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Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi

Titel: Tod im Koog - Hinterm-Deich-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Beamten die Tür.
    »Zu meiner Mutter?«, fragte sie. »Die ist auf dem Friedhof.« Dabei
lachte sie schelmisch, während ein Irish Red Setter und zwei Teckel um ihre
Beine herumwuselten und die Besucher argwöhnisch beäugten. »Nicht tot«,
ergänzte sie. »Wir haben einen Betrieb. Meine Mutter pflegt die Gräber.«
    Sie fanden Carolin Jacobs auf dem Friedhof an der
St.-Martins-Kirche, der man die Würde ihrer fast neunhundert Jahre ansah. Die
ursprünglich romanische Kirche lag in der Ortsmitte, eingerahmt von einer
schützenden Baumgruppe, die die Anlage wie eine mittelalterliche Festung wirken
ließ. Das schmiedeeiserne Tor quietschte in den Angeln, als Christoph es
öffnete.
    Die große Frau mit dem blonden Pagenkopf sah auf, als sich die
Polizisten näherten.
    »Moin. Mein Name ist Johannes. Kripo Husum. Wir haben miteinander
telefoniert«, stellte sich Christoph vor. »Frau Carolin Jacobs?«
    Sie nickte und hielt die Hand, an der noch Erdreich klebte, wie ein
Indianer über die Augenbrauen. »Caro Jacobs. Das ›lin‹ ist irgendwann einmal
verloren gegangen. Und Ihr Name?« Sie blinzelte gegen die Sonne und sah den
Oberkommissar an.
    »Große Jäger.«
    »Wie heißen Sie?«, fragte Frau Jacobs und lachte dabei herzhaft.
    Der Oberkommissar wiederholte seinen Namen.
    »Dann sind wir fast Kollegen. Ich würde mich nicht als groß
bezeichnen. Aber mein liebstes Hobby ist es, gemeinsam mit meinem Mann auf die
Jagd zu gehen. Osterhever und Norderheverkoog auf Eiderstedt – das ist
unser Revier.«
    »Sie kannten Heike Bunge?«, fragte Christoph.
    »Ja«, erwiderte sie versonnen. »Ich mache das hier …«, dabei
zeigte sie auf die Gerätschaften, die um die Grabstelle herumlagen, »gemeinsam
mit meinem Mann. Wir haben einen Garten- und Tiefbaubetrieb. Vor meiner Heirat
habe ich als Arzthelferin gearbeitet. Heike und ich waren lange Zeit
Kolleginnen. Das war vor unserer Heirat.« Sie lachte und zeigte dabei zwei
Grübchen. »Nicht der von Heike und mir, sondern vor unserer jeweils eigenen.
Ach, Sie wissen, was ich meine.«
    »Und der Kontakt ist nie abgerissen?«
    »Nein. Nie. Man hat sich nicht mehr so oft gesehen, weil man im
eigenen Beruf und in der Familie genug um die Ohren hat. Aber wir haben uns
regelmäßig getroffen. Meistens allein. In Husum. Wir sind dann bummeln
gegangen, haben bei Schmidt gestöbert oder uns ins Café gesetzt. Ach. Da fällt
mir was ein.« Ihr Gesicht wirkte einen Moment melancholisch. Der Blick
schweifte ab und blieb irgendwo am Horizont haften. »Ich kann das noch gar
nicht richtig fassen, dass Heike tot ist. Wer macht so was? Sie war ein lieber
und anhänglicher Mensch. Wie soll Bertram jetzt ohne sie zurechtkommen? Die
beiden waren unzertrennlich. Ein Herz und eine Seele.«
    »Das ist aber heiß hergegangen – das war alles andere als
friedlich«, mischte sich Große Jäger ein und ergänzte, als ihn Christophs
fragender Blick traf: »Ich meine die gleichnamige Fernsehserie.«
    »Hat Heike Bunge Ihnen gegenüber davon gesprochen, wie ihr Mann auf
ihre immer stärker werdenden Aktivitäten in Sachen Schamanismus reagiert hat?«
    »Bertram hat das nicht gefallen. Für ihn war das Spinnkram. Er wollte
nicht, dass Heike in eine Abhängigkeit von der Pseudoindianerin gerät. Er hat
nicht verstanden, wie eine so intelligente Frau wie Heike diesen Dingen
verfallen konnte.«
    »Hat Heike Ihnen gegenüber geäußert, dass sie nach Indien will?«
    »Ja, das hat sie schon mal gesagt. Ich habe das aber nicht ernst
genommen. Heike hat oft von irgendetwas geträumt. Das durfte man aber nicht auf
die goldene Waagschale werfen.«
    »Haben Sie über einen Schamanen namens Chuchip gesprochen?«
    Caro Jacobs zog die Stirn kraus. »Der Name sagt mir nichts. Da war
mal was. Der hat irgendwelche Veranstaltungen durchgeführt. Heike war
begeistert von dem Mann.«
    »Als Mann?«, fragte Christoph.
    »Ach, nee. Das ist das falsche Notenblatt. So eine war Heike nicht.
Die ist nicht mit anderen losgezogen. Schon damals nicht, als sie noch nicht
verheiratet war. Sicher, es gab mal diesen oder jenen Freund. Aber für Heike
würde ich meine Hand ins Feuer legen.«
    Das hatte Christoph jetzt schon so oft gehört. Warum schienen alle
Leute, mit denen er über die Tote sprach, eifrig bemüht, sie fast als Heilige
darzustellen? War sie wirklich so gewesen? Oder gab es etwas zu verbergen?
    »Sie hat mich immer wieder mal aufgefordert, dass ich sie begleiten
sollte. Aber«, Caro Jacobs schüttelte den Kopf, »das

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