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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Tischmesser mit einem Griff aus Rentierknochen. Die Sonne spiegelte sich in den scharfen Klingen.
    Eva Möller hatte den Tisch am Fenster mit zierlichen Kaffeetassen mit Goldrand und einem Teller Zimtschnecken eingedeckt. Die gelbweiß karierte Tischdecke war frisch gebügelt. In der Tischmitte stand eine flache blaue Keramikschale mit eben aufgeblühten Gänseblümchen.
    Eva Möller forderte die Polizisten auf, sich zu setzen. Sie goss Kaffee ein. Er duftete wunderbar. Sie bot ihnen von den Zimtschnecken an.
    »Langen Sie ruhig zu. In der Tiefkühltruhe ist noch mehr. Leider habe ich sonst nichts zum Kaffee, was ich Ihnen anbieten könnte«, sagte sie.
    »Schmecken klasse, die Zimtschnecken«, sagte Fredrik mit vollem Mund.
    Die Kantorin warf ihm ein verzücktes Lächeln zu und sah ihm dabei tief in die Augen. Irene bemerkte, dass er ein paar Sekunden im Kauen innehielt. Eva Möller lächelte immer noch, als sie sich anmutig umdrehte und zum Herd davonschwebte, um die Kaffeekanne abzustellen. Fredrik fiel es schwer, seinen Blick von der ätherischen Erscheinung loszureißen. Unter Aufbietung seiner ganzen Willenskraft schaute er in seine Kaffeetasse, kaute ein letztes Mal und schluckte laut und vernehmlich.
    Irene kannte das bei ihm. Genauso hatten sich allerdings auch der Chef der Friedhofsverwaltung Stig Björk und der Pfarrer Urban Berg am Mitt woch im Gemeindehaus benommen. Vielleicht war Urban Berg eine Spur beherrschter als Fredrik und der Chef der Friedhofsverwaltung gewesen. Tommy hatte die Kantorin letzten Mittwoch verhört. Hatte Eva Möller auf ihn dieselbe Anziehungskraft ausgeübt? Irene und Tommy kannten sich so gut, dass sie ihn problemlos danach fragen konnte.
    »Wirklich hübsch, die Gänseblümchen«, begann Irene den Einstieg ins Gespräch.
    Eva Möller lächelte.
    »Ja. Die habe ich mir von Mutter Erde geliehen. Sind sie verblüht, setze ich sie zurück. Vielleicht darf ich mir dann ein paar Schlüsselblumen ausleihen.«
    »Die Sie dann ebenfalls wieder einpflanzen, wenn sie welk sind«, vermutete Irene.
    »Genau.«
    Eva Möller ließ den Teller mit den Zimtschnecken ein weiteres Mal kreisen, ehe sie fragte:
    »Wieso wollten Sie mit mir sprechen?«
    Da Fredrik kaute, erwiderte Irene:
    »Wir haben noch ein paar Fragen. Das Bild der Opfer nimmt langsam Gestalt an, aber ständig tauchen neue Fragen auf. Wir hoffen, dass Sie uns dabei behilflich sein können, sie zu beantworten.«
    »Tu ich gern, wenn ich kann.«
    Irene beschloss, die Sache mit dem Pentagramm noch aufzuschieben und mit dem zu beginnen, was ihr Tommy erzählt hatte.
    »Unser Kollege, der Sie vergangenen Mittwoch vernommen hat, erwähnte, Sie hätten Sten Schyttelius als einen Mann mit verborgenen Abgründen bezeichnet. Könnten Sie das näher erklären?«
    Eva Möller sah Irene nachdenklich an, ehe sie antwortete:
    »Stens Persönlichkeit hatte wie die von uns allen viele Seiten. Er war gesellig und umgänglich. Er war ungezwungen und trank auch gern mal ein Glas. Hingegen veranstaltete er nur selten irgendwelche Feste. Das lag wohl an Elsas Krankheit. Was die Arbeit betraf, war er stockkonservativ, sowohl in der Gemeindearbeit als auch in der eigentlichen Liturgie. Beim Gottesdienst sollte alles genau der Liturgie entsprechen. Angefangen mit den golddurchwirkten Messgewändern bis hin zu den polierten Leuchtern. Dann sang er die Liturgie auch gern selbst. Hätte man ihn ein Weihrauchfass schwenken lassen, hätte er auch das getan. Vermutlich waren es diese beiden gegensätzlichen Sei ten, die mir am deutlichsten an ihm auffielen. Aber manchmal habe ich bei ihm auch noch etwas anderes gespürt. Etwas Dunkles … Geheimnisvolles … vielleicht auch eine tiefe Trauer. Ich weiß nicht recht.«
    »War Ihnen Sten Schyttelius sympathisch?«
    Eva Möller ließ sich Zeit mit der Antwort:
    »Ich akzeptierte ihn, so wie er war. Er war alt und wollte sich bald pensionieren lassen. Wir hatten nie Streit miteinander. Sicher lag das daran, dass er mir mit der Musik und dem Kirchenchor freie Hand ließ. Er hat sich in der Tat nie eingemischt, deswegen habe ich alles andere einfach hingenommen.«
    »Wie lange sind Sie schon hier in der Gemeinde?«
    »Ziemlich genau vier Jahre. Ich bin wegen dieses Hauses hierher gekommen.«
    »Erst haben Sie sich ein Haus besorgt und dann die Arbeit«, stellte Irene fest.
    »Ja. Ich konnte es billig von einem Bekannten erstehen, der es renoviert hatte, aber dann einsah, dass er gar nicht die Zeit hatte, hier zu sein.

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