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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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feuchten Kaffeefleck. Die dunkelblauen Jeans waren knittrig, und in ihren Pantoffeln mit den umgetretenen Fersenkappen war sie barfuß. Mit einer müden Handbewegung forderte sie Irene auf, einzutreten.
    Die Måårdhs wohnten nicht in einem älteren Pfarrhaus, sondern in der Nähe von Ledkulla in einem relativ neuen Einfamilienhaus. Die Teppiche, Tapeten und Vorhänge waren in Pastelltönen gehalten, die gut zu den Möbeln aus hellem Birkenholz passten. Die Wände waren mit Bücherregalen voll gestellt. Das ganze Haus atmete Frieden und Bildung. Obwohl sich Irene damit eigentlich nicht auskannte, fiel ihr auf, dass Teppiche und Kunstwerke sehr kostbar waren. Ihr war klar, dass der Verdacht und der Neid über die Jahre sehr viel Nahrung erhalten hatten.
    Wie konnten sie sich das alles nur leisten? Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Sie hatte mit sehr viel Geld zu tun. Es konnte doch kein Problem sein, hier und da mal ein paar Tausender abzuzweigen. »Die leg ich zur Seite«, hatte Povel Ramel in einem alten Schlager gesungen, aber da war es wohl um Bretter gegangen.
    Louise ging voran in das helle und hohe Wohnzimmer.
    »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte sie mit tonloser Stimme.
    Irene setzte sich in einen eleganten, mit hellgrauem Schaffell bezogenen Sessel. Er war außerordentlich bequem. Louise ließ sich auf das graue Ledersofa gegenüber fallen. Irene war verlegen und begann vorsichtig:
    »Ich verstehe, dass das für Sie furchtbar sein muss. Wir tun alles, um herauszufinden, wie das passieren konnte. Es war einer von vielen Tipps, denen wir nachgegangen sind. Reine Routine … Wie die GT davon erfahren hat, wissen wir nicht.«
    »Ich kann nicht zur Arbeit. Man hat uns in der Zeitung verleumdet. Das kommt einer Verurteilung gleich. Es spielt auch keine Rolle, dass alles nicht stimmt. Die Leute werden trotzdem glauben, dass da was ist. Wir haben bereits anonyme Anrufe erhalten. Ich wage nicht mal, die Post reinzuholen.«
    »Haben die Zeitungen schon angerufen?«
    Wie als Antwort auf ihre Frage klingelte das Telefon. Nach zweimaligem Klingeln war es wieder still. Offensichtlich hatte jemand in einem anderen Teil des Hauses den Hörer abgehoben. Wahrscheinlich war Bengt zu Hause.
    »Die rufen die ganze Zeit an. Sie können sich an zwei Fingern abzählen, um welche Kirchenbuchhalterin es im Zusammenhang mit den Satanistenmorden geht. In Kullahult gibt es nur eine: mich.«
    Ihre Stimme war noch immer beunruhigend ausdruckslos. Plötzlich gelang es ihr nicht mehr, ihre hart erkämpfte Ruhe aufrechtzuerhalten. Laute Schluchzer ließen sie erzittern, und die Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, ohne dass sie den Versuch gemacht hätte, sie zu trocknen. Irene fand in einer ihrer Jackentaschen ein sauberes Papiertaschentuch und stand auf, um es Louise zu geben.
    Irene spürte, wie sich in ihr Mitleid mit Louise zunehmend Wut mischte. Falsche Gerüchte sind infam, dachte sie, gemein und widerlich … man kann sich nicht gegen sie wehren. Energisch setzte sie sich zu Louise aufs Sofa. Die Wut auf den, der dieses unnötige Leid verursacht hatte, machte ihre Stimme kalt und sachlich.
    »Hören Sie. Urban Berg hat mich im Präsidium aufgesucht und behauptet, Sten Schyttelius hätte den Verdacht geäußert, Sie hätten Geld der Gemeinde veruntreut. Da es sich um eine so wichtige Mordsache handelt, müssen wir natürlich jedem Tipp nachgehen. Die Gefahr, als Betrüger dazustehen, könnte in der Tat ein Mordmotiv sein …«
    Irene kam nicht weiter. Louise sprang auf. Ihr apathischer und feuchter Blick war einer wahnsinnigen Wut gewichen.
    »Urban Berg! Dieser versoffene, scheinheilige Affe! Ich bring ihn um!«
    Unter den bestehenden Umständen war die Wortwahl nicht besonders glücklich, aber Irene konnte sie verstehen. Bengt Måårdh hingegen, der gerade aufgetaucht war, sah erstaunt aus und blieb ratlos in der Tür stehen.
    »Aber meine Liebe, was ist …?«, begann er unbeholfen.
    Seine braunen Augen hinter den dicken Brillengläsern blickten vollkommen verwirrt.
    »Urban Berg! Dieser hinterfotzige Urban! Er steckt also hinter dieser Sache!«
    Irene und Bengt brauchten fast zehn Minuten, bis sie Louise mit vereinten Kräften so weit beruhigt hatten, dass Irene die Möglichkeit hatte, ihr etwas zu erklären.
    »Hören Sie zu, Louise. So stelle ich mir das vor …«
     
    Als Erstes rief Irene ihn an, als sie wieder in ihrem Büro war. Sie hatte seine Durchwahl.
    »Höök!«, antwortete er eifrig.
    »Hier ist Irene

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