Tod im Pfarrhaus
Er hatte es sich als Sommerhaus gekauft, aber seine neue Frau konnte sich nicht vorstellen, ihre Freizeit mitten im Wald zu verbringen. Ich wusste bereits beim ersten Sehen, dass es mein Haus war.«
»Stand es da schon zum Verkauf?«
»Nein. Aber ich wusste, dass es einmal mir gehören würde.«
Von Fredrik schien keine einzige vernünftige Fra ge zu kommen. Er aß eine Zimtschnecke nach der anderen und starrte verzückt die liebreizende Eva an. Irene ärgerte sich über die Passivität ihres Kollegen, ein wenig Hilfe bei der Befragung wäre ihr durchaus willkommen gewesen. Sie beschloss, auf ihr eigentliches Anliegen zu sprechen zu kommen.
»Wie Sie sicher schon in der Zeitung gelesen o der in den Nachrichten gehört haben, haben wir Pentagramme an den Tatorten gefunden. Sie wa ren mit dem Blut der Opfer auf die Computer monitore gemalt.«
Eva Möller nickte. Das wusste sie bereits.
»Ich habe heute Morgen mit Louise Måårdh gesprochen. Sie erwähnte, dass Sie in Ihrem Auto ein Pentagramm auf dem Schalthebel haben. Können Sie uns sagen, warum?«
Irene war erstaunt, als Eva Möller lachte. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, sagte sie, immer noch belustigt:
»Ich habe es von einem Freund zu Weihnachten bekommen. Er fand, ich hätte zu viel Luft und Feuer in mir. Das Pentagramm ist ein Hilfsmittel der Erde. Es steht für Stabilität. Ich bekam diesen Knauf, damit ich mich auf der Erde halte, genauer gesagt auf der Straße.«
War die Antwort wirklich so simpel?
»Warum fährt eine Kantorin mit dem Antlitz des Teufels auf dem Schalthebel herum?«, fasste Irene unfreundlich nach.
Eva Möller wurde ernst.
»Stand das Pentagramm auf den Monitoren verkehrt herum?«
»Ja.«
»Dann ist es unter satanistischen Vorzeichen verwendet worden. Das Pentagramm an sich ist ein starkes Hilfsmittel, aber nur die Satanisten verwenden es falsch herum. Mein Pentagramm ist richtig herum. Aber …«
Eva presste die Lippen zusammen und sah Irene durchdringend an. Hastig erhob sie sich und ging auf das Bord über dem Herd zu. Sie nahm den Briefbeschwerer herab, presste ihn fest gegen die Brust und ging mit ihm zurück zum Tisch.
»Hier ist mein Pentagramm«, sagte sie.
Vorsichtig legte sie den Briefbeschwerer vor Irene auf den Tisch und bedeutete ihr, genauer hinzuschauen. In das Halbrund aus Glas war unten ein Pentagramm eingraviert.
»Das Pentagramm ist kein Symbol für das Böse, aber wie alle magischen Hilfsmittel hat es eine starke Kraft, die sich auch missbrauchen lässt. Man kann mein Pentagramm einfach umdrehen, und schon erhält man das Antlitz des Teufels.«
Sie drehte das Glas. Zwei Zacken zeigten nun nach oben und eine nach unten.
Das Teufelsantlitz blickte durch das Glas zu Irene hoch.
Der Glasteufel.
Das Wort tauchte in Irenes Kopf auf und setzte sich in ihm fest, ohne dass sie recht wusste, warum. Die Kraft des Pentagramms hing davon ab, wie man es benutzte. Und ob man daran glaubte. Eva Möller glaubte ganz eindeutig an seine Kraft. War sie verrückt, oder war das irgendein New-Age-Unsinn, dem sie verfallen war?
»Wie können Sie Ihren Glauben an Pentagramme mit Ihrer Arbeit bei der Kirche vereinbaren?«, fragte Irene weiter.
Die Kantorin sah aufrichtig erstaunt aus.
»Das hat nichts miteinander zu tun. Meine Arbeit ist die Musik, und die liebe ich. Ich liebe die Kirche als einen Ort heiliger Energie. Aber ich kenne die Macht der Werkzeuge.«
Werkzeuge? Was für Werkzeuge? Plötzlich war Irene von Eva genervt. Schwafelte herum und versuchte, sich mit ihrem New-Age-Unsinn interessant zu machen!
Das Schlimmste war, dass es funktionierte. Mit einem dümmlichen Grinsen saß Fredrik wie verzaubert da.
Unnötig barsch fragte Irene:
»Was haben Sie für eine Ansicht über Elsa und Jacob?«
Ernst und forschend sah Eva sie an, ehe sie antwortete:
»Elsa war ein zutiefst tragischer Mensch. In ihr herrschte das Dunkel. Sie trug an einer Trauer, die sie in sich eingeschlossen hatte. Zeitweilig ging es ihr besser, aber ich sah den Schatten immer direkt hinter ihr stehen. Er hatte sie in seiner Gewalt. Manchmal war sie kurz davor, sich das Leben zu nehmen, aber nicht einmal dazu besaß sie die Kraft.«
»Wie wollen Sie wissen, dass sie einen Selbstmord erwog?«
»Das spürte ich. Für manche Leute ist das der einzige Ausweg.«
Eva saß ganz entspannt da, die Hände lose im Schoß gefaltet.
Das offene Haar glänzte wie ein Heiligenschein, und das dünne, hemdartige Kleid verstärkte den Eindruck eines
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