Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
Feiglinge.
»Sie wissen, weshalb wir Sie vorläufig festgenommen haben?«, fragte
Christoph.
»Nee. Keine Ahnung. Was soll der ganze Scheiß? Was sollen die
Nachbarn denken, wenn die Bullen aufkreuzen und so einen Heckmeck machen?«
»Das werden wir gleich klären«, ranzte ihn Große Jäger an, der sich
einen Becher Kaffee eingefüllt hatte, ohne Kohlschmidt etwas anzubieten. »Mir
haben schon viele Ganoven gegenübergesessen. Große und kleine, blöde und
intelligente. Vor vielen wollte ich ausspucken. Aber das, was ihr getan habt,
das ist so widerwärtig, da fehlen mir die Worte. Ihr habt euch wie Tiere
benommen.«
»Moment mal«, begehrte Kohlschmidt auf. »Wovon reden Sie
eigentlich?«
»Davon, dass du und dein Kumpel Dreschnitzki wie die Tiere über
Schwester Elena hergefallen seid. Hast du eine Vorstellung davon, was ihr der
Frau angetan habt? Die ist für ihr ganzes Leben gezeichnet.«
»Wer soll Schwester Elena sein?« Kohlschmidt versuchte sich cool zu
geben und den Unwissenden zu spielen. Es gehörte nicht viel Erfahrung dazu, um
zu erkennen, dass der Versuch misslang.
»Herr Kohlschmidt«, sagte Christoph mit fester Stimme. »Leugnen ist
zwecklos. Mirko Dreschnitzki ist verhaftet und hat gestanden. Außerdem ist er
eindeutig durch seine DNA überführt. Er befindet
sich auf dem Weg gen Norden.«
In den Augen des Mannes leuchtete es auf. »Das ist doch prima«,
sagte er, und es klang erleichtert. »Dann haben Sie bei der Frau drinnen das
von Mirko gefunden, das Zeug, das er da reingetan hat.«
»Ja«, bestätigte Christoph. »Bei der Penetration …«
»Bei was?« Kohlschmidt machte einen fast dümmlichen Eindruck. Er
kannte das Wort offenbar nicht.
»Beim erzwungenen Verkehr konnte das Ejakulat beim Opfer
sichergestellt werden. Das Labor hat eindeutig nachgewiesen, dass Mirko Dreschnitzki
der Täter ist.«
Kohlschmidt atmete erleichtert aus und hielt Große Jäger die
gefesselten Hände entgegen. »Dann ist ja gut. Mach mich mal los.«
»Sie werden dringend der Mittäterschaft beschuldigt«, sagte
Christoph.
»Ja, wieso denn? Ich denke, Sie haben das Zeug von Mirko gefunden.«
»Nicht nur. Die Sauerei ist noch viel größer. Da waren zwei
Schmutzlappen am Werk«, fauchte Große Jäger.
»Kann man das denn sehen? Ich meine, wenn doch der Mirko
obendrauf …«
»Für wie blöd haltet ihr uns eigentlich?«, fluchte Große Jäger.
»Nicht jeder hat seinen ganzen Verstand in der Hose.«
Im Raum roch es ekelig nach Schweiß, Zigarettenqualm und Knoblauch.
Der Gestank ging eindeutig von Kohlschmidt aus. Wie ekelhaft musste es
Schwester Elena empfunden haben, als ihr dieser Mann Gewalt angetan hatte.
»Mensch, die soll sich nicht so haben, nur weil wir da mal
rübergestiegen sind. Die hat doch auch ihren Spaß gehabt.« Kohlschmidt grinste
Große Jäger an. »Die muss einen fürchterlichen Orgasmus gehabt haben, so wie
die gezittert hat.«
Christoph sah es Große Jäger an, dass es dem Oberkommissar
schwerfiel, sich zurückzuhalten. Er war ein hervorragender Kriminalbeamter mit
viel Menschlichkeit und Emotionen. Die gerieten ihm aber auch manchmal zum
Nachteil, wenn er seine Empfindungen wie in Situationen wie dieser nur schwer
unter Kontrolle halten konnte.
»Sind Sie bereit, eine DNA -Probe
abzugeben, nachdem Sie sich der am vergangenen Freitag entzogen haben?«, fragte
Christoph betont sachlich.
»Und wenn nicht?«
»Dann besorgen wir uns eine richterliche Erlaubnis«, fauchte ihn
Große Jäger an. »Dann wird dir das Maul aufgerissen, und ich ziehe die Probe
höchstpersönlich. Ich schiebe dir das Wattestäbchen bis hinter die Bronchien.
Darauf kannst du dich verlassen.«
»Das ist Folter.«
Christoph war sich nicht sicher, ob der leicht zittrige Klang in
Kohlschmidts Stimme gespielt war oder der Mann plötzlich doch Angst bekam.
»Folter! Du wirst dich in den vielen Jahren im Zuchthaus noch nach
uns und unserem humanen Umgang zurücksehnen.« Große Jäger war immer noch
zornig. Er stellte sich vor Kohlschmidt und starrte ihn verächtlich an. »Das,
was ihr gemacht habt, nennt man besonders schwere Vergewaltigung. Weißt du, was
Paragraf 177
im vierten Absatz dafür vorsieht?« Große Jäger hielt Kohlschmidt die gespreizte
rechte Hand direkt vors Gesicht. »Mindestens fünf Jahre. Fünf!«
Der Mann war blass geworden. »Aber doch nicht für einmal kurz Spaß
haben. Mann, das war doch nicht so gemeint. Die hätte doch nur was sagen
sollen. Dann hätten wir doch
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