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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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macht das schon? Sonst brausen die mit ihren Kisten wie
Kleinkriminelle durch die Landschaft.«
    »Wie gut, dass du keine Vorurteile hast«, stellte Christoph fest.
    »So etwas kennen wir liberalen Westfalen nicht«, murrte Große Jäger
und machte eine Handbewegung, als würde er eine Katze aus dem Weg scheuchen.
    Ein Stück hinter Husum bogen sie ab. Der Weg führte sie durch den
Darrigbüllkoog an mehreren Wehlen vorbei. Das waren Gewässer, manchmal auch
Brack oder Brake genannt, die durch einen Deichbruch im Zuge einer Sturmflut
entstanden waren.
    »Wenn das Salzwasser einer Wehle im Laufe der Zeit durch Regen oder
Grundwasser versüßt, entsteht das Brackwasser«, dozierte Große Jäger.
    Christoph zollte ihm Anerkennung. »Was du als Binnenländer alles
weißt.«
    »Puh!«
    Sie passierten die scharfe Kurve auf dem Deich bei Simonsberg und
sahen den »Roten Haubarg«, den bekanntesten Vertreter dieser für Eiderstedt
typischen Form des Bauernhauses, in dem Menschen und Vieh ebenso unter den zum
Teil bis zu zwanzig Meter hohen Reetdachhäusern lebten, wie die Vorräte und das
Getreide dort eingelagert waren. Der »Rote Haubarg« mit seinen neunundneunzig
Fenstern war schon lange weiß und diente heute als Museum und Gaststätte.
    Kurz hinter der nächsten Abzweigung nach Uelvesbüll hatten sie ihr
Ziel erreicht: Marschenbüll.
    Unwillkürlich überkamen Christoph die Erinnerungen an seinen ersten
Fall in Nordfriesland. Sieben Jahre war das her. In einem der ersten Häuser des
Ortes hatte Frieder Brehm gewohnt, der heute eine langjährige Haftstraße in
Flensburg absaß, weil er am Heiligabend vor der Kirche den Mann erstochen
hatte, der ihn im Dorf zu Unrecht des Mordes an der kleinen Lisa Dahl und ihrer
Mutter bezichtigt und damit den Mob der Dorfbewohner gegen Brehms Familie in
Bewegung gesetzt hatte.
    Die Dorfkneipe, in der Christoph nur mühsam einen Aufstand hatte
bändigen können, war inzwischen aufgegeben. Vertrocknete Blumen zierten die
blinden Fenster.
    Ein Stück weiter in Richtung des ungleich lebhafteren Ortes Witzwort
fanden sie ihr Ziel. Ein alter Mercedes Diesel stand in der Auffahrt. Unter dem
Carport hatte sich allerlei Gerümpel angesammelt.
    Das Haus war älterer Bauart und wirkte ungepflegt. Von den Fenstern
platzte die Farbe ab. Durchs Mauerwerk zog sich ein tiefer Riss. Auf den
Dachziegeln hatte sich dick Moos abgesetzt. Dazu stand der kleine gepflegte
Vorgarten im Kontrast. Er wurde durch eine ordnende Hand gehegt.
    Eine verhärmt wirkende Frau mit blassem Teint öffnete ihnen. Unter
ihrem Kopftuch lugten ein paar Haarsträhnen hervor. Ebenfalls war eine
Haarklammer zu sehen. Sie sah die beiden Beamten fragend an.
    »Frau Kohlschmidt?«, fragte Christoph.
    Sie nickte.
    »Wir sind von der Husumer Polizei und hätten gern Ihren Mann
gesprochen.«
    Ehe Christoph reagieren konnte, drehte sich die Frau um und rief ins
Haus hinein: »Heinz! Polizei! Für dich!«
    Ein schlaksiges Mädchen mit Sommersprossen und langen blonden Haaren
tauchte aus dem Hintergrund auf. »Polizei? Für Papa? Was ist denn los?«
    »Weiß nicht«, sagte die Frau und schob das Mädchen zur Seite. »Geh
nach oben.«
    In diesem Augenblick hörten sie aus dem Hausinneren ein Poltern, als
würde ein Möbelstück umfallen, dann knallte eine Tür.
    »Der haut ab«, rief Große Jäger, während Christoph sich an der Frau
und dem Kind vorbeizwängte und ins Haus eindrang. Er lief durch einen Flur,
versuchte sich im Halbdunkel zu orientieren und entschied sich für eine Tür am
anderen Ende. Sie führte in ein Schlafzimmer. Er versuchte die Tür daneben und
fand sich im Wohnzimmer wieder. Mitten im Weg lag ein Esszimmerstuhl, den
jemand umgerissen hatte. Mit einem Blick sah Christoph, dass die Terrassentür
nur angelehnt war. Sie knarrte, als er sie öffnete. Auf der Terrasse standen
ein paar Gartenmöbel. An der Seite bewegte sich eine Hollywoodschaukel, als
wäre jemand dagegengestoßen. Von Kohlschmidt war nichts zu sehen. Hinter dem
Grundstück dehnte sich die weite Marsch: der Haimoorkoog. Dorthin konnte der
Mann nicht geflüchtet sein. Um die Hausecke vernahm er Große Jägers Stimme. Es
waren Wortfetzen, aber das »Halt« war deutlich zu vernehmen. Christoph lief zur
Hausecke, stolperte über zwei Stufen, die von der Terrasse hinunterführten, und
lief auf dem Plattenweg am Haus entlang Richtung Vorgarten. Er zwängte sich
durch einen schmalen Spalt zwischen Haus und Carport und stieß auf Große Jäger,
der die

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