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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wäre ja eine Art Körperverletzung«, meinte Große Jäger und
erntete Zustimmung durch Kopfnicken.
    »Reiki wird deshalb auch im Allgemeinen neben der Schulmedizin
angewandt. Deshalb ist es für eine Reiki-Behandlung auch nicht erforderlich,
eine Diagnose zu stellen.«
    »Großartig. Ich heile dich, egal was du hast.« Obwohl Skepsis in der
Runde herrschte, konnte der Oberkommissar sein Misstrauen nicht zurückhalten.
»Und? Was kostet das?«
    »Soweit mir bekannt ist, gibt es keine festen Sätze. Das wird
zwischen den beiden Partnern ausgehandelt.«
    »So ungefähr?«, drängte Große Jäger.
    »Wenn du einen Wert ›über den Daumen nennst‹, dann etwa so viel wie
für eine Massage. Es kann aber auch erheblich darüber liegen«, sagte Anna
vorsichtig.
    »Das ist eine echte Marktlücke. Ich mache das auch.« Große Jäger
nahm den nächsten großen Schluck Bier zu sich.
    »Die Fähigkeit, Reiki zu geben, wird durch einen Reiki-Lehrer
weitergegeben. Nur so soll es funktionieren. Sonst wird der Reiki-Kanal nicht
geöffnet, und der Schüler kann kein Reiki geben. Übrigens darf es in seiner
Urform nicht verändert werden, hat der Entwickler angewiesen. Dann wirkt
es – angeblich – nicht mehr.«
    »Das klingt doch sehr nach Mystik und bestärkt meine Zweifel daran«,
sagte Christoph und zog die Stirn kraus.
    »Dafür könnte auch sprechen, dass manche Reiki-Meister damit werben,
auch persönliche Probleme, Beziehungskrisen oder finanzielle Probleme lösen zu
können. Reiki soll auch bei Leuten wirken, die nicht daran glauben. So kann es
auch auf Tiere und Pflanzen einwirken.«
    Mommsen sah der Reihe nach alle Anwesenden an. »Wie sind wir
eigentlich auf dieses Thema gekommen?«, fragte er.
    »Die merkwürdige Frau, die bei uns aufgetaucht ist und vorgab, die
Ermordung Heike Bunges gespürt zu haben, als sie versuchte, ihr Reiki zu
schicken«, erklärte Christoph.
    »Anna hat uns eben erläutert, dass Reiki durch Handauflegung
erfolgt. Wie kann die Frau dann behaupten, sie hätte Reiki über Distanz
geschickt?«, fragte Mommsen und sah Anna an.
    Die hob abwehrend ihre Hände. »Ich bin kein Experte, sondern habe
mich mit dem Thema nur beschäftigt, weil es Patienten gibt, die daran glauben.
Es ist schwierig, Menschen von Irrglauben abzubringen. Sonst hätten viele
Sekten keinen Zulauf.«
    »Mir ist noch eine Merkwürdigkeit aufgefallen.« Christoph sah Große
Jäger an. »Erinnerst du dich an den Wagen der Toten auf dem Parkplatz?«
    »Was ist damit?«
    »Vom Innenspiegel hing so ein merkwürdiges Mobile mit Federn herab.«
    »Ein Talisman?«, riet Große Jäger.
    »Möglicherweise. Hildegard Oehlerich ist in einem – wir würden
sagen – Indianerkostüm bei uns erschienen. Und sie hat vorgegeben, Heike
Bunge zu kennen. Ob dieser Talisman damit zusammenhängt?«
    »Das sollte uns nicht interessieren«, meinte Große Jäger.
»Schließlich ist Heike Bunge nicht mit Pfeil und Bogen ermordet worden, sondern
mit einem schweren Gegenstand. Vielleicht einem Hammer, und der ist deutsche
Wertarbeit.«
    »Kaum«, protestierte Karlchen. »Der stammt wahrscheinlich aus China.
Also liegt ein asiatischer Ritualmord vor.«
    Große Jäger sah sich im Biergarten um. »Wenn wir noch weiter auf
diesem Thema rumreiten«, sagte er, »dürften wir auch bald Zulauf haben. Komm,
Karlchen, erzähle uns etwas über deine nächsten Vorhaben. Wen willst du auf die
Bäume schicken?«
    »Alle«, sagte Karlchen mit gespieltem Ernst. »Ich will mich damit
zum Retter der Menschheit aufschwingen. Wenn die Leute auf den Bäumen sitzen,
sind sie vor dem großen Jäger sicher.«
    Die Ludwig-Thoma-Straße südlich des historischen
Bayreuther Stadtzentrums beherbergte zahlreiche Polizeidienststellen, darunter
neben dem Polizeipräsidium Bayreuth auch die Kriminalpolizeiinspektion.
    An den Schreibtischen des unscheinbaren Gebäudes hatten schon
Generationen von Polizisten ihren Frust abgelassen. So sahen sie aus –
abgestoßen, zerkratzt, beschmiert, und an den Kanten waren einige der typischen
Brandflecken zu sehen, wenn Zigaretten dort abgelegt werden und der Raucher sie
nicht wieder aufnimmt, bevor die Glut die Kante erreicht hat. Das war
Vergangenheit. In Bayern rauchte niemand mehr am Arbeitsplatz.
    »Griß Godd«, sagte der mittelgroße Mann mit den welligen dunklen
Haaren.
    »Servus, Heinz«, erwiderte Hauptkommissar Lohmeyer und sah nur kurz
auf. Dann fluchte er. »Diese verdammte Papierarbeit. Die da oben haben keine
Ahnung, was sie uns

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