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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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haben. Da ist doch nichts
dabei. Das macht die doch sonst auch. Was weiß ich mit wem alles.«
    »Haben Sie schon einmal etwas über das Recht auf sexuelle
Selbstbestimmung gehört?«
    »Das was?« Der junge Mann machte ein ratloses Gesicht.
    »Sie haben es nicht bei Busengrapschen belassen, sondern die
körperliche Vereinigung gegen den Willen der Frau vollzogen.«
    »Hä?«
    Hilpoldinger sah ihm an, dass Dreschnitzki die Worte nicht
verstanden hatte.
    »Wenn du so richtig heiß bist, so auf hundertachtzig, dann platzt
dir das Ding. Dann musst du die Alte flachlegen. Das ist so.«
    Der Oberkommissar stand auf. »Packen Sie ein paar Sachen zusammen«,
sagte er. »Wäsche zum Wechseln. Zahnbürste, Zahnpasta, Rasierzeug.«
    »Hä?«
    »Sie werden uns begleiten. Sie sind vorläufig festgenommen. Alles
andere wird der Untersuchungsrichter entscheiden.«
    »Oh, verdammte Scheiße!«
    Dreschnitzki raffte wahllos ein paar Wäschestücke zusammen, ohne
darauf zu achten, ob sie zueinander passten oder gewaschen waren. Hilpoldinger
sah angewidert zur Seite, als der junge Mann die Sachen in eine Plastiktüte
stopfte, die auch schon arg mitgenommen aussah.
    Widerstandslos ließ er sich abführen. Dreschnitzkis Mutter schien
hinter der Tür gelauscht zu haben. Erschrocken wich sie zurück.
    »Aber, Junge! Was ist mit dir? Was wollen die Leute von dir?«
    »Ihr Sohn wird uns begleiten«, erwiderte Hilpoldinger und knuffte
Dreschnitzki unfreundlich in die Seite. »Zahnbürste, Zahnpasta, Wasch- und
Rasierzeug«, erinnerte er.
    »Brauch ich nicht«, antwortete Dreschnitzki trotzig.
    »Von mir aus. Vorwärts.«
    Die Mutter sah die beiden Beamten aus großen Augen an. »Was hat das
zu bedeuten? Das ist doch mein Sohn.«
    »Vielleicht hätten Sie früher ein Auge auf ihn werfen sollen«, sagte
Hilpoldinger unfreundlich zum Abschied.

DREI
    Christoph hatte sich den Luxus gegönnt, ein wenig länger
zu schlafen als an den Werktagen. Während Anna den Frühstückstisch deckte und
den Kaffee kochte, hatte Christoph sich aufs Rad geschwungen und war die gut
zwei Kilometer zum Bäcker gefahren. Mit »Knackis«, der Brötchenspezialität, und
Roggenbrötchen hatte er Annas Auftrag erfüllt. »Kieler«, eine weitere
Brötchensorte, so hatte Anna ihm aufgetragen, »musst du heute nicht
mitbringen.« Dabei hatte sie ihm zärtlich in den Allerwertesten gekniffen. »Du
bist mein ›Kieler‹. Und das reicht mir für heute.«
    Gestärkt war Christoph über den Damm in die Kreisstadt gefahren. Im
Vergleich zu den Wochentagen wirkte der Parkplatz hinter der Polizeidirektion
nahezu verwaist. Christoph hatte Tee gekocht und Kaffee aufgesetzt. Er wusste,
dass Große Jägers erste Frage beim Betreten des Büros die nach dem schwarzen
Gebräu war. Per definitionem hatte der Oberkommissar »das Kind«, wie er Mommsen
stets genannt hatte, zum Kaffeekocher erklärt. Nach dessen Versetzung hatte
Große Jäger »demokratisch« beschlossen, dass Christoph dieses Amt übernehmen
müsse. Hilke Hauck hatte sich standhaft geweigert, als »Kaffeetante« missbraucht
zu werden.
    Missbraucht! Unwillkürlich zuckte Christoph bei diesem Wort
zusammen. Er versuchte, im Husumer Klinikum Dr. Neubürger zu erreichen.
Der Oberarzt führte gerade die Visite durch und konnte nicht gestört werden.
Die Stationsschwester versprach aber, den Arzt um Rückruf zu bitten.
    Dafür meldete sich die Kriminalpolizeiinspektion Bayreuth.
    »Grüß Gott«, sagte eine nur schwer verständliche männliche Stimme.
Christoph meinte, der Franke hätte sich mit »Kotzbauer« vorgestellt. Nachfragen
oder den Namen wiederholen wollte er aber nicht.
    »Kollege Hilpoldinger von der vorherigen Schicht hat den
Verdächtigen, den ihr uns genannt habt«, der Randbayer benutzte das kollegiale
Du, »gestern festgesetzt. Der Tatverdächtige hat eingestanden, sich der
Geschädigten körperlich genähert zu haben. Er sagt, dass das Ganze aus seiner
Sicht ein Missverständnis gewesen wäre, weil die Geschädigte seiner Meinung
nach durchaus Bereitschaft hat erkennen lassen. Nach dem Überschreiten einer
gewissen Grenze, vielleicht auch durch den Alkoholgenuss begünstigt, habe sich
der Verdächtige nicht mehr an die gesellschaftlichen Normen gehalten.«
    »Das hat er mit Sicherheit nicht so formuliert«, sagte Christoph.
    »Das waren jetzt meine Worte«, gestand Kotzbauer. »Aber der Sinn ist
der gleiche. Nach anfänglicher Weigerung hat sich der Tatverdächtige nach
dringlicher Ermahnung unserer Kollegen

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