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Tod im Palazzo

Tod im Palazzo

Titel: Tod im Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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größten und damit auch die schönsten Räume hat. Sie hat auch die schönsten Decken, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben.«
    »Ich bin noch nicht dort gewesen. Meine Aufgabe ist es, mit den Leuten zu sprechen, die zwischen Samstag nacht und Sonntag nachmittag im Haus waren, als der Tote gefunden wurde.«
    »Richtig, ja. Einschließlich mir. Also, ich war hier.«
    »Haben Sie irgendeinen Krach oder eine Störung gehört?«
    »Sie meinen, einen Schuß? Nein, ich schlafe tief.«
    »Schlaftabletten?«
    »O nein. Nur das da.«
    Hugh Fido deutete auf die Whiskyflasche zwischen einem Haufen Bücher und Zeitschriften, die auf einem niedrigen Tisch lagen. »Aha. Mögen Sie italienischen Wein nicht?«
    »Doch, sehr sogar. Wein zum Essen. Ein Glas Whisky vor dem Zubettgehen. Dann hört man nicht, wenn andere Leute sich erschießen – ich vermute jedenfalls, daß er sich erschossen hat.«
    »Das vermuten alle. Vielleicht war es ein Unfall. Wohnen Sie schon lange hier?«
    »In diesem Haus? Ungefähr ein Jahr.«
    »Nein. Ich meine, in Florenz, in Italien.«
    »Ah.«
    Fido entspannte sich und schlug ein dünnes Bein über das andere. »Seit dem ersten Moment, als ich von zu Hause wegkonnte. Praktisch seit dem Tag, als ich Eton verließ. Mit vierzehn habe ich beschlossen, daß ich nichts mit diesen entsetzlichen englischen Mädchen zu tun haben wollte, die bloß dumm herumblöken und hysterisch kichern und ihre Jungfräulichkeit im Sattel verlieren – ich sehe, daß Sie damit nichts anfangen können, aber vermutlich sind Sie auch noch nie in England gewesen.«
    »Nein… nein.«
    »Es würde Ihnen auch nicht gefallen. Es gibt viel zu viel sexuelle Uneindeutigkeit – ich meine nicht Homosexualität, die ist eindeutig – nein.«
    Der Wachtmeister, der kaum zuhörte, weil er ohnehin nichts verstand, sah durch das hohe Fenster hinunter in den Hof. Der Portier öffnete jemandem das innere Tor. Niemand trat ein. Eine Kiste wurde abgegeben, Gemüse, wie es schien. Der Portier ging los und klingelte an der Tür des Zwergs, woraufhin Grillo heraustrat und ihm die Kiste abnahm. Soweit der Wachtmeister erkennen konnte, wechselten die beiden kein Wort miteinander, also konnten sie einander wohl nicht besonders leiden. Grillo kümmerte sich um den Sohn des Hauses, hieß es, wahrscheinlich kochte er sogar für ihn, dieses ganze Gemüse war sicher nicht für eine einzige Person. Warum nahm er seine Mahlzeiten nicht mit dem Rest der Familie ein? Der Blick des Wachtmeisters wanderte vom Fuß des Turms, von dort, wo Grillo wohnte, hinauf zum ersten Fenster von Neris Wohnung, das sich auf der Höhe des Daches des Renaissancebaus befand. Die braunen Fensterläden waren geöffnet, und hinter dem Glas sah er ein weißes Gesicht, das in seine Richtung guckte. Bei der Entfernung hätte er es nicht beschwören können, doch er war überzeugt, daß dieses weiße Gesicht zu ihm herüberstarrte. Fast so, als wollte er die Richtigkeit seiner Beobachtung beweisen, bewegte er sich in seinem Sessel, beugte sich vor und blickte demonstrativ hoch. Das Gesicht verschwand.
    »Verstehen Sie, was ich meine?«
    Der Wachtmeister zuckte zusammen und versuchte, sich an Hugh Fidos unverständliche Worte zu erinnern.
    »Es ist eine ganz eigentümliche Uneindeutigkeit. Dickliche, ziemlich kraftlose Männer mit hoher, verdrießlicher Stimme, die mit fröhlichen, gradbeinigen Frauen verheiratet sind, die männliche Kinnpartien und Stimmen wie Schiedsrichter haben. Ich weiß nicht, was der Grund dafür ist, aber ich weiß, daß ich da nicht mitmachen will. Ich mag Frauen, die Frauen sind.«
    Bei dem Gedanken an das Wandbild hinter ihm wurde dem Wachtmeister ganz heiß und kribbelig. Es reichte nicht, daß er jetzt in der anderen Richtung saß. Der ganze Raum mit seinen warmen Farben und den üppigen Pflanzen strahlte etwas Erotisierendes aus.
    »Sie sehen nervös aus«, sagte der Maler schmunzelnd, »ich fürchte, Sie vergeuden hier Ihre Zeit, aber da ich Ihnen nichts Brauchbares erzählen kann… Wenn ich den Schuß gehört hätte, könnten Sie jetzt vermutlich den Zeitpunkt des Todes feststellen und so weiter. Wirklich schade, daß Catherine weggefahren ist. Sie wohnt da unten, und zwar genau neben dem Jagdzimmer, das Problem hätte sich für Sie also gelöst – wenngleich Sie natürlich nicht feststellen können, ob es ein Unfall war oder nicht. Die Familie erwartet sicher, daß auf Unfall erkannt wird, oder?«
    »Dieses Mädchen, Catherine, wann ist sie

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