Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi
aufgehört.«
»Außerdem ist da noch der Mord«, ergänzte Christoph.
Kohlschmidt riss die Augen weit auf. »Ja, Mann, mit dem Mädchen. Das
war doch nur eben mal so. Das war doch nicht weiter schlimm. Aber mit Mord habe
ich nichts zu tun. Wer soll denn tot sein?«
»Schwester Heike.«
»Das war die andere von den Miezen, nicht? Die war doch schon älter.
Und nicht so schlank wie die …« Er ließ Schwester Elenas Namen
unausgesprochen. »Und was soll mit der sein?«
»Die ist auch missbraucht und dann erschlagen worden.«
»Seid ihr verrückt?«, schrie Kohlschmidt. »Wir haben doch unseren
Spaß mit der Kleinen gehabt. Und die mit uns«, schob er schnell hinterher, als
er bemerkte, wie Christoph und Große Jäger einen raschen Blick wechselten.
»Aber erschlagen? Warum denn?« Jetzt gelang Kohlschmidt sogar ein schmieriges
Grinsen. »Das wäre doch schade. Dann könnte man das Weib doch nie wieder
gebrauchen.«
Christoph sah mit sorgenvoller Miene, wie es in Große Jäger
arbeitete. Dann drehte sich der Oberkommissar um, setzte sich an seinen
Schreibtisch und knallte wütend seinen Kaffeebecher auf die Schreibtischplatte,
während Christoph in der Wache anrief und bat, dass man Kohlschmidt abholen
sollte.
Wenig später öffnete sich die Tür, und Hilke Hauck streckte ihren
blonden Kopf durch die Öffnung.
»Ich war im Krankenhaus«, sagte sie. »Ich hatte heute das erste Mal
Gelegenheit, mit Elena Petrescu etwas ausführlicher zu sprechen, wenn auch nur
kurz und in Gegenwart des Psychologen und Dr. Neubürgers. Es ist
erschütternd, wenn man sich so etwas anhören muss. Aber Schwester Elena hat
bestätigt, dass die beiden Bauarbeiter ihr aufgelauert haben, als sie in ihre
Nähe kam, um nach den Getränken zu fragen. Der Vorarbeiter war für einen
Augenblick nicht anwesend. Vielleicht war er auf der Toilette. Jedenfalls sind
die beiden über sie hergefallen und haben sie in einen abgelegenen Teil des
Gartens verschleppt. Dort ist es dann geschehen. Sie hatte keine Chance, sich
zu wehren.«
»Es wird Zeit, dass wir den anderen Halunken hierherbekommen«, sagte
der Oberkommissar und griff zum Telefon.
Christoph hörte ihn lautstark telefonieren, ohne auf die Worte zu
achten.
Große Jäger knallte wütend den Hörer auf die Gabel. »Das ist zum
Mäusemelken«, fluchte er. »In amerikanischen Krimis zieht der Sheriff durchs
Land und holt oder bringt den Delinquenten. Und hier? Dreschnitzki ist in
Darmstadt angekommen. Am Donnerstag – erst in zwei Tagen! – soll er
nach Köln verschubt werden. Dort bleibt er bis nächsten Montag. Dann geht es
nach Celle. Die nächste Station soll das Zuchthaus Fuhlsbüttel sein.«
Christoph hatte sich daran gewöhnt, dass Große Jäger immer noch vom
»Zuchthaus« sprach.
»Die Hamburger liefern ihn nach Neumünster. Datum ungewiss. Und
dann?« Er schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte, dass es knallte.
»Das darf man niemandem da draußen erzählen. Die lachen sich kaputt.«
»Dafür haben wir die Täter gefasst und überführt«, redete ihm
Christoph zu.
»Verflucht, verflixt und zugenäht. Wenn wir nur den blöden DNA -Abgleich von unserem Mordopfer hätten. Vielleicht
sitzt uns ein Mörder gegenüber, und wir können es ihm nicht nachweisen.«
Den Rest des Tages verbrachte Christoph damit, das Protokoll zu
schreiben und einen Haftbefehl für Heinz Kohlschmidt zu besorgen.
SECHS
Die Halbinsel Eiderstedt gehört sicher mit zu den schönsten
Flecken Schleswig-Holsteins. Doch nicht nur das allseits bekannte
St. Peter-Ording an der Spitze Eiderstedts, der wohl meistfotografierte
Leuchtturm von Westerhever mit den beiden Wärterhäusern zu seinen Füßen oder
die sehenswerten Landstädte Tönning und Garding prägen das Bild der Landschaft,
sondern auch die weite Marsch und die friedliche Stille in den versteckten
Dörfern. Kulturinteressierte begeistern sich an den achtzehn historischen
Kirchen der Halbinsel. Jede für sich ist ein Kleinod und einen Besuch wert.
Eine von ihnen ist die St.-Martins-Kirche, der Mittelpunkt des kleinen Ortes
Osterhever.
Hier war Carolin Jacobs beheimatet, die Bertram Bunge als Freundin
seiner Frau benannt hatte. Christoph hatte angerufen und um einen
Gesprächstermin gebeten.
»Kommen Sie ruhig vorbei«, hatte die Frau fröhlich geantwortet.
Osterhever hat nur wenig mehr als zweihundert Einwohner. Hier kennt
jeder jeden. Und das Haus der Familie Jacobs zu finden war nicht schwierig. Ein
flotter Teenager öffnete den
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