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Tod im Moseltal

Tod im Moseltal

Titel: Tod im Moseltal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Nähe geben und dann auch noch als Firmeninhaber, der einen doch erheblich dimensionierten Einzelkredit beantragt?«
    Als ob sie ihrer Frage mehr Gewicht verleihen wollte, stützte sie sich mit beiden Händen auf der Tischkante ab und lehnte ihren Oberkörper noch ein Stück nach vorne.
    »Denn das geht natürlich nur bei großen Projekten, müssen Sie wissen. Das hatte von Steyn wohl auch vor, und …« Mauricette Giesener riss plötzlich die Augen auf und sprang so heftig vom Stuhl auf, dass dieser rücklings umfiel. Entsetzt rief sie: »Wo starren Sie mir denn die ganze Zeit hin? Sie starren mir ja die ganze Zeit auf den Busen!«
    Buhle war so überrascht von der Szene, die sich da gerade vor ihm abspielte, dass er Mauricette Giesener jetzt tatsächlich mit offenem Mund anstarrte. Währenddessen hatte sich die Bankiersfrau zu ihrem Au-pair-Mädchen umgewandt und redete auf Französisch auf sie ein. Das junge Mädchen blickte den wie paralysiert dasitzenden Buhle daraufhin ebenfalls entsetzt an.
    Endlich fand er seine Fassung wieder. »Madame Giesener, was reden Sie denn da? Selbstverständlich habe ich nicht auf Ihren …«
    »Natürlich haben Sie das, ich habe es doch genau gesehen. So was ist mir mein ganzes Leben noch nicht passiert. Da komme ich hierher, um eine wichtige Aussage zu machen, und ein lüsterner Kommissar starrt mir aufs Dekolleté, anstatt mir zuzuhören. Das ist ja unglaublich!« Wieder drehte sie sich zu Florence Castrée um, die Buhle nun mit zunehmender Abscheu ansah.
    »Frau Giesener, beruhigen Sie sich bitte. Was denken Sie von mir, ich habe Ihnen konzentriert –«
    »Jetzt streiten Sie das auch noch ab. Das ist …«, sie rang nach Worten, »… das ist erniedrigend, wie Sie mit einer Zeugin umgehen. Komm, Florence.« Sie nahm das Mädchen am Arm und ging mir ihr im Schlepptau zur Tür. »Mit diesem Kommissar sind wir für heute fertig, aber noch nicht für immer.« Sie öffnete die Tür, schob Florence Castrée in den Flur und ließ krachend die Tür ins Schloss fallen.
    Christian Buhle saß völlig konsterniert auf seinem Stuhl und starrte noch eine geschlagene Minute die geschlossene Tür an. Er kam erst wieder zu sich, als sich die Tür öffnete und Steffen hereinkam.
    »Sag mal, was war denn mit der los? Hast du der unter den Rock geguckt?«
    »Nein, auf den Busen.«
    »Bitte?« Steffens Grinsen gefror. »Was hast du?«
    »Sie behauptet, ich hätte ihr auf den Busen gestarrt.«
    »Hast du?«
    »Blödsinn. Die hat mich die ganze Zeit nur zugequatscht, ich weiß überhaupt nicht, was die von mir wollte. Und dann springt sie auf und wirft mir vor, ich hätte ihr auf den Busen geschaut. Ich glaube wirklich, ich bin hier im falschen Film. Das gibt’s doch nicht.«
    »Oh, oh, das riecht nach Ärger. Wenn gleich Großmann bei dir anklingelt, war sie petzen«, sagte Steffen, während er den Stuhl aufhob und sich mit der Lehne nach vorn darauf setzte.
    Buhle schaute zuerst seinen Kollegen, dann das Telefon an und konnte immer noch nicht glauben, was da eben geschehen war. Es passierte nichts, zumindest klingelte das Telefon nicht. Die beiden Polizisten blickten sich noch einmal fragend in die Augen, bis Steffen wieder zu grinsen anfing und sagte: »Ich muss mich aber schon über deinen Geschmack wundern, Christian, wenn du wenigstens das Mädchen … Ist ja gut, war doch nur Spaß.«
    Die wüsten Beschimpfungen, die Steffen hinausbegleiteten, hatte sich zuvor noch kein Kollege von Buhle anhören müssen.
    Es war kurz vor zwölf, als Herbert Großmann dann doch anrief. Buhle hatte zwischenzeitlich von den Kriminaltechnikern die Bestätigung bekommen, dass das Foto von Thomas Steyn und dem Kind eine Montage war. Sie hatten eine Kopie an die Abteilung für Sexualdelikte weitergegeben. Vielleicht konnten die Kollegen dort herausfinden, woher das Ursprungsfoto stammte.
    Weder auf dem Foto noch auf der Kopie oder den beiden Umschlägen wurden irgendwelche Spuren gefunden, die auf den Absender hindeuteten. Nun waren sie dabei, die Herkunft des Papiers und der Umschläge zu recherchieren. Nachdem Marie Steyn am Morgen eine Unterschriftenprobe abgegeben hatte, warteten sie auf den Befund des forensischen Schriftgutachtens, das Spezialisten beim LKA anfertigen sollten.
    »Christian, wir sollen zum Präsidenten kommen. Sofort. Weißt du, worum es geht?«, fragte Herbert Großmann.
    »Ich befürchte es. Ich erzähl es dir auf dem Weg.«
    Da der Verkehr im Bereich des Alleenrings wieder nur ein mühsames

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