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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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im regennassen Wald. Das vernünftigste Schuhwerk wären Gummistiefel gewesen.
    Sie blieben stehen, als sie das Ende des Kahlschlags erreicht hatten. Die Vegetation war hier dicht und wirkte undurchdringlich.
    »Was machen wir jetzt? Ich wünschte mir wirklich, wir hätten eine Machete dabei«, stöhnte Fredrik.
    »Ich schlage vor, wir machen es wie mein Hund.«
    »Und was macht dein Hund?«
    »Er folgt den Tierspuren.«
    Sie gab Fredrik ein Zeichen, ihr zu folgen. Etwas weiter hatte sie eine schmale Öffnung zwischen den Ästen entdeckt, einen Wildwechsel. Dort lag die Losung eines Elchs.
    »Wahrscheinlich führt der zum See, denn die Tiere trinken, nachdem sie auf dem Kahlschlag geäst haben. Wir nehmen den Wildwechsel, um zu sehen, wie nahe wir an das Sommerhaus herankommen«, sagte Irene.
    Sie bückten sich und schoben einige herabhängende Äste beiseite. Gleichzeitig mussten sie aufpassen, wo sie hintraten. Irene rutschte einige Male beinahe auf feuchtglatten Wurzeln aus.
    »Ein Glück, dass es noch keine Zecken gibt«, meinte Fredrik schwer atmend.
    Irene wollte antworten, als sie merkte, dass sie einen Faden im Mund hatte. Sie spuckte angewidert aus. Musste sich um eine Spinnwebe handeln. Angeekelt strich sie sich mit der Hand über den Mund, um sie loszuwerden. Glücklicherweise warf sie vor dem Wegwerfen einen Blick auf die vermeintliche Spinnwebe. Sie blieb wie angewurzelt stehen und hielt sie in die Sonnenstrahlen, die zwischen den Tannen hindurchfielen.
    Diesen Faden hatte keine Spinne gesponnen. Wahrscheinlich stammte er von einem Schaf. Es war ein dünner, tannengrüner Wollfaden, etwa drei bis vier Zentimeter lang.
    »Was ist los? Wieso bleibst du stehen?«, fragte Fredrik verärgert. Er war mit ihr zusammengestoßen und wie wild damit beschäftigt, sich alles Mögliche aus den Haaren zu klauben. Das Gel, das er am Morgen immer in die Haare tat, damit sie hochstanden, war ein idealer Klebstoff für feine Zweige und Tannennadeln.
    »Ein Wollfaden. Jemand ist vor uns diesen Pfad entlanggegangen. Er kann noch nicht lange hier gehangen haben, denn er ist weder verblichen noch schmutzig.«
    Sie zeigte Fredrik ihren Fund. Dieser pfiff leise.
    »Wir sollten nach weiteren Fäden Ausschau halten.«
    Etwa zwanzig Meter weiter entdeckte Irene noch einen. Dieser war hellrot. Er hing am äußersten Ast eines dichten Weidenbuschs. Irene blieb stehen und deutete darauf:
    »Der hängt in Achselhöhe. Der Faden ist in etwa gleich lang wie der grüne. Wo könnten diese Garnstücke wohl herstammen?«
    »Sie liefern uns eine Menge wertvoller Informationen. Wir suchen nach einem kleinwüchsigen Mörder, höchstens eins sechzig, mit Pudelmütze. Der Bommel ist aus rotem und grünem Garn.«
    Irene lachte und zog eine der schwarzen Tüten, mit denen sie sonst den Hundedreck aufklaubte, aus der Tasche. Vorsichtig legte sie beide Wollfäden hinein. Vielleicht konnte die Spurensicherung etwas damit anfangen.
    Der Wildwechsel führte ganz richtig hinunter zum See. Sie überschlugen, dass sie höchstens noch fünfzig Meter das Seeufer entlangzugehen brauchten. Anschließend mussten sie dem See den Rücken kehren und geradewegs durch die Büsche gehen. Dann mussten sie eigentlich direkt vor dem Sommerhaus der Schyttelius landen.
    Zu ihrer Erleichterung war am Seeufer die Vegetation nicht mehr ganz so dicht. Ein schmaler Sandstrand war dort auch. Vom Strand aus führte ein schmaler Kiesweg direkt in den Wald. Sie folgten dem Pfad, der kaum breiter war als der Wildwechsel. Etwa zehn Meter von Schyttelius’ Gartentor entfernt mündete er auf den Fahrweg.
    »Das ist wohl der gemeinsame Weg für alle Sommerhausbesitzer«, vermutete Irene.
    »Wahrscheinlich. Nichts hindert einen jedoch daran, schon früher von diesem Weg abzuzweigen und an der Rückseite des Hauses über den Zaun zu klettern. Dann sieht einen niemand. Sollen wir das mal nachprüfen?«
    Fredrik hatte sich bereits umgedreht und ging denselben Weg zurück, den er gekommen war. Nach dreißig Metern blieb er stehen und deutete mit dem Finger.
    Irene sah den kaum noch sichtbaren Weg durch die Himbeerbüsche ebenfalls. Er führte an dem baufälligen Holzzaun auf der Seeseite vom Schyttelius-Grundstück entlang. In der Mitte war der Zaun bereits zusammengesackt, vermutlich weil er recht alt und nicht in Stand gehalten worden war.
    »Hier heißt es einfach: Hereinspaziert«, stellte Fredrik fest.
    Sie kletterten über die verrotteten Bretter und passten auf, wo sie

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