale Laura bei Männern Wert legte. Was er so mitbekommen hatte, war sie wahllos, Hauptsache der Lover hatte vage ein Auge auf sie geworfen. Scheint ein schwieriges Alter zu sein, dachte Herr Schweitzer, Anfang dreißig und dann auch noch Torschlußpanik.
Nach dem gemeinsamen Frühstück im Bett mit Maria begaben sie sich ins Bad. Er mußte sich vor Lauras Schminkspiegel setzen und Maria packte ihre Utensilien aus.
„So, Schatz, jetzt machen wir aus dir mal einen hübschen Kerl.“
„Noch hübscher? Willst du mir etwa den Bauch absaugen?“
„Das mußt du schon selbst tun. Ich sag nur Sportstudio.“
Ach ja, Sportstudio, dachte Herr Schweitzer, ab morgen wieder.
Dann mußte er stillsitzen. Fachfräuisch bearbeitete sie seine Wimpern so lange mit Wimperntusche bis er Theo Waigel ähnelte.
„Ich dachte, du willst, daß ich hübsch aussehe?“
„Und ich dachte, du willst, daß dich niemand erkennt.“
„Auch wieder wahr.“
Dann bekam Herr Schweitzer noch einen kleinen Anflug von Oberlippenbart verpaßt. „Fehlen nur noch die Dauerwelle und ein paar blonde Strähnchen, dann könnt ich auf den Feuerwehrfesten in der Wetterau die Dorfschönheiten reihenweise flachlegen.“
Solange du nicht anfängst zu
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