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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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damit antun. Für jeden Furz sollen wir einen Bericht
verfassen.«
    »Ist noch Kaffee da?«, fragte Oberkommissar Heinz Hilpoldinger.
    »Musst noch kochen. Aber zuerst müsst ihr noch einmal raus.«
    »Scheißdreck – elender. Lecks mi am Orsch. Was hast du denn?«
    »Da hat ein Fischkopf angerufen und um Amtshilfe gebeten. Der
Tatverdächtige soll sich hier in Bayreuth bei seinen Eltern aufhalten.«
Lohmeyer gab einen kurzen Überblick über das, was Christoph ihm geschildert
hatte.
    »Die Nordlichter sollen ihren Mist allein erledigen. Die kommen mit
nichts klar. Zeig mol.« Hilpoldinger las die kurze Notiz. »I nehm den
Manfred mid«, sagte er und verabschiedete sich mit einem Fluch.
    Kurz darauf saß er mit Kommissar Manfred Gottschlich im Auto und
ließ den BMW durch die oberfränkische Metropole
rollen. Über den Wittelsbacher- und Hohenzollernring umfuhren sie das urige
Stadtzentrum Bayreuths und ließen die ZOH rechts
liegen. Diese Abkürzung sorgte bei Ortsfremden häufig für Verwirrung, da sie
nicht für den Tierpark, sondern die Zentrale Omnibushaltestelle stand. Das neue
Rathaus war alles andere als ein städtebauliches Kleinod, sondern erinnerte
eher an triste Bauten in den sozialen Brennpunkten der Großstädte. Auch dem
Roten Main, der sie ein kurzes Stück begleitete, schenkten sie keine Beachtung.
Der Weg führte sie am Hauptbahnhof vorbei, bis sie wenig später das weitläufige
Areal des »Hügels« erreichten, wie das Festspielgelände gemeinhin genannt
wurde.
    Kurz darauf hielten sie vor dem unscheinbaren Mietshaus in der
Tristanstraße nahe dem »Hügel« mit dem Festspielhaus, das während der
Festivalsaison Pilgerstätte für Wagner-Liebhaber aus aller Welt war.
    Hilpoldinger sah sich um. Schräg gegenüber lag eine
Kindertagesstätte. Auf dieser Straßenseite waren grau geputzte zweigeschossige
Wohnblocks älterer Bauart, die durch eine kleine Rasenfläche vom Gehweg
abgegrenzt waren.
    »Da lang«, entschied er, um nach wenigen Schritten mit dem
Zeigefinger an den Klingelknöpfen entlangzufahren und bei »Dreschnitzki« den
Finger auf den Knopf abzusenken. Das hässliche Läuten war bis auf den Fußweg zu
hören. Als der Türöffner schnarrte, drückte Hilpoldinger die Tür mit der
Schulter auf und stapfte die Treppe empor. In der ersten Etage wurde er von
einer Frau mit künstlich erblondetem Haar erwartet, die eine Zigarette in der
Hand hielt, auf der sich deutlich Lippenstiftspuren abzeichneten. Das gelbe
Poloshirt verbarg nur unzureichend die tief herabhängenden Brüste und den
wuchtigen Speckgürtel, der die Hüften umsäumte.
    »Polizei Bayreuth«, sagte Hilpoldinger unfreundlich. »Wohnt hier
Mirko Dreschbumski?«
    »Dreschnitzki«, erwiderte die Frau. Sie schien Hilpoldingers Spitze
nicht mitbekommen zu haben. »Das ist mein Sohn.«
    »Ist er da?«
    »Ja. In seinem Zimmer.« Die Mutter war wie viele Menschen erkennbar
von der Präsenz der Staatsmacht eingeschüchtert. »Mirko«, rief sie halblaut,
ohne eine Antwort zu erhalten.
    »Lassen Sie uns mal«, entschied Hilpoldinger. Er wusste, dass er von
der Mutter keinen Widerstand zu erwarten hatte. Vermutlich hatte die Frau das
erste Mal in ihrem Leben Kontakt mit der Polizei.
    »Gleich hier«, sagte sie schüchtern und zeigte auf die erste Tür neben
dem Wohnungseingang. Deutlich war das Zischen und Knallen eines Videospiels zu
hören, das aus dem Zimmer drang. Hilpoldinger klopfte kräftig gegen das Holz
und öffnete im selben Moment die Tür.
    Erschrocken sah Mirko Dreschnitzki auf. Er lag halb auf einem
ausgedienten Schreibtischstuhl, der an der Seite aufgeplatzt war und aus dem
Schaumstoff hervorquoll. Die Arme waren ausgestreckt und lagen auf der
Tastatur. Auf dem Kopf trug der junge Mann ein Headset. Dann wandte er sich
wieder seinem Bildschirm zu und ließ seine Finger in abenteuerlicher
Geschwindigkeit über die Tastatur gleiten. Dabei zuckte sein Kopf vor und
zurück, als müsse dieser die Bewegung auf dem Bildschirm begleiten. Unruhig
fuhr die Zunge über die Lippen hin und her.
    »Eh, wir wollen was von Ihnen«, sagte Hilpoldinger laut.
    »Gleich«, erwiderte Dreschnitzki geistesabwesend und ließ es erneut
knallen und zischen.
    Kurz entschlossen trat Hilpoldinger an den Computer, und ehe der
junge Mann reagieren konnte, hatte der Oberkommissar den Aus-Knopf gedrückt.
    »Eh, Mann. Sind Sie bescheuert? Meine ganze Session ist kaputt.«
    »Da geht gleich noch mehr kaputt«, knurrte Hilpoldinger, »wenn wir
unsere Session

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