Tod im Pfarrhaus
Huss.«
»Das ist aber eine freudige Überraschung!«
Er schien sich wirklich zu freuen, und Irene hatte einen Augenblick lang fast ein schlechtes Gewissen. Aber sie war es Louise und Bengt Måårdh schuldig, sich zusammenzureißen. Von wegen Hallo-Hallo, sollen wir nicht mal wieder ein Bierchen trinken gehen! Obwohl das mit Kurt wirklich Spaß machte. Aber das musste warten. Erst musste er einiges wieder geradebiegen.
»Hallo. Ich rufe an, weil du ein Interview führen sollst.«
Einen Augenblick herrschte am anderen Ende verblüfftes Schweigen.
»Ich? Mit wem?«, fragte er dann.
»Mit mir.«
Die nächste Pause fiel bedeutend länger aus. Es war zu hören, dass er sich in die Defensive gedrängt fühlte.
»Ach so? Und wieso?«
»Weil du sonst eine Verleumdungsklage am Hals hast! Und den Prozess verlierst du.«
»Hör mir mal zu, meine liebe Polizistin …«
»Ich bin nicht deine liebe Polizistin! Du hast deinen Informanten nicht überprüft, und das hat für die Betroffenen katastrophale Folgen gehabt. Außerdem ist an deinen Angaben nicht das Geringste dran. Louise Måårdh ist weder der Unterschlagung verdächtig gewesen, noch ist jemals gegen sie er mittelt worden, wie du in deinem Artikel schreibst.«
»Aber ich habe mich telefonisch beim Revisor der Gemeinde rückversichert. Er war zwar nicht da … aber jemand dort hat mir bestätigt, dass jemand von der Polizei die Bücher überprüft hätte.«
»Das stimmt. Wir haben einen Tipp überprüft, sind aber auf keinerlei Unregelmäßigkeiten gestoßen. Weder der Revisor noch sonst jemand hatte auch jemals nur einen Verdacht. Es existiert weder eine Anzeige noch der Beschluss, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, ganz zu schweigen von einer Anklage. Niemand hat Louise jemals verdächtigt. Das Ganze ist üble Nachrede und nichts anderes!«
Höök hatte es die Sprache verschlagen. Langsam und eindringlich fuhr sie fort:
»Pfarrer Urban Berg hat uns beide reingelegt. Er kam zu mir und hat behauptet, Sten Schyttelius hätte Louise Måårdh im Verdacht gehabt, Geld unterschlagen zu haben. Niemand sonst hatte je davon gehört, und Sten Schyttelius ist bekanntlich tot. Urban Berg glaubte vermutlich, dass er, ohne ein Risiko einzugehen, behaupten könnte, dass ein Toter den Verdacht der Untreue geäußert habe. Er hat mir frech ins Gesicht gelogen.«
»Aber warum? Warum lügt ein Pfarrer!«, rief Kurt.
»Um seinen ernstzunehmendsten Konkurrenten bei der Wahl des neuen Hauptpfarrers zu eliminieren. Berg ist schon zweimal wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt worden. Das Einzige, was gegen Bengt Måårdh spricht, ist sein Ruf, ein Schürzenjäger zu sein, und dieses Gerücht hat ebenfalls Berg in die Welt gesetzt. Auch wenn sich mit der Zeit herausstellen sollte, dass die Beschuldigungen gegen Louise Måårdh unbegründet sind, hilft es nichts mehr, denn dann ist die Wahl längst vorbei, und Urban Berg ist Hauptpfarrer in Kullahult. Wir haben schon ganz zu Beginn unserer Ermittlungen unsere Witze gemacht und gesagt, die Pfaffen in diesem Fall seien die reinsten Klatschweiber, aber Urban Berg ist noch was Schlimmeres. Er ist ein Lügner und Intrigant.«
Kurt seufzte.
»Was, findest du, sollen wir tun?«
»Ihn als das Schwein hinstellen, das er ist. Wir erzählen einfach, was passiert ist. Ich suche die Akten über seine Trunkenheit am Steuer heraus. Dann werde ich dir detailliert berichten, was er vorige Woche zu mir gesagt hat. Natürlich werden wir keinen Zweifel daran lassen, dass Louise Måårdh unschuldig ist. Du schreibst ganz einfach die Wahrheit.«
»Ist etwas dran an der Sache, dass die Eheleute Måårdh in den letzten Jahren auffällig viel Geld gehabt haben?«
Irene lächelte, als sie antwortete:
»Bengt und sein Bruder haben vor einigen Jahren einen kinderlosen Onkel beerbt. Es ging um sehr viel Geld. Louise und er haben es niemandem erzählt. Es wird immer so viel geredet …«
»Und das soll ich wohl auch schreiben«, stellte Kurt fest.
»Natürlich.«
»Urban Berg, der Ärmste. Und ich armes Schwein erst.«
»Mit euch muss man wirklich kein Mitleid haben. Das ist das Mindeste, was du tun kannst: zu versuchen, die Sache wieder einzurenken. Dieses Mal hat es wirklich Unschuldige getroffen. Denk dran: Ich will eine Schlagzeile auf der ersten Seite!«
»Okay, okay. Geht in Ordnung.«
»Und? Zwei Tage London auf unsere Kosten und außer einem Pflaster auf der Stirn hast du nichts vorzuweisen?«
Kommissar Andersson trommelte mit den
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