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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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nicht
nennen. Heike hat von Chuchips Fähigkeiten und Energien gezehrt. Wie wir alle.«
    »Wann gab es die letzte Begegnung zwischen den beiden?«
    »Das ist viele Wochen her«, antwortete Catori prompt.
    »Und wie hat der Ehemann darauf reagiert?«
    »Der versteht nichts von der Ordnung der geistigen Welt. Dem bleiben
Erkenntnisse verborgen. Deshalb hat er kein Verständnis dafür gezeigt, dass
Heike mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet war.«
    »Wo finde ich Chuchip?«
    »Warum?«
    »In einem Mordfall ermitteln wir in alle Richtungen ohne Ansehung
der Person.« Er ließ unerwähnt, dass auch Monsignore Kuslmair, der Husumer
Bürgermeister oder der Architekt de Frontier sich Fragen gefallen lassen
mussten.
    »Chuchip ist am vergangenen Samstag nach Indien abgereist.«
    Christoph fiel auf, dass Catori »Samstag« sagte und nicht das
gebräuchliche »Sonnabend« benutzte.
    Das ist ein merkwürdiger Zufall, dachte Christoph. Nach dem Mord
reist Chuchip nach Indien. Und ihm werden Kontakte zu Heike Bunge nachgesagt.
    »War die Reise länger geplant?«, fragte Christoph.
    »Macht es Sinn, die Zukunft gestalten zu wollen? Wissen wir, was
morgen ist?«
    »Also nicht«, schloss Christoph aus ihrer Umschreibung. Sie
widersprach nicht.
    »Wie lange bleibt er in Indien?«
    »Es gelten meine Worte.« So umschrieb sie, dass sie nicht konkret
antworten wollte oder mochte.
    »Wie heißt Chuchip?«
    »Er hat diesen Ehrennamen angenommen. Was bedeuten andere
Buchstabenkombinationen?«
    Christoph reichte es. »Lassen Sie uns vernünftig und im Diesseits
miteinander sprechen«, sagte er in fast unfreundlichem Ton, der die Frau
aufhorchen ließ.
    »Helmut Königsthreu«, sagte sie. Es klang pikiert.
    »Und er hat welche Anschrift?«
    »Chuchip ist überall.«
    »Frau Oehlerich!« Erneut hatte Christoph den barschen Ton gewählt.
    »Wenn er in Deutschland ist, wohnt er bei mir.«
    »Ist er hier gemeldet?«
    »Können Sie nur in bürokratischen Strukturen denken?«, erwiderte sie
mit einer Gegenfrage.
    Christoph wollte das Gespräch nicht eskalieren lassen. Deshalb
verzichtete er darauf, nach Gegenständen zu fragen, aus denen er eine DNA -Probe hätte gewinnen können. Im Augenblick schien
es unwahrscheinlich, dass Chuchip alias Königsthreu etwas mit den Taten in der
Kurklinik zu tun hatte.
    »Haben Helmut Königsthreu und Heike Bunge ein Verhältnis miteinander
gehabt?«, fragte Christoph unvermittelt.
    »Weshalb leiten Sie Ihre Gedanken stets nur in diese Richtung?«,
erwiderte Catori. »Liebe ist etwas ganz anderes als die Befriedigung von
Fleischeslust.«
    Christoph erinnerte sich an die Worte des Ehemanns. Der hatte von
der Schwitzhütte berichtet. Dort sollten die Teilnehmer nackt zusammengehockt
haben. Er sprach das Thema an.
    »Das ist typisch für Außenstehende«, erwiderte Catori. »Eine
Schwitzhütte ist ein uraltes Ritual. Sie wird gemeinsam von allen Teilnehmern
errichtet. Dann wird ein Feuer entfacht, und Steine werden darin erhitzt. Die
dienen der Wärmeabstrahlung. Unter der Leitung eines Zeremonienmeisters hockt
man in der Schwitzhütte zusammen, befreit von allen irdischen Lasten …«
    »Also unbekleidet?«
    »… befreit von allem Profanen, und in der Zeremonie kann man
Lasten abwerfen, die man mit sich herumträgt. Man versteht, welche Aufgaben
einem gestellt werden. Man wird eins mit sich und der geistigen Welt.«
    »Und hinterher?«
    »Sie sind von der Zeremonie so geschafft, dass Sie an andere Dinge
nicht mehr denken.«
    »Also ist es ein großes Miteinander. Die Zeremonie schenkt Nähe.«
    »Ja. Unbedingt.«
    »Kann es im Zuge einer solchen Veranstaltung zu ungewollter Nähe
zwischen Königsthreu und Heike Bunge gekommen sein? Schließlich ist er auch nur
ein Mann.«
    Christoph schien es, als würde Catori – oder Hildegard
Oehlerich, wie er sie lieber nennen wollte – vor ihm ausspeien.
    »Sie haben das Prinzip nicht verstanden. Es geht hier nicht um
billigen Sex. Es ist eine andere Welt.«
    »Gut. Gab es denn eine Vereinigung zwischen den beiden in dieser
anderen Welt?«
    »Ich denke, wir sollten das unerfreuliche Gespräch an dieser Stelle
abbrechen. Es macht keinen Sinn, weil Sie nicht verstehen wollen.«
    Nachdenklich und mit ein paar weiteren ungelösten Fragen
machte sich Christoph auf den Rückweg nach Husum. Dort informierte er sich über
den Flugplan. Tatsächlich ging am Sonnabend eine Maschine der Fluggesellschaft
Emirates um vierzehn Uhr fünfundvierzig nach Dubai. Dort stieg man um

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