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Tod im Moseltal

Tod im Moseltal

Titel: Tod im Moseltal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Ness
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Thomas Steyn mit dem Opfer Sex hatte, dass die Mordwaffe im Haus war. Wir haben keinen Anhaltspunkt dafür, dass sich jemand anders am Tatort aufgehalten hat. Das alles spricht gegen Steyn. Aber was danach gekommen ist, wirft jede Menge Fragen auf, die wir klären müssen, damit sie uns nicht von der Verteidigung um die Ohren gehauen werden. Sven, hast du in Sachen Internetkontakte oder Opferidentität etwas herausfinden können?«
    Buhle merkte Tard an, dass es ihm äußerst unangenehm war, direkt angesprochen zu werden. Er war mit achtundzwanzig Jahren der Jüngste in der ZKI, wenn man von den Anwärtern absah. Nachdem er sich geräuspert hatte, antwortete er:
    »Also, das, was von der Öffentlichkeit an uns herangetragen wurde, hat sich alles als falsch erwiesen. Ich habe mit Kollegen aus ganz Deutschland und auch aus Luxemburg telefoniert, gefaxt und E-Mails ausgetauscht und auch unsere Kollegen ins Trierer Rotlichtmilieu beordert. Alles ohne Ergebnis. Dann habe ich natürlich die Vermisstendateien durchforstet: ebenfalls ohne Erfolg. Ich will die Suche jetzt gezielt auf das nahe Ausland ausdehnen, also Luxemburg, Frankreich, Belgien, Niederlande. Dann stehen noch die ganzen Internetforen, Singlebörsen und so an. Vielleicht hatte sie sich da ja angeboten, und Steyn ist mit der Kontaktaufnahme übers Internet gar nicht so sehr von der Wahrheit abgewichen. Könnte auch ein Grund sein, warum er das Notebook hat verschwinden lassen. Es laufen noch die Anfragen wegen der auffälligen dentalen Merkmale bei den Kollegen in Osteuropa. Aber auch da gab es noch keine Rückmeldung. Tut mir leid: Wir wissen immer noch nicht, wer in Avelsbach getötet wurde.«
    »Okay, bleib dran. Notfalls müssen wir die Presse bitten, die Fahndungsaktion zu wiederholen. Aber ich glaube eigentlich nicht, dass uns das weiterhilft.«
    In der eingetretenen Stille und den noch in den Gedanken der Soko-Mitglieder nachschwingenden offenen Fragen fühlte sich Herbert Großmann als Dienststellenleiter gemüßigt, das Wort zu ergreifen.
    »Also, ich sehe das so«, er räusperte sich, »natürlich ohne dass ich mich in eure bislang hervorragende Arbeit einmischen will. Wir müssen mit erster Priorität den Verdächtigen Steyn überführen. So wie ich das sehe, habt ihr die Möglichkeit, über harte Verhöre vielleicht doch noch ein Geständnis zu erwirken, noch nicht ausgenutzt. Das würde auch eine Reihe anderer Probleme lösen oder zumindest abschwächen. Dann müssen wir wirklich dringend die Identität des Opfers kennen. Herr Tard, bitte konzentrieren Sie sich jetzt voll darauf.«
    Mit Sven Tard und Nicole Huth-Balzer hatte Großmann in seiner aktiven Zeit als Ermittler nicht zusammengearbeitet. Das und der große Altersunterschied hatten wohl bislang verhindert, dass er die beiden duzte.
    »Und drittens, da gebe ich Christian und Michael recht, sollten wir versuchen, die Ereignisse im Umfeld der eigentlichen Tat aufzuklären, auch wenn das vielleicht nichts mit dem Mord zu tun hat.«
    Es wurden noch ein paar Einzelheiten diskutiert und die nächsten Ermittlungsschritte den einzelnen Beamten zugeordnet. Dann wurde die Teamsitzung aufgelöst.
    Nach kurzem, kräftigem Klopfen wurde die Tür zu Buhles Büro geöffnet. Steffen kam gar nicht erst herein. »Da ist eine Frau Gläsnee oder so, aus Luxemburg mit ihrem Au-pair-Mädchen. Sie will nur mit dem ›Leiter der Sonderkommission persönlich über den Mordfall in Avelsbach sprechen.« Er hatte versucht, eine hochnäsige Frau zu imitieren. »Kann ich sie zu dir reinschicken? Sieht für ihr Alter immerhin noch richtig schick aus.«
    Buhle war in Gedanken noch ganz bei den verschiedenen Ermittlungsrichtungen und hatte jetzt überhaupt kein Bedürfnis nach affektierten Frauen. Aber wahrscheinlich übertrieb Steffen wie üblich. »Lass den Quatsch. Schick sie rein.«
    Als die beiden Frauen sein Büro betraten, wusste er sofort, dass sein Kollege diesmal eher untertrieben hatte. Nach dem Aufzug der älteren der zwei Frauen hätte man annehmen können, sie sei zu einem Fest des luxemburgischen Hochadels unterwegs. Sie trug ein figurbetontes beiges Kostüm, dazu einen weit ausladenden gleichfarbigen Hut mit einem an Wildbeeren erinnernden Gesteck an der Seite. Die Knöpfe der weißen, mit Rüschen besetzten Bluse waren so weit geöffnet, dass sie einen großzügigen Blick auf den Ansatz eines üppigen Busens gewährten. Die edelsteinbesetzte Halskette vermochte dann auch nur noch halbherzig davon

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