Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
und
erreichte ebenfalls mit Emirates nach einer Gesamtflugzeit von dreizehn Stunden
Ahmedabad, die Hauptstadt des indischen Bundesstaats Gujarat. Es kostete
Christoph eine weitere Stunde, um in Erfahrung zu bringen, dass sich Helmut
Königsthreu an Bord der Boeing 737 befunden hatte. Ein gebuchter
Rückflug lag nicht vor. Schade, dachte Christoph. Mit dem Herrn hätte er sich
gern ausführlich unterhalten.
Gegen Helmut Königsthreu lag nichts in den zentralen Dateien vor.
Der Mann, er war neununddreißig Jahre alt, war nie wegen strafbarer Handlungen
in Erscheinung getreten. Nach längerem Suchen fand Christoph mehrere Einträge
in verschiedenen Rubriken im Internet. Wie nicht anders zu erwarten war,
überwogen die begeisterten Zustimmungen zu seinen geistigen Fähigkeiten und
angeblich von ihm vollbrachten Wundern.
Es war eine merkwürdige Szene, in die Heike Bunge hineingeraten war
und die sie gefangen gehalten hatte, dachte Christoph. Und die Drahtzieher
schienen nichts unversucht zu lassen, um die Anhänger und Irrglaubenden von
allen Argumenten gegen dieses Gedankengut abzuschotten. Christoph konnte die
Verzweiflung des Ehemanns nachvollziehen.
Mit einem Ruck wurde die Tür aufgerissen, und Große Jäger erschien.
»Sieht man dich auch mal wieder?«, knurrte der Oberkommissar und
balancierte seinen Kaffeebecher zu seinem Schreibtisch. »Den habe ich mir bei
Tante Hilke organisiert. In diesem Laden gibt es ja sonst keinen.«
»Du könntest dir Kaffee kochen«, sagte Christoph.
»Bin ich beim Land als Ermittler oder als Küchenjunge angestellt? Es
reicht doch, wenn ich hier die gesamte Fahndung organisiere.« Christoph merkte
seinem Kollegen an, dass er unzufrieden war. Große Jäger hasste nichts mehr als
die Arbeit am Schreibtisch.
»Hat dein Einsatz wenigstens Erfolg gebracht?«, stichelte Christoph.
»Und ob. Die Kieler haben endlich mit der Arbeit angefangen.« Er
warf Christoph einen Seitenblick zu. »Sind die Kieler alle so wie du?«
»Könntest du zum Kern kommen?«, ermahnte ihn Christoph und sah
demonstrativ auf seine Armbanduhr.
»Hast du heute Morgen mit einem vom LKA gesprochen?«, erkundigte sich Große Jäger. Als Christoph nickte, fuhr er fort:
»Die DNA aus Bayern ist identisch mit einer der
Tests, die man aus dem bei Schwester Elena genommenen Abstrich gewonnen hat.
Damit ist Mirko Dreschnitzki eindeutig überführt. Ein Schwein haben wir.« Er
ballte die Faust. »Jetzt müssen wir nur noch das zweite finden.«
»Was macht der DNA -Vergleich?«, fragte
Christoph voller Ungeduld.
»Den haben die schon durchgeführt. Von den Proben, die wir genommen
haben, ist keine identisch.«
»Und der Zigarrenstummel von Monsignore Kuslmair?«
»Du hättest die Braun hören sollen. Die hat sich aufgeregt, dass wir
so etwas anstelle einer sauberen Speichelprobe abliefern. Der Knösel muss
fürchterlich gestunken haben. Dafür war der Abgleich negativ.«
Das war unbefriedigend.
»Wer hat dann mit Heike Bunge Verkehr gehabt?«
»Dazu gibt es noch keine Auswertung«, gestand Große Jäger zögerlich
ein. »Das LKA hat sich zunächst auf den Fall
Elena Petrescu konzentriert.«
Also war im Mordfall noch alles offen.
»Wer ist der zweite Täter?«, überlegte Christoph laut. Es war
unwahrscheinlich, dass Schwester Elena unabhängig voneinander von zwei Männern
missbraucht worden war. Man musste davon ausgehen, dass die junge Frau Opfer
einer gemeinschaftlich begangenen Vergewaltigung war. »Das muss jemand sein,
der mit Dreschnitzki auf vertrautem Fuß steht.«
»Dazu fallen mir nur zwei ein«, stimmte Große Jäger zu und sprang
auf. »Wir sollten uns auf den Weg machen.«
Unterwegs beschwerte sich der Oberkommissar, dass Christoph nicht
das mobile Blaulicht nutzte. Ihm dauerte alles zu lange.
Auf dem Parkplatz standen zahlreiche Fahrzeuge von Handwerkern,
darunter auch der Transit des Bauunternehmens Hungerbühler.
Im Haus herrschte eine rege Betriebsamkeit. Am nächsten Tag wurden
die ersten Patienten erwartet. Sicher war es gleich, wann die erste Anreise
vorgesehen war. Die Vorbereitungszeit würde nie reichen, dachte Christoph. Es
dauerte eine Weile, bis sie Kuddl Bolle, den Polier, fanden. Missmutig war der
Mann damit beschäftigt, eine Türzarge zu verputzen.
»Sehen Sie sich diesen Mist an«, fluchte er. »Da baut der Trottel
von Holzwurm eine falsche Tür ein. Und was macht er beim Reparieren? Kloppt die
ganze Wand in Dutt.«
»Können das nicht auch Ihre Mitarbeiter übernehmen?«,
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