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Tod im Pfarrhaus

Tod im Pfarrhaus

Titel: Tod im Pfarrhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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könnte. Der Wind und das graue Wetter ermunterten einen jedoch nicht zu irgendwelchen Terrassenfesten. Irene zog die gemütliche Kneipenatmosphäre im Erdgeschoss vor.
    Sie suchten sich einen freien Tisch und hängten ihre Jacken über die Lehnen. Jeder Tisch hatte eine Nummer. Man musste an der Bar bestellen und die Tischnummer angeben. Nach einer Weile brachte ein Kellner dann das Essen. Natürlich ging man selbst auch nicht mit leeren Händen zurück zum Tisch, sondern mit einem beschlagenen Bierglas.
    Irene hatte sich für Lasagne entschieden und Glen für Ofenkartoffel mit Thunfischcreme. Das Essen war schmackhaft und reichlich. Irene verstand nicht, warum die Engländer als Köche einen so schlechten Ruf hatten. Sie war erst zwei Tage im Land und hatte immer ausgezeichnet gegessen. Ehrlicherweise musste jedoch gesagt werden, dass sie noch keine typisch englischen Gerichte probiert hatte, sondern nur chinesische, südamerikanische und italienische. Der dunkelhäutige Halbschotte oder Halbbrasilianer Glen hatte ihr dabei immer Gesellschaft geleistet. Nichts auf ihrer Reise war bisher eigentlich typisch englisch gewesen. Höchstens das Bier.
    »Was hatten Sie für einen Eindruck von Rebecka?«, fragte Glen.
    »Sie ist wirklich krank. Das sieht man. Obwohl ich nicht weiß, ob es nur Depressionen sind. Ich hatte das Gefühl, dass sie wahnsinnige Angst hat. Irgendwie scheint ihr diese Angst ihre gesamte Kraft zu rauben. Sie war vollkommen fertig.«
    Glen nickte.
    »Ich hatte auch das Gefühl, dass sie Angst hat. Aber trotzdem hat sie mit Ihnen gesprochen.«
    »Ja. Sie beantwortete meine Fragen. Aus ihren Antworten haben wir allerdings nicht viel Neues erfahren. Ich habe das Gefühl, dass sie nicht alles erzählt hat. Wovor hat sie Angst? Und vor wem? Wieso erzählt sie das nicht?«
    »Viele unbeantwortete Fragen«, stellte Glen fest.
    »Ich weiß immer noch nicht, ob sie Angst um ihr Leben hat. Sie bestritt, dass jemand aus ihrer Familie bedroht worden sei. Und doch wurden die anderen drei ermordet.«
    Glen sah sie nachdenklich an.
    »Rebecka ist rätselhaft. Ich finde sie faszinierend. Sie sieht gut aus und ist intelligent, andererseits aber vollkommen verängstigt und verschlossen. Sie müssen noch mal mit ihr reden. Wir müssen wohl etwas Zeit verstreichen lassen, aber dann müssen Sie sie irgendwie zum Reden bringen. Ein Problem ist, dass sie von der Beerdigung oder von einer Reise nach Schweden nichts wissen will. Es war vollkommen unmöglich, das auch nur anzusprechen«, meinte er.
    »Von wem wissen Sie das?«
    »Vom Pfarrer der Seemannskirche, der dabei war, als wir Rebecka von den Vorfällen unterrichteten. Er bat sie, von sich hören zu lassen, wenn sie jemanden braucht, beispielsweise einen Bestattungsunternehmer. Sie hat sich aber bis heute nicht mehr bei ihm gerührt. Das bekümmert ihn, da ja einiges zu regeln ist, was die Beerdigung und den Nachlass betrifft.«
    »Ich kann ihn anrufen, wenn Sie wollen. Es wäre vielleicht gut, wenn er sich bei Doktor Fischer meldet. Dieser kann die Fragen dann mit Rebecka durchgehen, sobald er den Eindruck hat, dass es ihr etwas besser geht.«
    »Das könnte eine Lösung sein.«
    Glen zog sein Notizbuch aus der Tasche und blät terte eine Weile, bis er die gesuchte Nummer fand.
    »Hier! Kjell Sjönell, Pfarrer der schwedischen Seemannskirche«, las er vor.
    Irene lachte, als Glen versuchte, das schwedische Sj richtig auszusprechen. Sie schrieb sich Sjönells Nummer auf und wann er zu erreichen war.
     
    Sie gingen die Themse entlang und unterhielten sich über die dramatischen Vorfälle der letzten vierundzwanzig Stunden.
    »Ich protokolliere, was Sie mir über den Überfall erzählt haben. Dann faxe ich Ihnen das durch, da mit Sie es durchlesen und unterschreiben können. Ich weiß nicht recht, ob Sie nicht wieder herkom men und beim Prozess gegen die beiden Gangster aussagen müssen. Falls sie sich überhaupt soweit erholen, dass es zum Prozess kommt«, sagte Glen.
    »Warum haben sie sich wohl gerade mich als Opfer ausgesucht?«, meinte Irene nachdenklich.
    »Tja. Eine Frau, die allein aus einem Restaurant kommt, in dem was los zu sein scheint. Die Chance, dass sie nicht ganz nüchtern ist, war recht groß. Ein perfektes Opfer für einen Raubüberfall.«
    Plötzlich erinnerte sich Irene an das Taxi, das sie gesehen hatte, als sie auf die Straße getreten war. Da es in dem Restaurant heiß gewesen war, hatte sie ihre Jacke offen gelassen. Natürlich hatten der

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