Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
mit der
Entnahme einer DNA -Probe einverstanden erklärt.«
    Christoph war die besondere Betonung des Wortes aufgefallen. Es
klang fast ein wenig belustigt.
    »Was versteht ihr unter ›dringlicher Ermahnung‹?«, fragte er.
    »Das ist so länderspezifisch wie die Polizei in Deutschland«, wich
der Oberfranke aus. »Wir haben das Geständnis jedenfalls schriftlich. Und das
Protokoll. Und da ihr Nordlichter nicht die schnellsten seid, sind wir derzeit
dabei, einen Haftbefehl zu besorgen. Dann könnte der Tatverdächtige zur Kur an
die Nordsee verschubt werden.«
    Auch in Bayern, registrierte Christoph nebenbei, benutzte man das
für Laien unverständliche Wort »verschubt« für die Verlegung von
Strafgefangenen und Untersuchungshäftlingen, die nach einem ausgeklügelten
System quer durch die Republik »verschubt« werden und manchmal erst nach
tagelanger Irrfahrt am Ziel ankommen.
    »Bekommen wir das ohne Auslieferungsantrag an die bayerische
Staatsregierung hin?«, stichelte Christoph.
    »Wenn ihr wieder einmal ein Problem habt«, erwiderte der Franke
schlagfertig, »dann angelt ruhig in Frieden weiter. Wir erledigen gern eure
Arbeit.«
    Christoph unterließ es zu erwidern, dass es schon reichen würde,
wenn die Nordbayern ihre Straftäter bei sich behalten würden. Stattdessen
bedankte er sich und wünschte Kotzbauer noch einen schönen Tag, um sich mit
einem breiten »Tschüss ock« zu verabschieden.
    »Moin«, begrüßte er Große Jäger, der während des Telefonats ins Büro
gekommen war und dabei einen Hund, der einem hochbeinigen Dackel ähnelte, mit
sich führte. Es war eine Dachsbracke, die zur Gattung der Schweißhunde gehörte.
In Anbetracht der schlechten Erziehung des Hundes hatte Christoph früher einmal
in Frage gestellt, ob das »w« in der Gattungsbezeichnung überhaupt seine
Berechtigung hätte. Inzwischen hatte aber auch Große Jäger akzeptiert, dass der
Hund »Blödmann« hieß und auf diesen Namen reagierte.
    Blödmann schnupperte sich einmal durch das Büro, blieb vor Christoph
stehen, fletschte die Zähne und knurrte, bevor er sich unter Große Jägers
Schreibtisch zusammenrollte.
    »Bevor du einen Kommentar abgibst«, sagte der Oberkommissar anstelle
einer Begrüßung, »Blödmanns Tagesmutter hat heute keine Zeit. Wir haben
Wochenende, und so musst du den Hund akzeptieren, wenn dir meine Gegenwart lieb
und teuer ist.«
    »Kaffee ist fertig«, sagte Christoph ausweichend.
    »Das ist das Mindeste, was ich erwarten kann.« Große Jäger schenkte
sich das braune Getränk in seinen schmuddeligen Becher, an dessen Rand noch
Gebrauchsspuren des Vortags zu erkennen waren, und hörte sich aufmerksam
Christophs Bericht an.
    »Prima, dass wir das Schwein so schnell geschnappt haben. Dem möchte
ich im Verhör gegenübertreten.«
    »Das wird ein paar Tage dauern, bis Dreschnitzki bei uns
eingetroffen ist. Die Bayern wollen einen Haftbefehl besorgen. Vielleicht haben
wir bis dahin auch eine Aussage von Elena Petrescu.«
    »Wie geht’s der?«, fragte der Oberkommissar. Wie auf Kommando
klingelte das Telefon.
    »Neubürger«, sagte der Oberarzt der Gynäkologie des Husumer
Klinikums. »Um es kurz zu machen: Wir machen langsam Fortschritte in der
Stabilisierung der Patientin. Das bezieht sich ausschließlich auf die Physis.
Die Psyche ist immer noch ausgesprochen labil. Da müssen wir bis Montag warten.
Dann steht uns der Psychologe zur Verfügung.«
    »Könnten wir ein kurzes Gespräch mit …?«, fragte Christoph,
wurde aber barsch durch Dr. Neubürger unterbrochen.
    »Ausgeschlossen. Ich erlaube niemandem, die Patientin zu besuchen.
Schon gar nicht, um mit ihr über den Missbrauch zu sprechen. Und nun
entschuldigen Sie mich bitte. Wir haben Wochenende. Da fahren wir in der
Belegschaft mit halber Kraft. Aber die Patienten und ihre Bedürfnisse kennen
keine Differenzierung in den Wochentagen.«
    So entscheidend es für den Fortgang der Ermittlungen auch gewesen
wäre, Christoph hatte Verständnis für die Weigerung des Arztes und dessen
Verantwortung für das Wohl der Patientin.
    Sie unterhielten sich fast eine Viertelstunde über den offenbar schnellen
Erfolg bei der Suche nach dem Vergewaltiger, obwohl es noch galt, die Beweise
gerichtsfest zu untermauern. Christoph war sich sicher, dass der Abgleich der DNA -Probe, den die Mediziner im Husumer Klinikum vom
Opfer genommen hatten, mit der Speichelprobe Mirko Dreschnitzkis ein weiteres
hieb- und stichfestes Indiz sein würde. Sicher würde es in einem

Weitere Kostenlose Bücher