Tod im Pfarrhaus
Totengräber und der Schlächter ihren Goldschmuck im Licht der Scheinwerfer gesehen. Instinktiv fasste sie an das Goldei, das um ihren Hals hing.
Nachdem sie etwa einen Kilometer weit gelaufen waren, deutete Glen auf ein großes Gebäude, das an der Themse lag.
»Das ist die Tate Galerie. Früher ein Elektrizitätswerk, heute ein Museum für moderne Kunst. Die Decke in der ehemaligen Turbinenhalle ist fünfunddreißig Meter hoch. Wirklich eindrucksvoll. Ich war mit Kate vor einigen Wochen hier. Es gibt wahnsinnig viel zu sehen. Außerdem kostet es keinen Eintritt.«
»Wieso nicht?«
»Alles mit Spenden finanziert. Ich glaube, auch die Regierung bezuschusst das Ganze.«
Irene verbrachte einige Stunden in der Galerie und sah Werke der berühmtesten Vertreter moderner Kunst. Zum ersten Mal in ihrem Leben betrachtete sie einen echten Picasso, Monet, Dalí und van Gogh. Irene spürte die Kraft, die von diesen Bildern ausging. Das musste mit all dem Neuen um die vorige Jahrhundertwende zu tun haben, das die Kunst für immer veränderte.
Der Rundgang war zwar lehrreich, aber auch sehr ermüdend für die Füße. Schließlich landete sie in dem überfüllten Café im siebten Stock. Nachdem es ihr gelungen war, einen Barhocker zu ergattern, bestellte sie ein Bier. Sie fand es aufregend, einfach nur so dazusitzen und die Menschen aus aller Herren Länder zu betrachten. Und falls ihr das langweilig wurde, konnte sie immer noch den Blick über die Dächer von London und über die Schiffe auf der Themse schweifen lassen.
Glen fuhr sie nach Heathrow. Ehe er sich verabschiedete, sagte Irene zu ihm:
»Ich habe Kjell Sjönell, den Pfarrer, erreicht. Er versprach, mit Doktor Fischer zu reden und mich dann anzurufen. Wir müssen abwarten, ob sich der Gesundheitszustand von Rebecka so weit verbessert, dass sie nach Schweden reisen kann. Sonst muss ich vielleicht noch mal herkommen.«
Glen lächelte:
»Es wäre sehr nett, wenn Sie uns noch einmal besuchen könnten. Aber natürlich hoffe ich, dass es Rebecka bald besser geht. Ich habe über sie und über ihr Geheimnis nachgedacht. Ich glaube, sie kennt die Wahrheit. Entweder bewusst oder unbewusst.«
»Davon bin ich überzeugt«, pflichtete ihm Irene bei.
KAPITEL 14
Irene stürmte in Hannu Rauhalas Zimmer und hielt die Göteborgs Tidningen vom Sonntag in die Höhe.
»Hannu! Erklär mir das!«
Er schaute auf die fette Schlagzeile auf der ersten Seite:
» KIRCHENBUCHHALTERIN im Umfeld der SATANISTENMORDE wegen UNTERSCHLAGUNG verhört!«
»Kann ich nicht, habe ich gestern auch gesehen.«
Irene war so aufgebracht, dass sich ihre Stimme überschlug.
»Wie konntest du dich nur mit Kurt Höök über diese Sache unterhalten!«
»Habe ich nicht.«
Hannu lehnte sich zurück und schaute ihr direkt in die Augen. Irene wusste, dass er nicht log. Auf Hannu war in dieser Richtung eigentlich Verlass, auch wenn er etwas Geld für sein neues Haus und sein Kind sicherlich hätte gut gebrauchen können. Kurt Höök war der berühmt-berüchtigte Kriminalreporter der GT und hatte seine Informanten. Wenn man einen Tipp hatte, bei dem es um irgendwas Kriminelles ging, rief man Kurt Höök an.
Sie knallte die Zeitung auf Hannus Tisch und ließ sich auf den Besucherstuhl fallen.
»Ehrlich gesagt hätte ich dir so was auch nie zugetraut. Aber wer könnte es dann gewesen sein? Nur du und ich und außerdem noch Sven kannten dieses Gerücht. Ich war in London, und Sven würde nie mit Kurt Höök reden. Sie verabscheuen sich. Hast du übrigens was rausgekriegt, was diese Vorwürfe bestärken könnte?«
»Nichts. Der Revisor hat mir alle Unterlagen der letzten zehn Jahre gezeigt. Es bestand nie der Verdacht, dass jemand etwas unterschlagen haben könnte.«
»Aber das ist dann eine Katastrophe für die Måårdhs! Das wird dauern, bis Gras darüber gewachsen ist.«
»Wer profitiert davon, dass dieses Gerücht an die Öffentlichkeit kommt?«
Irene runzelte die Stirn und dachte nach.
»Urban Berg«, erwiderte sie schließlich.
Hannu nickte.
Irene ging in ihr Büro und dachte angestrengt nach. Dann fasste sie einen Entschluss und griff zum Telefonhörer.
Louise Måårdh war die Aufregung der letzten vierundzwanzig Stunden deutlich anzusehen. Ihr Haar war ungekämmt, und statt Make-up aufzutragen, war sie sich nur einmal nachlässig mit einem Lippenstift über die Lippen gefahren, der nicht zu ihrer rostroten Jacke passte. Unter der Jacke trug sie ein hellgrünes T-Shirt mit einem noch
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