Tod im Pfarrhaus
auftraten.
»Falls der Mörder am Montag hier entlanggegangen ist, war die Erde noch gefroren. Inzwischen hat es geregnet, und oben hat es getaut. Für den Mörder war es nicht so mühsam vorwärts zu kommen wie für uns«, sagte Irene.
»Wenn man daran denkt, wo das Auto geparkt war und dass er diese Wege alle gefunden hat, um ungesehen hierherzukommen, muss er sich auskennen.«
Fredrik hatte Recht. Der Mord war geplant gewesen, und der Mörder hatte gewusst, wie er ungesehen zum Sommerhaus kommen und dieses wieder verlassen konnte.
Sie gingen auf die Rückseite des Hauses zu. Hier hatten die Schyttelius in ganzer Länge eine große Glasveranda angebaut. Hier hatte der Kommissar also vor siebzehn Jahren beim Krebsfest gesessen. Irene wandte der Veranda den Rücken zu und schaute zum See hinunter. Zwischen den Büschen funkelte das Wasser.
»Schade, dass ihnen nicht das Land bis runter zum See gehörte. Dann hätten sie die Bäume fällen können, um eine bessere Aussicht zu haben«, meinte sie.
»Das muss wirklich ärgerlich gewesen sein.«
»Sicher.«
»Sollen wir auf dem Weg zurückgehen? Der ist länger …«
»… aber besser«, entschied Irene.
Sie hielten an einer Imbissbude und stärkten sich, ehe sie sich auf die Suche nach dem Haus von Eva Möller machten. Es war kein Problem, die Kirche von Landvetter zu finden, aber anschließend bedeutend schwieriger, sich auf den kleinen, kurvenreichen Sträßchen zurechtzufinden. Die Schotterstraße, die sie das letzte Stück entlanggefahren waren, führte stetig bergauf. Laut Eva Möller mussten sie ganz bis nach oben auf die Anhöhe. Dann waren sie fast da. Hier standen die Nadelbäume nicht mehr so dicht, sondern es gab auch Laubbäume und Wiesen.
»Nach der gespaltenen Eiche rechts«, las Irene von ihrem Zettel ab.
»Ja, seh ich«, sagte Fredrik und nickte in Richtung eines großen, ziemlich mitgenommenen Baums.
Der größte Teil der Krone war weg, und die Äste, die noch übrig waren, ragten alle in dieselbe Richtung. Der Baum war regelrecht halbiert worden.
Hinter der Eiche bogen sie auf einen von Schlaglöchern übersäten Kiesweg ein. Langsam rumpelten sie vorwärts. Anders wäre es auch kaum gegangen.
»Wie kann man nur so wohnen?«, meinte Irene und klammerte sich am Armaturenbrett fest.
Nachdem sie ein gutes Stück durch das Unterholz weitergerumpelt waren, tauchte endlich ein rotes Häuslerhaus vor ihnen auf. Es lag inmitten einer Lichtung und badete im Sonnenlicht. Auf drei Seiten war es von Wald umgeben, aber Richtung Westen war das Land offen. Sie parkten neben einem recht neuen knallroten Honda und stiegen aus. Da das Haus auf der Anhöhe lag, war die Aussicht nach Westen fantastisch. Irene und Fredrik blieben eine Weile bewundernd stehen. Ehe sie zum Haus gingen, warf Irene einen Blick in Eva Möllers Wagen. Louise Måårdh hatte Recht. Auf dem Schalthebel saß ein schwarzer Knauf mit einem silbernen Pentagramm.
Die kleine blau gestrichene Tür wurde geöffnet, Eva Möller trat auf den überdachten Treppenabsatz. Sie trug ein langes, taubenblaues Kleid mit weiten Ärmeln. Um den Halsausschnitt und auf der Brust war es hübsch dunkelblau bestickt. Das Kleid passte zu ihren Augen. Das blonde Haar trug sie offen. Es schimmerte in der Sonne wie Silber.
»Reife Leistung, dass Sie hergefunden haben.« Sie lachte leise.
Bei ihrem herzlichen Lächeln und dem Duft von Kaffee, der durch die offene Tür drang, wurde Ire ne gleich viel wohler.
Sie hängten ihre Jacken auf und zogen bei der Tür ihre schmutzigen Schuhe aus. Dann gingen sie direkt in die Küche. Die Sonnenstrahlen fielen durch die dünnen hellgelben Gardinen im Westfenster und verliehen der Küche eine gemütliche Wärme. Die rustikale Einrichtung, viel Holz, wirkte relativ neu, die Küchengeräte auch. Eine Spülmaschine war nicht zu sehen, dafür hatte sie bei der Renovierung den alten Kohlenherd stehen lassen. Darüber war ein Bord mit alten Haushaltsgegenständen angebracht. Ein dreibeiniger Topf stand da neben einem hübschen Glaskelch und einem faustgroßen Stein, der in der Mitte durchtrennt worden war. Die Kristalle in seinem Innern funkelten in der Sonne. Vor den drei Gegenständen lag ein etwa halbmeterlanger Glasstab und ganz am Rande des Bords ein kleiner runder Briefbeschwerer, ebenfalls aus Glas. Über dem Bord waren ein paar stabile Eisenhaken angebracht. An einem hing ein zweischneidiges Messer mit einem hübsch verzierten Handgriff und ein altmodisches
Weitere Kostenlose Bücher