Tod im Frühling
Mädchen hier nur in dieser Gegend abgesetzt wurde, um Sie auf eine f a lsche Fährte zu locken ? «
» Das ist m e hr als m öglich, es ist sogar wahrscheinlich. Aber solange wir nicht wissen, wo wir sonst noch suchen können, suchen wir erst m al hier. Die eigentliche Fahndung kann erst beginnen, wenn wir herausgefunden haben, m it was für einer Art Entführung wir es zu tun haben. Beim jetzigen S tand der Dinge könnten es ebensogut ein paar A m ateure aus diesem Dorf sein, die das Mädchen zehn Minuten von hier versteckt halten. Also suchen wir hier. Und vielleicht werden wir das Au t o der Mädchen finden .
Denn wenn wir ihre Aussage richtig verstanden haben, dann m ußten sie g estern m orgen irgendwo auf der Straße zwischen hier und Taverna aus ihrem Wagen ausste i gen. «
Lärm vor dem Fenster kündigte die Ankunft des Wagens m i t den Hunden und ihren Führern an. Im Laufe des Morgens hatte sich die Piazza zusehends belebt, und Leute erschienen, um B r ot zu kaufen oder noch schnell in der Bar zu frühstücken, bevor i hr Bus ka m . Einer oder zwei der Wagen, die unter den Bäu m en in der Mitte geparkt waren, wurden angelassen und fuhren davon. Die Hunde waren unruhig und hechelten, ihr Atem da m pfte im Regen. Einer der Führer kam ins Büro und salutierte kurz .
»Capitano. Was haben Sie für uns ? «
Er nahm die Bluejeans des Mädchens vom Kleiderhaufen und brum m te: »Nach diesem Wolkenbruch gestern nacht … «
Sobald der Hundeführer gegangen war, steckte der Brigadiere den Kopf zur Tür herein .
»Ich hab den Blu m enhä n dler hierbehalten, falls Sie sich mit i h m unterhalten wollen. Sonst laß ich ihn an seine Arbeit zurück. Ich hab seine Aussage aufneh m en lassen . «
Das Klappern im Nachbarzim m er hatte aufgehört .
»Ich will i h n sprechen. Bringen Sie bitte auch seine Aussage m i t . «
Der Blu m enhändler hatte seine große grüne Schürze abgelegt, aber der Brigadiere hatte Mühe, ihn dazu zu bewegen, daß er auch seinen weichen Filzhut abnah m , und während er ihn durch die T ür schob, raun t e er ihm zu: » Dies ist ein staatliches Büro, das wissen Sie doch… «
Der Blu m enhändler setzte sich kerzengerade hin, seinen Hut hielt er fest u m klam m ert auf seinen Knien. Es war ihm offenbar äußerst peinlich, seinen blanken Schädel entblößen zu m üssen. Das tat er sonst nie, nicht ein m al bei den Mahlzeiten. Er entfernte seine Kopfbedeckung erst, wenn er vor dem Einschlafen das Licht ausgeknipst hatte .
Der Capitano warf einen Blick auf ihn und sagte schnell: » Kavallerie ? «
Der alte Mann, der gerade losschi m pfen wollte, daß m an ihn so lange von seiner Arbeit abhielt, errötete vor S t olz und Freude .
»Zweite Genua . «
Im Hinterzim m er des Ladens hatte er eine Fotografie von sich i n voller Galauniform und zu Pferde. Da m als h atte er dic h tes, gewelltes Haar. Es gab kein Mädchen im Dorf, das er nicht… Doch soweit er sich erinnern konnte, war da eigentlich nichts in seiner Aussage, das irgendwas über… Er versuchte, sie verkehrt herum noch ein m al durchzulesen, aber der Capitano nahm das Blatt in die Hand und m ur m elte, während er es überflog: » Das sieht m an d aran, wie Sie sitzen. Sowas wird m an nicht mehr los… «
MORI, Vittorio. Geboren am 11.3.1913 in Pontino, Provinz Florenz, zur Zeit dort wohnhaft .
BERUF: Blu m enhändler .
A. F.: Es war gegen halb sechs heute m orgen. Ich war gerade vom Blu m e n m ar k t zurückgekom m en und arbeitete im Vorderraum m eines Ladens. Da kam m ir der Gedanke, daß ich draußen vor dem Fenster ein ko m isches Geräusch gehört hatte… » Da kam Ih n en der Gedanke, daß Sie was gehört hatten ? « Der Capitano blickte verwundert auf .
» Naja, da lief schon m al das Radio, und der Ölofen war an – der ist auch nicht gerade leise – und dann hatte ich auch noch ein Handtuch um den Kopf… ich wollte m eine Haare und m eine Sachen wieder trocken kriegen. Auf dem Weg z u m Markt war ich klatschnaß geworden. «
Der Capitano konnte es sich nicht verkneifen, einen kurzen Blick auf den glänzenden Schädel zu werfen, der von zwei grauen Haarbüsche l n gesäu m t war .
Der Blu m enhändler fum m elte unglücklich an seinem H ut heru m . » In m e inem Alter m uß man schon etwas auf s i ch achtgeben… Und außerdem regnete es so stark, und der Wind rüttelte an der Fensterscheibe… Trotzdem war ich m ir sicher, d aß ich was gehört hatte, und um diese Zeit ist nie m and wach, bis auf
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